Die Visualisierung des Neubaus zeigt den Blick auf die künftige Halle aus südöstlicher Richtung. Foto: Jörg Röhrich/renderbar

Es wird ernst beim Reichenbacher Jahrhundertprojekt: Der Gemeinderat beschließt den Bau einer neuen Sporthalle mit Mensa. Die soll günstiger werden als ursprünglich geplant – dank einiger „Optimierungen“.

Reichenbach - Geschätzte 17 Millionen Euro für einen Neubau – diese Größenordnung gab es in Reichenbach noch nie. Doch der Rückhalt im Gemeinderat ist groß. Immer, wenn der Neubau der Sporthalle auf der Tagesordnung steht, liegt freudige Erwartung in der Luft. Das war auch dieses Mal so, noch befeuert durch den Planerreigen, der vor dem Gremium aufmarschierte: Acht Experten, vom Architekten bis zum Tragwerksplaner, berichteten vom Stand der Dinge.

 

Barrierefreier Zugang hat Vorrang

In den vergangenen Monaten war im Bauausschuss, dem auch Vertreter der späteren Nutzer – das sind in erster Linie der Radsportverein, der Turnverein und die Schule – angehörten, noch intensiv diskutiert worden, unter anderem über die Ausstattung der Vereinsküche und die Frage, ob ein Teil des Flurs gebraucht wird oder vielleicht einem Geräte- und Abstellraum zugeschlagen werden könnte. Man benötige diese Fläche aber für den barrierefreien Zugang, stellte Bürgermeister Bernhard Richter klar.

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Die Beteiligten im Ausschuss wurden sich in allen Fragen einig, unter anderem auch darüber, dass in der künftigen Halle nicht „geharzt“ wird. Das bedeutet, dass die älteren und höherklassigen Handballer hier nicht spielen können, denn sie nutzen das Haftmittel, dessen Spuren wiederum für den Radsport schädlich wären. Folglich hat man sich geeinigt, dass die entsprechenden Teams in der Brühlhalle trainieren sollen.

Auf eine Brandmeldeanlage wird verzichtet

Auch die Planer haben verschiedene Arbeitsaufträge aus dem Ausschuss bekommen und wurden in der Sitzung für die akribische Abarbeitung gelobt. Man könne sagen, „dass die Beteiligungskultur beispielhaft war“, sagte Marieke Beier (Grüne). Der Gemeinderat selbst hatte den Projektsteuerern von Drees & Sommer im Frühjahr unter anderem mit auf den Weg gegeben, nach möglichen Kosteneinsparungen zu suchen. Deshalb stehen als aktuelles Budget nun 930 000 Euro weniger als zuvor unterm Strich. Erreicht wurde das durch verschiedene „Optimierungen“, in erster Linie bei der Technik. So muss anders als ursprünglich angenommen keine Brandmeldeanlage eingebaut werden: Die Feuerwehr habe bestätigt, dass dies in dem neuen Gebäude verzichtbar sei, dank der vielen Ausgänge und Fluchtwege. Bei der Küchentechnik wurde durch den Verzicht auf eine Kühlzelle gespart, stattdessen setzt man auf herkömmliche Kühlschränke. „Die Qualität hat nicht gelitten. Sie haben nach wie vor ein hervorragendes Gebäude“, sagte Architekt Tom-Philipp Zoll mit Blick auf die Einsparungen.

Ladestation für Elektroautos

Weitere Änderungen gegenüber der Präsentation im Frühjahr: Ein kleiner Windfang am Schülereingang, eine innenliegende Beschattung an der südlichen Fassade. Die Sporthalle wird um einen Meter schmaler, was ihrer Wettkampftauglichkeit keinen Abbruch tut, sich aber ebenfalls positiv auf die Finanzen auswirkt. Die E-Ladestation am Gebäude wird zwar gebaut, nun aber entweder den Gemeindewerken oder der EnBW zugeordnet. Das gesamte Bauwerk soll rund 40 Zentimeter tiefer im Gelände stehen, was Vorteile bei den Zugängen bringt. Und die Holzpelletheizung wird nicht unter dem Neubau, sondern im Keller der Realschule untergebracht. Dort gibt es genug Platz, um im Lauf der Zeit weitere Heizkessel einzubauen, die auch die anderen Gebäude auf dem Campus versorgen können: „Kesselkaskade“ nennen die Techniker diesen Aufbau.

Kein vorauseilender Ausbau von Fotovoltaik

Das Echo aus dem Gemeinderat war rundum positiv. Thorsten Höger (FW) bat darum, dass auch während der Baustellenzeit der Hartplatz im Freien zumindest teilweise nutzbar bleibt. Das könnte allerdings schwierig werden. Sigrid Bayer (SPD) stufte die Änderungen als positiv ein. Für den vier Meter hohen Geräteraum müsse man intelligente Schranklösungen finden, um keinen Platz zu verschenken. Karl Neher (LiGA) sprach Fotovoltaik auf dem Parkplatz an, die ja ab dem kommenden Jahr verpflichtend werde: „Wir haben als Gemeinde eine Vorbildfunktion.“ Dem widersprach der Bürgermeister: Man werde nicht vorauseilend Verordnungen erfüllen, sondern Fotovoltaik da installieren, wo man es für sinnvoll halte.

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Unterm Strich stehen derzeit 16,9 Millionen Euro an Kosten, während man im Juni noch von 17,8 Millionen Euro ausgegangen war. Darin ist allerdings kein Puffer für Kostensteigerungen oder Unvorhergesehenes enthalten. Förderanträge laufen teils bereits, Bescheide sind aber noch nicht eingegangen. Der Bauantrag werde auf jeden Fall noch vor Jahresende gestellt, so der Bürgermeister und der Projektsteurer Simon Mittner von Drees & Sommer. Wenn alles glattgeht, könnte der Neubau 2024 in Betrieb gehen.

Noch sind einige Fragen zum Hallenbau offen

Kühlung
 Als neue Idee haben die Gebäudetechniker eine „adiabate Kühlung“ für die Halle angeregt. Das ist ein recht einfaches System, das auf dem Prinzip der Verdunstungskälte beruht. Es würde rund 25 000 bis 30 000 Euro an Mehrkosten bedeuten und soll nun in Abhängigkeit vom gesamten Ausschreibungsergebnis eingebaut werden oder auch nicht.

Hallendach
Anfang des kommenden Jahres muss der Gemeinderat noch über die Tragwerkskonstruktion für das Hallendach entscheiden. Hier steht eine Holzkonstruktion – wohnlicher und schalldämmender – gegen eine technisch anmutende Stahlkonstruktion. Die Holzvariante ist rund 320 000 Euro teurer.