Irmgard Kißling bereitet die Schule auf grundlegende Veränderungen vor. Foto: factum/Granville

Irmgard Kißling ist an der Wilhelmschule bekannt. Doch erst wenige Tage ist sie offiziell im Amt. Rund ein Jahr leitete sie die Grundschule zuvor kommissarisch.

Ditzingen - Der Anfang war für Irmgard Kißling – vorsichtig formuliert – doch ein wenig ungewöhnlich. Plötzlich hatte sie ihre Grundschule im Vaihinger Ortsteil Aurich zu verlassen, weil das Schulamt sie an die Ditzinger Wilhelmschule abordnete. Dort war die Rektorenstelle vakant, nachdem Elisabeth Jansen im Herbst 2014 an den Bodensee gewechselt war. Und weil auch die Konrektorenstelle unbesetzt war, musste das Schulamt handeln und machte Kißling zunächst zur kommissarischen Leiterin an der Grundschule in der Kernstadt. In dieser Situation hätte Kißling gerne auf den Erfahrungsschatz ihres Kollegiums gesetzt. Doch dieses ist sehr jung. Deshalb habe es fast niemanden gegeben, der längere Zeit dort gewesen war. „Das war keine einfache Zeit. Ich habe versucht, mein Bestes zu geben“, sagt sie rückblickend. Am Mittwoch wurde sie nun ebenso offiziell wie regulär mit dem Amt betraut.

Lernen soll keine Qual sein

Die Konrektorenstelle ist noch immer nicht besetzt. Das macht es nicht einfacher. Doch das hat zur Folge, dass bei Kißling tatsächlich alle Fäden zusammenlaufen: ob es um die Innensanierung der Schule geht oder um die geplante, bereits beschlossene Zusammenlegung der beiden Grundschulen in der Kernstadt. „Prozesse zu initiieren, zu begleiten, Veränderungen zu sehen“, das macht ihrer Meinung nach ihre Arbeit aus.

Das bezieht sie freilich nicht nur auf die Rahmenbedingungen, die sie für die Kinder schaffen will, sondern auch auf die Grundschüler selbst. Natürlich mache es ihr Freude, mit Menschen umzugehen, vor allem eben mit den sechs- bis zehnjährigen Grundschülern. Denn diese Kinder seien in einem Alter, in dem sie sehr motiviert seien. Dabei ist es ihr wichtig, den Schülern zu zeigen, dass „Lernen keine Qual ist“. Sie will in den Kindern die Freude am lebenslangen Lernen wecken. Dafür müssen aber die Rahmenbedingungen stimmen. „Erschreckend“ sei für sie gewesen, wie sehr der Zahn der Zeit an der Innenausstattung des Gebäudes genagt hatte. Immer wieder wurde sie deshalb im Rathaus vorstellig. „Die Stadt ist sehr bemüht, den Zustand zu ändern“, hat Kißling dabei erfahren.

Auch wenn der Gemeinderat beschlossen hat, die beiden Grundschulen der Kernstadt im Gebäude der Konrad-Kocher-Schule zusammenzulegen und damit das Gebäude der Wilhelmschule aufzugeben, ist sie auch ihren heutigen Schülern verpflichtet. „Wir müssen verantwortungsvoll mit den Kindern umgehen.“ Bis die Fusion umgesetzt sei, vergehe bestimmt noch eine Grundschülergeneration, ist die 47-Jährige überzeugt. „Und vier Jahre sind eine lange Zeit.“ Über ihre eigene Zukunft zerbricht sie sich nicht den Kopf, sie bleibt gelassen: „Ich denke nicht jeden Tag an den Tag X.“

Vorbereitung der Fusion

Das bedeutet aber nicht, dass die Fusion nicht schon vorbereitet wird. Es soll vor allem auch den Eltern eine Sicherheit geben. Die gebundene Ganztagsgrundschule wird im selben Modell kommen, wie sie in der Konrad-Kocher-Schule bereits besteht – vorausgesetzt, die Behörden genehmigen den Antrag. Im März soll auch der Schule die Entscheidung vorliegen. Auch die Schrift, die die Schüler lernen, ist in diesem Schuljahr wieder verändert worden. Die Grundschüler lernten bisher die vereinfachte Schulschrift. Die neuen Schüler lernen die lateinische und damit dieselbe Schrift, wie sie seither an der Konrad-Kocher-Schule gelehrt wird.

So viel Veränderung Kißlings Rektorendasein prägt, so sehr schätzt sie neben ihrem Kollegium die Vielfalt der konstanten außerschulischen Partner im Ort; also etwa die Vereine. Das kannte sie aus Aurich nicht. Aber die Schule war auch wesentlich kleiner. Dort waren es 70, in Ditzingen sind es 300 Kinder.