Astrid Fünderich, bekannt als Erste Kriminalhauptkommissarin Martina Seiffert aus der Krimiserie Soko Stuttgart, hat ein neues Projekt: Sie liest mit Mike Zaka Sommerfeldt, ebenfalls Soko-Darsteller, Erich Kästner. Warum sie aufgeregt ist? Auch das erzählt die Korntal-Münchingerin.
Fans deutscher Krimiserien dürften Astrid Fünderich aus der ZDF-Produktion Soko Stuttgart kennen. Darin schlüpft die Schauspielerin aus Korntal-Münchingen seit rund 15 Jahren in die Rolle der Ersten Kriminalhauptkommissarin Martina Seiffert, die Leiterin der Soko. Astrid Fünderich ist aus der Krimiserie nicht mehr wegzudenken. Gerade steckt die 61-Jährige mitten in den Dreharbeiten für die neue, 16. Soko-Staffel, die seit Oktober im Fernsehen läuft. Das ist allerdings nicht der Grund für ihre momentane Nervosität.
Astrid Fünderich ist derzeit nämlich auch auf der Bühne zu sehen. Am Mittwochabend war sie im Stuttgarter Renitenztheater, kommende Woche tritt sie in der Korntaler Stadthalle auf, mit dem Programm „Lieben und (nicht) lieben lassen – 125 Jahre Erich Kästner“. Astrid Fünderich liest mit ihrem Schauspielkollegen Mike Zaka Sommerfeldt – er leitet in Soko Stuttgart als Jan Arnaud die Kriminaltechnik – aus der Gedichtsammlung „Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke“. Die Gedichte sind als Medizin gegen diverse Leiden zu verstehen. Die neue Aufgabe, schwärmt Fünderich, mache ihr richtig viel Spaß.
Mike Zaka Sommerfeldt ist großer Erich-Kästner-Fan
Die Schauspielerin gibt aber zu: „Ich bin aufgeregt, auch im Schönen, und gespannt, was die Leute sagen.“ Weil sie „ewig nicht mehr auf der Bühne“ gestanden sei – die Moderation für die Kriminächte etwa sei etwas anderes, da sie mit eigenen Texten flexibler sei. Und weil der Auftritt in Korntal der erste in ihrem Heimatort ist. Obendrein ist sie so noch nie mit Mike Zaka Sommerfeldt aufgetreten, einem „ausgewiesenen Kästner-Spezialisten“, der mit verschiedenen Programmen bundesweit solo viel unterwegs sei. Der Dresdner habe vorgearbeitet, sodass es das aktuelle Programm bereits als Gerüst gab.
Texte (auswendig)lernen, das kann Astrid Fünderich im Schlaf. Die Herausforderung sei vielmehr die Gestaltung, die Umstände und Zustände zu interpretieren. „Das Publikum soll die Texte verstehen und Spaß haben. Das ist die Kunst“, sagt sie. Auch habe man auf der Bühne bloß eine Chance – anders als bei Drehs, die so oft wie nötig wiederholt werden können. „Das ist nach einer so langen Zeit wie ein neues Fach für mich“, meint Astrid Fünderich.
Astrid Fünderich hat große Pläne für nächstes Jahr
Die Aufführung im Renitenztheater jedenfalls – die Generalprobe, wie die 61-Jährige sie scherzhaft nennt – „war klasse“. Die meisten im Publikum seien überrascht gewesen, „von uns und vor allem von Kästner. Wir zeigen eben eine eher unbekannte Seite von ihm, einen ganz anderen Teil seines enormen Spektrums“.
Astrid Fünderich sagt, wer zur Lesung komme, erlebe sie und Sommerfeldt neu, anders – und ebenso Erich Kästner. „Mir war nicht klar, was für ein Universum er beschrieben hat“, sagt die Schauspielerin. Sie habe ihn bis dato vor allem als Autor von Kinderbüchern gekannt, doch er sei ein „unfassbar vielseitiger und kreativer Mensch“ gewesen. Die Lesung in Korntal, ein Gemeinschaftsprojekt von Stadthalle und Volkshochschule, begleitet Wolfram Karrer mit dem Akkordeon. „In der Zeit kann das Publikum über das nachdenken, was es von uns gehört hat“, sagt Astrid Fünderich. Im kommenden Jahr sind mit dem Programm weitere Auftritte in der Region Stuttgart geplant.
Dreharbeiten für Soko Stuttgart von morgens bis abends
Jenseits der Schauspielerei engagiert sich Astrid Fünderich sozial und politisch. Unter anderem unterstützte sie voriges Jahr in Korntal-Münchingen den Bürgermeister-Wahlkampf, indem sie zum Urnengang aufrief. Dabei lernte sie die Leiterin der Volkshochschule kennen, die sie fragte, ob sie sich eine Zusammenarbeit vorstellen könne. Cornelie Class-Hähnel ist im Ort nicht der einzige Fan von Astrid Fünderich. „Schon lange haben wir uns gewünscht, dass sie einmal in ihrer Wahlheimat in der Stadthalle auf der Bühne steht. Mit der Kästner-Lesung geht dieser Wunsch nun in Erfüllung“, sagt die Kulturreferentin Melanie Thamm-Beck.
Noch bis Ende November dauern die Dreharbeiten für Soko Stuttgart. Gedreht wird täglich von morgens bis abends. Auch wenn sich die Situationen wiederholen: „Langweilig wird es nie. Es kommen ja immer neue Schauspieler, und wir drehen an immer anderen Orten, wie im Landtag oder Varieté, und auch draußen. Man sieht viel“, erzählt Astrid Fünderich. Das Team vor wie hinter der Kamera sei toll. „Wir sind eine Familie geworden.“ Nach Stoff für die Krimiserie werde überall gesucht. „Grundsätzlich versuchen wir, mit der Soko gesellschaftsrelevante Themen aufzunehmen.“
„Ich biete als Martina Seiffert wenig Angriffsfläche“
Wo sie wohnt, hat sie lange nicht an die große Glocke gehängt. „Ich habe mich aber auch nie versteckt. Ich bewege mich hier ganz normal.“ Fünderich stellt fest, dass manche Leute zwei Mal hinschauen, ehe sie sie ansprechen. „Sie erwarten nicht, beim Bäcker oder im Supermarkt jemanden zu treffen, den sie aus dem Fernsehen kennen.“
Ob sich die Menschen gelegentlich über die Kommissarin Seiffert ärgern und das dann an der Privatperson Fünderich auslassen? Nein, sagt sie, die findet, „ich biete als Martina Seiffert wenig Angriffsfläche“. Die 61-Jährige erinnert sich daran, dass sie in der Krimiserie einmal eine lesbische Beziehung außerhalb der Ehe geführt hat. Daraufhin habe sie in Briefform von zahlreichen Frauen positive Reaktionen erhalten. „Das hatte inhaltlich mit der Rolle zu tun. Die Leute können sehr klar zwischen Rolle und Realität unterscheiden. Martina und ich stehen allerdings meistens für dieselben Werte.“
Hier gibt es Tickets für die Erich-Kästner-Lesung
Karten für „Lieben und (nicht) lieben lassen – 125 Jahre Erich Kästner“ am Donnerstag, 14. November, um 20 Uhr in der Stadthalle Korntal gibt es in der Stadthalle (07 11/83 67 25 10), in der Bücherei Münchingen (0 71 50/92 07 15 40) und im Netz auf www.reservix.de.