Bisher sind die Schlangen im Schreibwarenladen von Markus Draheim überschaubar. Das könnte sich in den kommenden Monaten ändern. Foto: Julia Bosch

Weil die Postbankfiliale am Wollgrasweg in Stuttgart-Plieningen dicht gemacht hat, wurde eine neue Post an der Scharnhauser Straße eröffnet. Dahinter steckt ein Mann, der bereits einen anderen Laden im Stuttgarter Westen hat.

Plieningen - Markus Draheim war gerade auf dem Weg in den Kroatienurlaub, als sein Handy klingelte: In einem guten Monat soll er Chef der neuen Postfiliale an der Scharnhauser Straße in Plieningen werden, verkündete ihm ein Mitarbeiter aus der Zentrale der Deutschen Post. Markus Draheim freute sich: „Die Post wollte jemanden, der schon etwas Erfahrung hat.“ Der 44-Jährige leitet bereits seit 2010 die Post- und Schreibwarenfiliale Phoenix im Stuttgarter Westen.

Jedoch hatte Draheim keinen leichten Start, als er am 3. September den Schreibwarenladen mit integrierter Post in Plieningen eröffnete. Drei Tage zuvor hatte die Filiale der Postbank an der Garbe dicht gemacht. Offenbar hatte sich die Filiale wirtschaftlich nicht mehr getragen, da die meisten Kunden dort nur Post- und keine Bankgeschäfte erledigt haben. Weil die Post aber Gebiete von einer gewissen Größe mit Filialen abdecken muss, muss sie eine Alternative anbieten, wenn ein Postdienstleister dicht macht. Oft sind diese Alternativen Schreibwarenläden, die auch als Post fungieren. So kann man in der neuen Filiale in Plieningen einerseits Pakete verschicken oder Briefmarken besorgen und andererseits Stifte, Blöcke, Ordner oder Geschenke kaufen. Es gibt zum Beispiel Plüschtiere, Kerzen und Quietscheenten.

„Ich wäre am liebsten in die ehemalige Postbank gezogen“

Markus Draheim wäre mit seinem Laden am liebsten in die ehemaligen Räumlichkeiten der Postbank am Wollgrasweg gezogen. Der Standort liegt geschickt: gegenüber vom Bezirksrathaus, etwa in der Mitte zwischen Plieningen und Birkach, direkt gegenüber der U-3-Haltestelle und unmittelbar auf der Strecke der zahlreichen Studenten, die zur Universität Hohenheim unterwegs sind. „Aber ich durfte nicht in die Räume der ehemaligen Postbank. Es gibt Gerüchte, dass dort bald etwas anderes hinein kommen soll. Und die Fläche an der Scharnhauser Straße war der einzige Laden, der in Plieningen leer stand“, erläutert Markus Draheim. „Diejenigen, die in der Nähe wohnen, sind auch ganz froh, dass es im Plieninger Ortskern nun eine Post gibt. Doch gerade für die Studenten ist der neue Standort nicht so geschickt“, räumt er ein.

Bereits vor knapp drei Jahren hatte in dem Gebäudekomplex an der Scharnhauser Straße kurzzeitig eine Postfiliale eröffnet. Diese machte jedoch schnell wieder dicht. Markus Draheim hofft, dass sich sein Laden länger hält. Der Bürokaufmann und Gärtner hat Erfahrung im Einzelhandel: Bevor er den Laden im Westen eröffnete, hatte er auch schon einmal einen eigenen Getränkeladen, außerdem hat er längere Zeit für einen Supermarkt gearbeitet. Seit der Eröffnung der Filiale an der Scharnhauser Straße pendeln er und seine sieben Mitarbeiter zwischen der Filiale im Stuttgarter Westen und jener in Plieningen hin und her. Draheim selbst wohnt in Uhlbach (Obertürkheim), „daher ist es für mich egal, wohin ich fahre. Die Wege sind gleich lang.“

Bisher sind die Schlangen noch nicht so lang

Bisher kommen die meisten Kunden in sein Geschäft, weil sie Dienstleistungen der Post wahrnehmen. „Ich hoffe, dass sich dies in den nächsten Monaten verändert und die Schreibwaren gefragter werden“, sagt Markus Draheim. Außerdem wünscht er sich, dass möglichst bald der im Laden aufgestellte Geldautomat funktioniert. Damit die Postbankkunden nicht bis zum Flughafen fahren müssen, um Geld bei ihrer Bank abzuheben, hat die Bank einen Automaten in dem Laden platziert– doch er funktioniert noch nicht. „Viele Kunden sind deshalb genervt, und ich muss sie immer wieder auf einen noch späteren Zeitpunkt vertrösten – obwohl ich gar nichts dafür kann.“

Doch trotz mancher Kritik hat die neue Postfiliale einen Vorteil: Bisher haben sich dort noch nicht so lange Schlangen gebildet, wie dies teils bei der Postbank am Wollgrasweg der Fall war. „Das könnte aber noch kommen“, sagt Draheim. „Im Westen müssen die Kunden schon manchmal etwas länger warten, weil der Andrang hoch ist.“ Doch solange die Menschen dann auch noch einen Kugelschreiber, ein Heft oder ein Geschenk mitnehmen, wird sich Draheim nicht beklagen.