Szene aus „Hops“ Foto: Netflix

Netflix und Apple erzählen vom Sport: Die Trickserie „Hoops“ tut das richtig garstig böse, die Realserie „Ted Lasso“ herzig und herzerwärmend. Aber super sind sie beide.

Stuttgart - Wer glaubt, als Manager einer Fußballmannschaft müsse man ein beinharter Knochen sein, der kennt Ted Lasso nicht, den Titelhelden einer verschmitzten Komödienserie beim Streamingdienst Apple TV+. In „Ted Lasso“ begegnen wir der personifizierten Deeskalation selbst, einem gutherzigen Amerikaner, der in England eine zerstrittene Gurkentruppe Kicker aufmöbelt.

Wer glaubt, als Sporttrainer in einer Zeichentrickserie müsse man ein knuffiges, kindgerechtes Männlein sein, der kennt Coach Ben Hopkins nicht, die Hauptfigur der neuen Animationsserie „Hoops“ bei Netflix. Dieser vulgäre, frustrierte und boshafte Kerl soll die Basketball-Versagertruppe einer Highschool in Kentucky auf Vordermann bringen.

„Hoops“ denkt „South Park“ konsequent zu Ende

Lasso und Hopkins bilden so ein wunderbares Gegensatzpaar, dass man neuen Respekt vor dem Zufall bekommt, der die beiden in einer Saison zusammengeführt hat. Allerdings kommen sie ganz unterschiedlich an: Lassos aus Heiligenschein, Dorftrotteltum und Küchenphilosophie gemixter Charme bezwingt Kritiker und Nutzer reihenweise, während Hopkins im Netz ausgebuht wird. Ausnahmsweise muss man ihm da mal Recht geben: Die Welt verkennt ihn.

Was mit den „Simpsons“ begann, mit „South Park“ und vielen anderen Serien weiterging, wird vom „Hoops“-Serienentwickler Ben Hoffman – einem hierzulande wenig bekannten Comedian und Country-Musik-Satiriker – konsequent zu Ende gedacht: TV-Trickfiguren werfen alle Putzigkeit ab und zerren die miesesten Seiten von Realität und Popkultur ans Licht.

Hässlichkeit ist Trumpf

Filme und Serien über gehandicapte Schul- , Nachwuchs– und Provinzmannschaften aller Sparten gehören zum Grundrauschen amerikanischer Selbstvergewisserung. Auch Underdogs können es schaffen, wird da erzählt, Anstrengung lohnt sich, Niederlagen bringen uns Stück um Stück voran, lassen uns reifen auf dem Weg zum Ziel. Meist rettet nicht nur der Trainer die Mannschaft, die neue Aufgabe rettet auch den Trainer. Der von Jason Sudeikis gespielte Ted Lasso etwa kommt auch darum nach England, weil zuhause seine Ehe in Trümmern liegt. Eine Trennung auf Probe ist die letzte Chance, und je mehr er sich auf seine Mannschaft konzentriert, desto weniger klammert er.

„Hoops“ verweigert sich Positivem völlig. Hopkins und die Typen drumherum sind von Niederlagen zerfressen, von vornherein zu bekloppt, um Ziele zu haben, oder auf unerschütterliche Weise nur darauf aus, für sich selbst das Beste herauszuholen. Die stark reduzierte Animation hat ebenso Methode wie die Weigerung, nacherzählbare Pointen zuzufeilen. Hässlichkeit ist Trumpf, die Dialoge bestehen aus Obszönitäten und derben Flüchen. Aber aus Quantität des Doofen wird Qualität. Schaut man das eine Weile, kommt einem die monotone Aggression als Reaktion auf das Leben wild komisch vor. Wäre Hopkins eine Mülltonne, die Männer von der Müllabfuhr würden sich weigern, das Ding anzufassen, bevor es nicht einmal grundgereinigt wurde.

„Lass uns mal vom Guten träumen“

Rund um Lasso dagegen sind so nette, herzige Typen versammelt – sogar die Querschläger, Intriganten und Egomanen haben etwas Liebenswertes –, dass das Süßliche sich schon wieder augenzwinkernd ironisiert. Lasso, der noch nicht weiß, dass die Klub-Eigentümerin auf sein Scheitern setzt, ist so rührend menschenfreundlich, dass man das Angebot der Serie wahrnehmen will, dieses „lass uns mal vom Guten träumen.“ Am besten schaut man den Optimismus von „Ted Lasso“ und den Pessimismus von „Hoops“ abwechselnd, das justiert prima den Kompass.