Eine solche Tierdressurnummer, wie sie der Weltweihnachtszirkus 2015 auf dem Wasen zeigte, ist von April 2019 an nicht mehr möglich. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Nummern mit Wildtieren werden von April 2019 an auch von Zirkussen auf dem Cannstatter Wasen nicht mehr gezeigt werden können. Der Gemeinderat erlässt ein Verbot zum Schutz der Tiere.

Stuttgart. - Bei Zirkusgastspielen in der Landeshauptstadt wird es vom 1. April 2019 an keine Wildtiere mehr in der Manege und den Transportkäfigen zu sehen geben. Der Gemeinderat verabschiedet an diesem Donnerstag die neuen Regeln. Für die städtischen Festplätze außerhalb des Cannstatter Wasens gelten diese bereits seit dem 1. Januar 2011. Zirkusunternehmen könnten ihre Programmplanung so rechtzeitig auf die neue Situation einstellen, heißt es in der Vorlage der Verwaltung an den Gemeinderat. Die Regelung wird in dieser als verhältnismäßig und nicht willkürlich eingestuft. Die Verträge für den Cannstatter Wasen würden jährlich abgeschlossen, daher werde mit der Neuregelung nicht in bestehende Vereinbarungen eingegriffen, so die Verwaltung.

Eine art- und verhaltensgerechte Unterbringung der Tiere sei unter den besonderen Bedingungen eines reisenden Zirkusunternehmens „praktisch nicht möglich“, heißt es in der Vorlage. Es sei davon auszugehen, dass die Tiere erheblich leiden. Das Aktionsbündnis „Tiere gehören zum Zirkus“ hält das für eine oberflächliche Betrachtung, es appelliert an den Gemeinderat, dagegen zu stimmen.

Ein Bundesgesetz felt

Der Bundesrat hatte im März 2016 ein Verbot der Haltung bestimmter wild lebender Tierarten im Zirkus beschlossen. Daraus folgte jedoch bisher kein Gesetz. Die Bundesregierung stellte allerdings fest, dass ein Verbot keinen Eingriff in die Berufswahlfreiheit, aber in die Berufsausübungsfreiheit darstelle, dies jedoch zum Schutz der Tiere gerechtfertigt sein könne.

In der EU haben 17 Länder ein vollständiges Verbot der Haltung von Wildtieren im Zirkus oder starke Einschränkungen verfügt. Im Katalog der Stadt werden Menschenaffen, Tümmler, Delfine, Greifvögel, Flamingos, Pinguine, Nashörner, Wölfe, Reptilien wie Alligatoren, Krokodile, Schlangen, Antilopen und antilopenartige Tiere, Großkatzen, Lamas, Vikunjas, Papageien, Wildformen von Rindern, Kängurus, Zebras und Straußenvögel genannt. Der Verwaltungsausschuss hat die Regeln am Mittwoch mit den Stimmen von Grünen, SPD und SÖS/Linke-plus gebilligt, CDU und Freie Wähler sind dagegen, AfD-Stadtrat Lothar Maier enthielt sich.