Das Ludwigsburger Residenzschloss will hoch hinaus. Bald soll es in einem Atemzug mit Schlössern wie Versailles oder dem Zarenpalast in St. Petersburg genannt werden. Foto: SSG

Die Restaurierung des Residenzschlosses Ludwigsburg geht in der neuen Saison in die heiße Phase. Wenn sie abgeschlossen ist, will man den Vergleich mit Versailles und Co. nicht scheuen.

Ludwigsburg - Versailles, Buckingham Palace, Schloss Peterhof – und eines Tages Ludwigsburg. In die Liga der großen königlichen Anwesen wird sich das Residenzschloss einreihen können, davon ist Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg überzeugt. Mit 4,6 Millionen Euro Investitionssumme ist die derzeit laufende Innenrestaurierung des Schlosses die „größte Restaurierungsmaßnahme, die jemals bei den staatlichen Schlössern gemacht wurde“ – zumindest, was das Interieur angehe, sagt Hörrmann.

Bevor das Residenzschloss aber in die Champions League der Schlösser aufsteigen kann, müssen seine Besucher einige Einschränkungen in Kauf nehmen. Oder wie Hörrmann es lyrischer ausdrückt: „Bevor die Rose blüht, muss man sich an den Dornen erfreuen.“

Alles soll wieder so aussehen wie um das Jahr 1800

Denn die Restaurierung gehe nun in die „extrem heiße Phase“, wie Patricia Peschel, die Chef-Konservatorin sagt. In diesem Jahr dreht sich nämlich alles um die Wiederherstellung der Wohnungen von König Friedrich I. und Königin Charlotte Mathilde. So ist das Apartement des Königs seit dem 1. März geschlossen, die Gemächer der Königin werden vom 1. August an den Besuchern nicht mehr zugänglich sein.

Es soll alles wieder so präsentiert werden, wie das Schloss auch um das Jahr 1800 aussah. Möbel werden also dort stehen, wo sie damals standen, nicht wo sie dem Besucher möglichst wenig im Weg sind. Gemälde kommen wieder in russischer Hängung an die Wand, obwohl das den Augen vieler europäischer Museumsfreunde nicht behagen wird – aber so war es eben Mode damals. Und Kronleuchter werden durch spezielle LED-Lampen an Kerzennachbildungen aus Tüll heller leuchten als bisher. Am Ende soll das Schloss von 2020 ein Besuchserlebnis auf königlichem Niveau bieten, das bis ins Detail der Originalsituation um 1800 entspricht. In Europa gebe es „nur weniges von vergleichbarer Authentizität“, sagt Patricia Peschel.

In der kommenden Saison dreht sich alles um Frankreich

Hörrmann befürchtet, dass das Schloss in der neuen Saison – sie beginnt am 16. März – den Besucherrekord von 2018 wegen der Baustellen nicht knacken können wird. Da kamen 360 000 Besucher ins Schloss, ein Plus von zweieinhalb Prozent. Nach Mercedes- und Porsche-Museum sei das Residenzschloss damit die drittgrößte Einrichtung zur Vermittlung des kulturellen Erbes des Landes, und das soll auch so bleiben. Man müsse bei den Leuten „Denkmalbegeisterung“ auslösen. Nur so könne man sie davon überzeugen, dass diese Bauten erhaltungswürdig sind. Das Schloss Ludwigsburg mache da mit seinen diversen durchaus modernen Erlebnis-Angeboten wie der Lego-Ausstellung oder dem Electrique Baroque einen guten Job.

In der kommenden Saison soll sich in den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württembergs alles um die Beziehung des deutschen Südwestens zum großen Nachbarn Frankreich drehen. So gibt es auch im Residenzschloss einige neue Sonderführungen „à la francaise“, beispielsweise eine Tour, bei der die Antworten der Geführten auf Fragen des Guides über den weiteren Weg der Führung entscheiden. Der französische Nationalfeiertag am 14. Juli soll ebenfalls mit einem umfangreichen Programm gefeiert werden.