Die katholische Kirche St. Josef soll in Zukunft mit der Kirche St. Theresia in Weilimdorf und mit Salvator in Giebel eine Gesamtkirchengemeinde bilden. Foto: Leonie Schüler

Die Kirchen St. Josef, Salvator und St. Theresia werden zu einer Seelsorgeeinheit verschmolzen. Geplant ist nicht nur, die drei Gemeinden verwaltungstechnisch zusammenzulegen. Sie sollen auch in verschiedenen Bereichen mehr miteinander kooperieren.

Stuttgarter Norden - Das Einverständnis aus Rottenburg ist erteilt. Das bischöfliche Ordinariat hat sein Plazet gegeben und ordnet die katholischen Kirchengemeinden in Stuttgart neu. Kurz gefasst heißt das: Nun kann es offiziell losgehen. Die 46 Stuttgarter Einzelgemeinden werden verwaltungstechnisch in den kommenden Jahren zu zwölf größeren Einheiten zusammengefasst.

„Mit großer Freude nehmen wir die Nachricht auf, dass Bischof Gebhard Fürst den Vorschlägen und Beschlüssen der Stuttgarter Kirchengemeinden und des Stadtdekanatsrates gefolgt ist“, sagt Stadtdekan Christian Hermes. Bei den Katholiken an der Basis hatte Hermes bereits in den vergangenen Jahren kräftig für die Umsetzung des Reformprojektes geworben. Anfang 2014 war er zum Beispiel in die katholische Kirchengemeinde St. Theresia in Weilimdorf gekommen. Dort hörten ihm rund 100 Anwesende zu, stellten Fragen und diskutierten über die Auswirkungen der angestrebten Strukturreform. „Manche Mitglieder äußerten auch die Sorge, dass ihnen St. Theresia als ihre kirchliche Heimat verloren gehen könnte“, sagt Claus Mayer, der stellvertretende Kirchengemeinderatsvorsitzende von St. Theresia. Doch dies sei nicht das Ziel: „Die Unabhängigkeit der Gemeinden soll bewahrt werden. Wir wollen nicht alles zusammenwerfen“, betont Christian Monka. Der zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderats von St. Josef in Feuerbach beurteilt den eingeschlagenen Prozess positiv. „Aufgrund der demografischen und finanziellen Entwicklungen müssen wir schauen, welche Schritte notwendig sind, damit wir als Kirche zukunftsfähig bleiben“, sagt Monka.

Der Reformprozess läuft bereits

Inzwischen haben sich die Gemeinden auf diesen Weg gemacht: „Wir sind schon in der Umsetzungsphase“, sagt Alexander Lahl, Geschäftsführer des katholischen Stadtdekanats. Im Falle der katholischen Kirchen von Feuerbach, Weilimdorf und Giebel bedeutet dies, dass St. Josef, das bisher eine eigene Seelsorgeeinheit mit St. Monika in Feuerbach bildet, ab 2015 mit St. Theresia in Weilimdorf und mit Salvator in Giebel zusammengehen wird. Am 1. Januar 2016 soll der zweite große Schritt erfolgen. Dann werden die Seelsorgeeinheiten und die darin zusammengefassten Gemeinden in ein rechtsfähiges Gebilde gegossen und neue Grenzen erhalten. „Sie werden als Gesamtkirchengemeinden zu Körperschaften des öffentlichen Rechts“, berichtet Lahl. Sinn dieser Maßnahme ist, die Basis dafür zu legen, dass die katholische Kirche in Stuttgart größere Verwaltungseinheiten schaffen kann: „Bisher musste jede Gemeinde ihren eigenen Haushaltsplan aufstellen. In Zukunft reduzieren wir dieses Geschäft erheblich, denn wir müssen als Gesamtkirchengemeinde nur noch einen Haushaltsplan aufstellen“, sagt Monka, Mitglied der Steuerungsgruppe. Durch die Bildung der größeren Einheiten sollen Kosten und Ressourcen gespart werden – auch im Bereich kirchlicher Mitarbeiter.

