Anna Greve ist seit Anfang Oktober Pfarrerin in Oberaichen. Foto: Natalie Kanter

Anna Greve übernimmt die vakante Pfarrstelle in Oberaichen – zunächst auf Zeit.

Oberaichen - Rosarot geschminkter Mund, blondierte Haare, Perlenkette: Wer Anna Greve zum ersten Mal begegnet, würde im Leben nicht erraten, dass sie Pfarrerin ist. Und zwar seit Oktober in der evangelischen Kirchengemeinde Oberaichen. Sie schließt – zunächst auf Zeit – die Lücke, die sich aufgetan hat, nachdem sich Pfarrer Jochen Schlenker dazu entschieden hat, als Studienleiter für Ehrenamtliche Seelsorge zu arbeiten. Auf den ersten Eindruck angesprochen, sagt sie: „Das nehme ich mal als Kompliment.“

Als sie 17 Jahre alt war, hat Anna Greve eine Bibel in die Hand bekommen und ein Jahr lang jeden Tag jeweils eine Viertelstunde darin gelesen. Danach kam sie zu dem Schluss: „Ja, wenn das so ist, dann werde ich Pfarrerin.“ Sie will Kirche zu den Menschen zu bringen. „Es gibt mehr zwischen Himmel und Erde, als man sieht“, sagt sie.

Die Bibel ist für sie ein rundum schlüssiges Buch und ein Entwurf, nach dem es sich gut leben lässt. Zufrieden leben – auch dazu habe die Heilige Schrift viel zu sagen. „Wir sollten uns das Leben viel schöner machen“, sagt sie. Glück sei immer ein Fragment und eine Geisteshaltung.

„Glücklich? Ja? Nein? Irgendetwas dazwischen? Wir zeigen Ihnen, wie es geht!“ , so lautet die Überschrift zum Abendgottesdienst am morgigen Sonntag, 27. Oktober, in der Friedenskirche. Es ist Anna Greves Antrittsgottesdienst. Er wird von den Konfirmanden der Gemeinde mitgestaltet.

Die Vertretungspfarrerin freut sich auf die ganz normale Gemeindearbeit. Auch wenn sie mit ihrer 50-Prozent-Stelle kaum Zeit haben wird, alle Gemeindemitglieder zu besuchen. Sie wird Hochzeitspaare trauen, Kinder taufen, Verstorbene segnen, Gottesdienste halten. Diese Arbeit hat sie als Vikarin in der Kirchengemeinde Stuttgart-Nord kennengelernt – der ersten fusionierten Kirchengemeinde Baden-Württembergs.

Sie unterrichtet Religion am Immanuel-Kant-Gymnasium. Und bereitet gemeinsam mit Roswitha Stroezel, der Vorsitzenden des Kirchengemeinderates, die Wahl dieses Gremiums in Oberaichen vor.

Anna Greve gefällt es sehr gut in Oberaichen. Sie hat bisher stets eine volle Kirche erlebt. Die Kulturveranstaltungen der Gemeinde haben es ihr angetan. „Der Pavillon ist ein Schmuckstück“, sagt sie. „Und viel zu wenig bekannt, in der Region. “ Auch an dieser Stelle will sie ansetzen.

Denn auch in Sachen Veranstaltungsmanagement kennt sich Anna Greve aus. Sie ist auch Tagungsleiterin an der Evangelischen Akademie Bad Boll. In dieser Funktion hat sie schon Veranstaltungen für Wirtschaftsvereinigungen und auch Gründertagungen organisiert. Kann sich die Marktwirtschaft an den Grundsätzen der Mitmenschlichkeit ausrichten? Diese Frage soll beispielsweise nächste Woche an der Börse Stuttgart beantwortet werden.

„Ich bin ein großer Freund von Wirtschaftsveranstaltungen der Kirche und von alternativen Gottesdiensten, wie dem Abendgottesdienst“, sagt sie.