Das Englisch-Abitur schlägt hohe Wellen. Foto: dpa

Viele Abiturienten in Baden-Württemberg empfanden das Englisch-Abitur als unverhältnismäßig schwer. Das Kultusministerium wies die Beschwerden nach Prüfung durch Experten zurück. Eine neue Petition kritisiert die Stellungnahme scharf.

Stuttgart - Die Meinungsverschiedenheiten zwischen Kultusministerium und Schülern zum schriftlichen Abitursprüfung im Fach Englisch nehmen kein Ende. Am Dienstag äußerte sich sogar Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zu der Diskussion über den vermeintlich zu schweren Prüfungsteil im diesjährigen Englisch-Abitur und sagte: „Es gibt kein Recht auf ein leichtes Abitur.“ Bereits am Montag hatte das Kultusministerium das Niveau der kritisierten Aufgabe nach umfassender Prüfung durch externe wie interne Experten als angemessen erachtet. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) riet den Schülern zu „Ruhe und Gelassenheit“.

Neue Petition kritisiert die Pressemitteilung des Kultusministeriums

Einige Abiturienten in Baden-Württemberg sehen das offenbar anders. Nach der veröffentlichen Pressemitteilung des Kultusministeriums tauchte im Netz eine neue Petition auf, welche erneut den Schwierigkeitsgrad der betroffenen Aufgabe und die Stellungnahme des Ministeriums scharf kritisierte. In der Petition mit dem Namen „Englisch Abiturprüfung 2018 #unangemessen - Bezug Pressemitteilung Kultusministerium“ wird die Argumentation und sachliche Richtigkeit einiger Passagen der Pressemitteilung in Frage gestellt. Am Ende wird gefordert, die Prüfung nach einem angepassten Erwartungshorizont zu benoten und zukünftig ein länderübergreifendes Zentralabitur einzuführen. Über 12 000 Unterzeichner (Stand am Mittwoch, 25. April, 16 Uhr) hatten sich an der Petition beteiligt.

„Irreführend vor Medien und Nicht-Involvierten“

Beispielsweise wird die Aussage Eisenmanns, dass „Lehrkräfte ihren Ermessensspielraum bei der Korrektur verantwortungsvoll und ausgewogen ausschöpfen“ als institutionelles Nach-unten-Delegieren der Verantwortung reklamiert. Ein weiterer Kritikpunkt der Petenten ist die Betonung auf den Anteil von „nur“ zwei Dritteln, den die schriftliche Prüfung in der Gesamtnote ausmache. Nach deren Ansicht würde das die Bedeutung des betroffenen Prüfungsteils für die Abitursnote fälschlicherweise relativieren.

Eisenmann sprach zudem von 15 Prozent, welcher der kritisierte Aufgabenteil an der schriftlichen Abitursnote Englisch ausmacht. Die Verfasser der Petition nennen diese Aussage „irreführend vor Medien und Nicht-Involvierten“, da nicht nur der Teil „Analysis“ (Analyse), sondern auch „Comprehension“ (Verständnis) von der als zu anspruchsvoll eingestuften Aufgabe betroffen seien. Allein diese beiden Bewertungskriterien machen laut Petition zusammen ein Drittel der vollen Punktzahl aus. Zudem leide auch das Bewertungskriterium „Language“ (Sprache) unter der Schwere der Prüfung, was den vom Ministerium genannten Anteil von 15 Prozent als falsch erklärt.

Das Ministerium verweist auf die Prüfung durch Fachexperten

Auch der erwähnte Vergleich mit der Abitursprüfung in Mecklenburg-Vorpommern sei lückenhaft. Dort hatte sich die Abiturskommission für die gleiche Textvorlage aus dem Aufgabenpool der Kultusministerkonferenz entschieden. Beschwerden von Abiturienten seien ausgeblieben. Die Petition bemängelt den Vergleich, da die Schüler in Baden-Württemberg für die Prüfung nur 180 Minuten zur Verfügung hatten, während es in Mecklenburg-Vorpommern 330 Minuten waren. Zusätzlich hatten die Abiturienten im nordöstlichsten Bundesland ein bilinguales Wörterbuch zur Verfügung, die in Baden-Württemberg jedoch nur ein einsprachiges. Fakt ist aber auch: Die jeweiligen Länder können die Anzahl der Prüfungsaufgaben verändern und einzelne Teile anpassen.

Das Kultusministerium wollte sich nicht zu den Details der neuen Petition äußern. Die Pressestelle verwies auf die veröffentlichte Mitteilung, sowie die darin genannte Prüfung durch die Abiturkommission und externe Fachreferenten.