An neuen Nutzungskonzepten wird gearbeitet

Stefan Ilk, Gemeindereferent in St. Josef rechnet damit, dass man „personell enger zusammenrücken“ werde. Die neue Gesamtgemeinde ist mit 14 383 Katholiken zahlenmäßig die zweitgrößte in ganz Stuttgart. Auf der Hand liegt, dass es ein Spagat wird, einerseits die Autonomie der Gemeinden zu erhalten und andererseits den kirchlichen Kompass vor Ort neu auszurichten. Fest stehe, dass jede Gemeinde weiterhin ihren sonntäglichen Gottesdienst behalten werde, sagt Karl-Georg Thomas vom Kirchengemeinderat St. Josef. Gleichzeitig soll das pastorale Reformprojekt, das unter dem Motto „Aufbrechen“ steht, auch Spielräume für neue Nutzungsideen schaffen. So wolle man die Gemeinderäume von St. Monika in Zukunft dafür verwenden, die bereits dort untergebrachte Kindertagesstätte zu vergrößern: „Ab dem Frühjahr des kommenden Jahres soll die dortige Kita zweizügig werden“, sagt Thomas. Gleichzeitig werde der Sakralraum von St. Monika weiter für kirchliche Feiern zur Verfügung stehen. „Dort könnten Gottesdienste für Familien oder Geschiedene abgehalten werden“, schlagen Thomas und Monka vor.

Immobilienbestand wurde bereits untersucht

Geplant ist aber auch, dass die Einzelgemeinden in bestimmten Themenfeldern mehr miteinander kooperieren und ihre Kräfte bündeln. „Bei uns in St. Josef machen die Jugendlichen regelmäßig eine Fahrt nach Taizé. In Zukunft können wir das gemeinsam mit den anderen Gemeinden organisieren“, sagt Gemeindereferent Ilk. Traditionell sei die Jugendarbeit in St. Josef wie in St. Theresia sehr stark. Das gilt übrigens auch für die Salvator-Gemeinde in Giebel. Dort organisiere Pater Konrad mit Jugendlichen immer mal wieder kirchliche Feiern unter dem Motto „Nightfever“. Moderne Musik, Meditation und Kerzenschein spreche die Jugend an: „Ich denke, dass man ein gutes Projekte wie dieses ausweiten könnte und gemeinsam veranstalten könnte“, sagt Kirchengemeinderat Claus Mayer aus Weilimdorf.

Spannend dürfte werden, ob in Zukunft alle Pfarrstellen wieder besetzt werden. Gerhard Ott, Pfarrer in St. Josef, wird sich Ende des Jahres in den Ruhestand verabschieden. Diese frei werdende Stelle sei im kirchlichen Amtsblatt der Diözese Rottenburg-Stuttgart bereits ausgeschrieben, sagt Dekanatsgeschäftsführer Lahl. Pfarrer Hanns Schäfer ist nach eigenen Angaben noch zwei Jahre im Amt, seine Stelle wird also 2016 vakant. In Zukunft soll es einen leitenden Pfarrer geben. Er kümmert sich um Verwaltungsaufgaben in der Gesamtgemeinde. Die anderen Seelsorger sind schwerpunktmäßig für pastorale Angelegenheiten zuständig. Vorstellbar ist, dass in Zukunft im Bereich der Pfarrämter Stellen eingespart werden.

Und was passiert mit dem Immobilienbestand? Alle Gebäude wurden bereits im Zuge des bisherigen Reformprozesses kritisch unter die Lupe genommen. Die eigens dafür beauftragte Firma hat eine Expertise zu den Gebäuden erstellt. Darin geht es nicht nur um den baulichen Zustand, sondern es wurde auch eine Analyse erarbeitet, wie die kirchlichen Gebäude in Zukunft sinnvoll genutzt werden könnten. An manchen Orten wie zum Beispiel in der Gemeinde St. Peter in Cannstatt sei die Standortentwicklung bereits in vollem Gange, sagt Stadtdekanatsgeschäftsführer Lahl.