Ein imposanter Bau: Das Modell der alten Synagoge, das Bruchsaler Schüler im Jahr 2000 gebaut haben. Foto: Stefan Jehle

Bruchsal will dem Gedenken Raum geben: An der Friedrichstraße in Bruchsal soll der Standort der 1938 zerstörten Synagoge wieder ins Blickfeld rücken – 1952 war gerade an dieser Stelle ein Feuerwehrhaus gebaut worden, das nun umzieht.

Bruchsal - Ein Feuerwehrhaus am Standort der früheren Synagoge – bis heute ist das in Bruchsal Realität. Seit etwa zwei Jahren wird das Areal zwischen Friedrichstraße und Friedrichsplatz überplant: die Feuerwehr soll im Sommer 2020 in das neue Carré „Bahnstadt“ umziehen. Dann soll der Standort der 1938 zerstörten Synagoge neu ins Blickfeld rücken: Die Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick (parteilos) sieht sich gefordert, „auf dem Areal für die Zukunft manches besser zu machen“. Sie hat ein umfangreiches Beteiligungsverfahren angestoßen. Mit dem übergreifenden Thema „Gedenken“ wolle man „der historischen Verantwortung gerecht werden“, sagt Petzold-Schick. Der Umgang mit dem Grundstück an der Friedrichstraße, nur wenige Meter vom Rathaus und der katholischen Stadtkirche entfernt, hatte bis dato in der Stadt viele befremdet. Erworben vom „Jewish restitution Fund“, ging das Grundstück 1948 über in den Besitz der Stadt, die schließlich 1952 dort das Feuerwehrhaus seiner Bestimmung übergab „Ein schrecklicher Zynismus“ sei das, zitiert der Stadtplaner Hartmut Ayrle Kritiker. Denn im November 1938 habe die damalige Feuerwehr die Brandschatzung nicht etwa verhindert, sondern geschaut, dass es auch gut lodert.

 

Noch im 19. Jahrhundert und im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts gab es in Bruchsal reges jüdisches Leben. Um 1885 zählte die Stadt 752 Mitbürger jüdischen Glaubens. Seit mehr als sechs Jahrhunderten lebten Juden in der Stadt. Die 1881 errichtete Synagoge wurde in der Pogromnacht zum 9. November 1938 zerstört und nach dem Krieg nicht mehr aufgebaut. Es gab keine Gemeinde mehr.

Im Foyer ist das Modell der Synagoge zu sehen

Im zweiten Stock des Rathauses werden nun 18 Entwürfe eines Ideenwettbewerbs präsentiert, fünf davon wurden prämiert. Ein Modell der Synagoge ist im Foyer zu sehen, gefertigt hatte es eine Bruchsaler Schülergruppe. Das Modell verdeutliche, dass „die Synagoge ein großes, prägendes Gebäude in der Stadt war“, sagt der Stadtplaner Ayrle. Im Frühsommer habe man zudem nach Fundamenten des einstigen Prachtbaus gegraben, berichtete die Stadtsprecherin Ina Rau. Die archäologischen Arbeiten seien ein wichtiger „Input“ für den Ideenwettbewerb gewesen, sagt sie.

Hartmut Ayrle ist es wichtig, dass in allen vorliegenden Entwürfen „ein paar identische Grundfiguren“ mit auftauchen. So wurde gleich mehrfach „ein Garten des Gedenkens“ vorgeschlagen, in dem die Grundrisse der innerhalb von nur 16 Monaten fertiggestellten Synagoge, ein Gebäude im Neo-Renaissance-Stil, erkennbar werden. Der Bau soll später vor allem ein Begegnungszentrum werden.

Der Stadtplaner sagt, es sei ein bedeutungsschweres Projekt

Wenn es nach Rami Suliman ginge, wäre dort ein Haus der Geschichte der Juden Badens wünschenswert. Suliman, der Vorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinschaft Badens, war Mitglied in der Jury des Ideenwettbewerbs. Stadtplaner Ayrle sagt, das Gedenken an jüdisches Leben in Bruchsal „muss auch optisch ins Auge fallen.“ Ihm ist das Projekt, das er als „eines der bedeutungsschwersten in meiner Amtszeit als Leiter des Planungsamtes“, bezeichnet, erkennbar ein Anliegen.