Parken auf dem Hohenheimer Unicampus kostet jetzt. Foto: Archiv/Jacqueline Fritsch

Eine Studentin hat auf den gebührenpflichtigen Parkplätzen der Uni in Stuttgart-Hohenheim einen Strafzettel kassiert – nachdem sie drei Minuten überzogen hatte. Sie sagt, die Kontrolleure würden nur darauf lauern. Der Betreiber indes widerspricht.

Hohenheim - Frech sei es, wie die Parkraumgesellschaft Baden-Württemberg (PBW) mit den Studenten an der Uni Hohenheim umgehe. Eine Studentin berichtet, sie habe auf einem der neuerdings kostenpflichtigen Parkplätze auf dem Campus jüngst einen Strafzettel bekommen – gerade einmal drei Minuten nach Ablauf ihrer Parkzeit. „Die laufen den ganzen Tag auf und ab und schauen, wie lange die Parkscheine gültig sind“, sagt die 23-Jährige, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.

Sie habe den Parkscheinautomat nicht verstanden

Es sei nicht so, dass sie sich grundsätzlich gegen die Parkkosten wehre. „Ich habe die zwei Euro ja gezahlt“, sagt die Studentin unserer Zeitung. Als Angehörige der Uni kann sie für zwei Euro eigentlich einen ganzen Tag dort parken. Aber wie man am Parkscheinautomaten diesen Tarif auswählt, habe sie nicht herausfinden können. „Ich habe das gelesen, was am Automaten stand“, sagt sie. Daraus sei es aber nicht hervorgegangen. „Ich google doch dann nicht erst noch, dafür habe ich keine Zeit, vor allem vor einer Klausur“, erzählt die Masterstudentin.

Tatsächlich hätte ihr eine Internet-Recherche kaum geholfen. Denn wenn Angehörige der Uni auf einem der unbeschrankten Plätze parken wollen, bedarf es einer gewissen Vorbereitung. Man braucht entweder die „vParken“-App, mit der man einen digitalen Parkschein lösen kann. Oder, wenn man am Automaten zahlen möchte, muss man vorher eine PBW-Karte für einen Grundpreis von einem Euro beantragen. Diese Karte dient am Automaten als Autorisierung. Dann bekommt man automatisch den vergünstigten Tarif.

Wird zurzeit besonders streng kontrolliert?

Die Studentin hatte eine solche Karte nicht. „Ich wusste, dass das Parken an der Uni jetzt Geld kostet, aber ich hatte mich nicht im Detail damit beschäftigt“, sagt sie. Weil es nicht anders ging, habe sie dann zwei Euro für zwei Stunden bezahlt – den Besuchertarif. „Für eine 90-minütige Prüfung müsste das auch eigentlich reichen“, sagt sie. Hat es aber nicht. Denn aufgrund der aktuellen Coronasituation müssen die Studenten früher da sein und geordnet aus dem Prüfungsraum entlassen werden, was wertvolle Zeit kostet. Die 23-Jährige hegt den Verdacht, dass zurzeit besonders streng kontrolliert werde, weil nach Monaten mal wieder Studenten für Präsenzprüfungen auf dem Campus seien.

Die PBW sagt auf Nachfrage unserer Zeitung indes, dass in letzter Zeit sogar weniger kontrolliert worden sei als sonst. Auf den 1000 Stellplätzen im Bereich der Uni werde ein- bis zweimal am Tag kontrolliert. Im März seien weniger Parker ohne gültigen Parkschein erwischt worden als im Februar, sagt der Geschäftsführer Gebhard Hruby. „Pro Monat werden nur gegenüber 60 bis 70 ‚Falschparkern‘ Vertragsstrafen fällig, das sind rund zwei Vertragsstrafen pro Tag“, teilt er mit. Ein Verstoß kostet grundsätzlich 30 Euro. Wenn man innerhalb der ersten sieben Tage bezahlt, verringert sich die Strafe um die Hälfte. „Damit liegen wir bewusst deutlich unter den Sätzen, die bei Kontrollen im privatrechtlichen Bereich rechtlich möglich sind“, sagt Hruby.

Letztlich 15 Euro für den Strafzettel gezahlt

Die Studentin hat das genutzt und letztlich 15 Euro für ihren Strafzettel bezahlt, sagt sie. Fair findet sie das Vorgehen aber nicht. „Wenn ich in der Innenstadt einen Strafzettel bekomme, steht da eine E-Mail-Adresse drauf, wo ich Einspruch gegen die Strafe erheben kann“, sagt sie. Einen solchen Hinweis gebe es auf ihrem Zettel nicht. „Ich bin sehr froh, dass der Präsenzunterricht ausgesetzt ist“, sagt sie, „dann muss ich denen kein Geld zahlen“.

Auch wenn andere Studenten ähnliche Erfahrungen gemacht hätten, würden die wenigsten zurzeit auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, meint die junge Frau: „Gerade jetzt weichen einige eher auf das Auto aus.“ Denn in den Öffentlichen ist die Gefahr einer Ansteckung größer. Die Studentin ist schon immer mit dem Auto zur Uni gefahren und bleibt dabei. „Das nächste Mal habe ich eben außerhalb geparkt. Da bin ich lieber länger gelaufen, als mich mit denen noch mal zu ärgern“, sagt sie. Was sie nicht einkalkuliert: Das dürfte die Anwohner der Straße nerven, denn sie befürchten genau das: Parktourismus wegen der Gebühren auf dem Campus.