Eine runde Sache waren schon die Hochräder der Anfangszeiten. Foto: factum/Bach

Das Fahrrad ist 200 Jahre alt. In Mannheim erfunden, wird seine Geschichte nun im Strohgäu dargestellt.

Gerlingen - I n E-Bike-Zeiten will keiner mehr mit den klobigen Drahteseln der Anfänge herumkurven. Die bestanden aus eisenbeschlagenen Holzrädern, hatten weder Bremse noch gefederten Sattel. Es muss eine Tortur gewesen sein, damit zu fahren. Karl Drais tat dies am 12. Juni 1817 in Mannheimzum ersten Mal. Nach ihm ist die Draisine benannt. Die Geschichte des Fahrrads wird im Stadtmuseum Gerlingen dargestellt; Eröffnung ist am 8. Oktober. Die Museumsleitern Catharina Raible sucht noch Menschen, die runde Geschichten zum Thema Rad in Gerlingen kennen.

Den Grundbestand für die Ausstellung steuerte der Gerlinger Radsammler Fritz Ludmann bei. Die Ausstellung zeichnet die Geschichte des Fahrrads nach – von der ersten Draisine aus Holz bis zum modernen Mountainbike mit Stromantrieb. So hat das Museum mancherorts eher die Anmutung einer Fahrradhandlung als die eines Hauses für historische Bildung. Kurzweilig ist es trotzdem, sich im Alten Schulhaus der Geschichte des Fahrrads zu nähern. Das Haus wurde übrigens 1818 gebaut – ein Jahr nach dem ersten Fahrrad.

Grundbestand aus Gerlingen

In Gerlingen wurden auch Fahrräder gebaut: für Radsportler wie für Menschen, die das Rad fürs normale Fortkommen nutzten. Letztere bediente Paul Staiger mit seinem 1898 in Stuttgart gegründeten Geschäft. Von 1982 bis 1988 wurden die Räder im Werk in Gerlingen produziert. Staiger spaltete die Firma auf und gründete 1900 die Opel-Generalvertretung für Württemberg-Hohenzollern. Nicht für Massenkäufer, sondern für Radsportler arbeitete August Clauss. Im Frühjahr 1949 eröffnete er seine Werkstatt in der Ditzinger Straße. In den Sechzigern und Siebzigern bestellten Radsportgrößen wie Karl Link oder Piet Glemser ihre Rennmaschinen bei ihm.

Geschichten gesucht

Noch viele andere Themen stecken in der Ausstellung. So wurde beispielsweise das erste E-Bike von einem Mitarbeiter eines großen Gerlinger Unternehmens erfunden. 1983 sah die Firma dafür keinen Markt, heute ist sie mit wesentlichen Teilen im Premiumbereich am Markt dabei. Der Gerlinger Radsportverein ist in der Schau vertreten, und auch Kinderlaufräder spielen eine Rolle. Die Museumsleiterin Catharina Raible sucht übrigens noch Menschen, die weitere Geschichten beschreiben oder erzählen – Gerlingen und ein Fahrrad sollten darin vorkommen.