Der Bau von Stellplätzen ist oft aufwendig, wie beim gemischt genutzten Projekt Vier Giebel gegenüber dem Tagblatt-Turm. Foto: StZN/K. Schwarz

Beim Wohnungsbau hat Stuttgart die Zügel bereits gelockert, bei neuen Gewerbe- und Bürohäusern sollen der Bau von Autoabstellflächen künftig freiwillig sein.

Die Landeshauptstadt will Bauherren in der City das Leben ein wenig erleichtern und künftig bei Gebäuden, die keine Wohnnutzung haben, auf den verpflichtenden Bau von Stellplätzen verzichten. Das könnte Aufwand und Geld sparen – die Stadt allerdings Einnahmen kosten. Gelten soll die neue Stellplatzsatzung, die am 19. Juli verabschiedet werden soll, innerhalb des City-Rings, also der von Paulinen-, Hauptstätter-, Konrad-Adenauer-, Schiller-, Friedrich- und Theodor-Heuss-Straße gefassten Fläche. Dazu kommt das neue Baugelände hinter dem Bahnhof bis zur Wolframstraße.

Nahverkehr spielt eine Rolle

„Man kann Stellplätze herstellen, muss aber nicht“, brachte Stephan Oehler, der Abteilungsleiter Verkehrsplanung, die neue Regel auf den Punkt. Für Wohngebäude hatte der Gemeinderat die Stellplatzpflicht aus der Landesbauordnung bereits 2020 für die gesamte Stadt gelockert. Wo der Nahverkehrsanschluss besonders gut ist, kann die Stellplatzzahl auf bis zu 30 Prozent der Pflichtzahl reduziert werden.

Ziel: Weniger Autos in der City

Bei der Regelung für die City spielt auch das 2021 verabschiedete Konzept Lebenswerte Innenstadt eine Rolle. Oberirdische Parkplätze sollen entfallen, der Parkverkehr auf Tiefgaragen und Parkhäuser konzentriert werden. Mit weniger privaten Stellplätzen würde weniger Verkehr einhergehen. Die alte Stellplatzpflicht sei jedenfalls mit dem Ziel einer nachhaltigeren Entwicklung der Mobilität „nicht mehr kompatibel“, heißt es in der Vorlage zur Satzung. „Wir freuen uns, wir sollten das Modell auf weitere Bereiche ausweiten“, kommentierte Björn Peterhoff für die Grünen den Wandel, der Lucia Schanbacher (SPD) als „richtiger Schritt“ gilt. Investoren würden „meist vernünftig“ entscheiden, „das wird eine große Erleichterung werden“, sagte Luigi Pantisano für das Linksbündnis. Die CDU gibt sich pragmatisch: „Es wird sich zeigen, wie sich das auswirkt“, sagte Fraktionschef Alexander Kotz.

Stellplätze, die laut bisheriger Vorschrift notwendig waren, auf die der Bauherr aber verzichten wollte, mussten bei der Stadt abgelöst werden. Das brachte allein 2018 rund 386 000 Euro, 2020 sogar 1,01 Millionen. Diese Kasse wird mit der Befreiung künftig sehr viel weniger gefüllt werden.