Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Mit „Burlesque Affairs“ will das Friedrichsbau-Varieté an den Erfolg der Varieté-Show „Affairs“ anknüpfen.

Stuttgart - Hier schwärmen sie noch immer: vom berauschenden Erfolg der prickelnden Show beim Publikum, vom Renommee, das sie damit eingefahren haben, sogar weit übers Ländle hinaus. Sogar von denen in der Stadt, die mit dem Burlesque-Festival schnell mal auf den Run aufgesprungen sind. Und natürlich von der Lust, noch einmal so einen Scharfmacher ins Werk zu setzen. Der Erfolg der Varieté-Show „Affairs“ jedenfalls hat die kreativen Kräfte und die Fantasie im Friedrichsbau nicht erschlaffen lassen – und deshalb machen sie es jetzt noch einmal: mit demselben Regisseur und fast identischem, sehr internationalem Ensemble: „Burlesque Affairs“, die neue Eigenproduktion des Friedrichsbau-Varietés hat an diesem Freitag Premiere.

Doch es ist eine echte Premiere, keine Wiederaufnahme: „Alles ist neu, auch die Bühne. Nur die Jonglage-Nummer des Duos Les Dudes taucht wieder auf, allerdings gestrafft und anders inszeniert“, versichert der Regisseur Ralph Sun, der eigentlich schon wieder am Schwärmen ist: „Es war nicht nur der Erfolg, der uns bewegt hat, eine Anschlussproduktion zu machen. Es war vor allem die überragende Harmonie im Team, die mich überzeugt hat, dass wir das einfach machen müssen.“ Ein Wohlfühlfaktor, der für ihn wichtig ist: „Wir arbeiten hier ja sehr, sehr eng zusammen. Wenn es im Team nicht stimmt, merkt man das auf der Bühne sofort.“ In dem Fall aber wird andersherum ein Schuh draus: „Ich bin überzeugt, dass sich dieses positive Feeling füreinander, diese Zartheit und Leidenschaftlichkeit aufs Publikum überträgt.“

Anarchisches und Buntes

Beim Design der „Burlesque Affairs“ hatte sich der Regisseur gefragt: „In welche Richtung kann unser Weg gehen?“ Und dabei diese Antwort gefunden: „Wir machen noch weniger Reminiszenz an die Historie der Gattung, sondern bringen es weiter in die Moderne hinein.“ Das spiegle sich in der minimalistischen Bühne, durch die die Akteure komplett im Mittelpunkt stünden: „Wir machen keine schlichte Abfolge von Nummern, sondern bieten ein Portfolio verschiedener Stilrichtungen.“ Außerdem habe er „mehr verdeckte Messages eingebaut“. Botschaften, die Akzentverschiebungen bringen. Anarchisches etwa bei den Comedians, neue Farben mit der aus dem Fetischbereich kommenden Burlesque-Künstlerin Louise L’Amour aus Portugal.

Die eigentliche Qualität aber sieht die Italienerin Janet Fischietto, die auch das Covergirl der Show gibt, „in der Verschmelzung von Burlesque-Tanz und Varieté-Kunst. Deshalb hat mich die Fortsetzung so interessiert“, betont sie und fügt hinzu: „Ach, ich genieße es, wieder hier zu sein! Ich genieße es so sehr!“

Alles wird frivoler

Für Mirko Kröckenberger, den Equilibristik-Star aus Berlin, ist das Ganze so „wie ein großes Klassentreffen. Es kommt ja sehr selten vor, dass man sich an einem Hause zu so einer Form der Weiterarbeit trifft.“ Und dann muss auch er, na klar, ein bisschen schwärmen: „Es ist ein Traum, wieder hier zu sein. Wir sind eben nicht nur eine zusammengewürfelte Truppe. Wir sind mehr. Das wird man auch auf der Bühne sehen!“ Und dann deutet er an, was einen Unterschied machen wird zur Vorgängerproduktion: „Es wird noch ein bisschen frivoler.“

Aber ist das überhaupt interessant in Zeiten, in denen nackte Haut und mehr wohlfeil und im Übermaße zu Markte getragen wird? Ferkel Johnson, der wieder den so charmanten wie verruchten Maître de Plaisir gibt, stellt klar: „Es geht nicht um Nacktheit. Das ist langweilig, das gibt es tatsächlich im Überfluss. Hier geht es um das Spiel mit Nacktheit, um Fantasie, um die Bilder im Kopf. Also um den Unterschied zwischen Sex und Erotik, um es mal direkt zu sagen.“

Paar-Artistik mit starker Frau

Genug der Worte, jetzt wollen sie beim Pressegespräch auch ein paar Kostproben von „Burlesque Affairs“ geben. Mit magischen Lichtwechseln wird die Bühne für das elfköpfige Ensemble in einen schattenhaften Hintergrund und lasziv-rauchigen Vordergrund geteilt, bis sich alles mischt: ein prickelndes Entree mit dem perfekten Titel: „Hey Stripper“! Rot geflutet die Bühne für den Tango von Louise L’Amour. Schon die Stoffe verbreiten pure Sinnlichkeit. Pailletenschillernde Korsagen, fließender Satin und bald schon ein Nichts aus Bändchen und Stöffchen und Verführung pur.

Hoch in der Luft zelebriert Miss Skopalova aus Australien ihren „Aerial Tango“, mit atemberaubender Ringartistik und Bänderzauber. Es folgt Handstandartistik mit einer atemberaubenden Umkehr der Rollen, mit einer sehr starken Frau also. Paar-Artistik vom Feinsten! Und wenn Ferkel Johnson „The Naked Ukulele Player“ gibt, mit einer Kindergitarre als Feigenblatt, dann achte man auch auf die tiefergelegten Strumpfhalter! Zum kleinen Finale dann grandiose und verdammte witzige Jonglage: neues Futter zum Schwärmen.