Der Ventilbrunnen am Ostendplatz (links) wurde einst in Berg produziert. Foto: Jürgen Brand

Im Stuttgarter Osten gibt es Brunnen, aus denen Neckarwasser fließt, aus anderen sprudelt Mineralwasser, aus wieder anderen Leitungswasser. In der neuen Ostwege-Broschüre des Kulturtreffs Stuttgart-Ost werden 45 Brunnen im Stadtbezirk vorgestellt, die alle eine Geschichte zu erzählen haben.

S-Ost - Brunnen üben heutzutage oft eine besondere Anziehungskraft auf Menschen aus, vor allem in der Großstadt. Die großen Brunnen auf dem Stuttgarter Schlossplatz beispielsweise werden an heißen Tagen oft zur Abkühlung genutzt, andere sind reine Zierbrunnen, aus wieder anderen fließt tatsächlich Trinkwasser, das Passanten gerne nutzen, um ihren eigenen Durst (oder den ihrer Vierbeiner) zu löschen. Im Stuttgarter Osten ist die Brunnen-Vielfalt besonders groß, sowohl was die Gestaltung als auch das Wasser angeht. Die Berger Sprudler sprudeln mit Neckarwasser, aus den Brunnen an und in den Mineralbädern fließt echtes Mineralwasser, aus dem Brunnen vor dem Wasserwerk in Berg kann man ganz normales Leitungswasser pumpen.

Der Kulturtreff Stuttgart-Ost hat seine gerade erschienene achte Ostwege-Broschüre ganz dem Brunnen-Thema gewidmet. Die Idee dazu hatte Gerhard Götze vom Kulturtreff, der auch bei den Naturfreunden Stuttgart-Ost engagiert ist. Sie geht zurück auf eine der ersten Ausstellungen des Museumsvereins Stuttgart-Ost, lange bevor es das Muse-O in Gablenberg gab. Ulrich Gohl vom Museumsverein übernahm es, das Material der damaligen Brunnen-Ausstellung noch einmal zu sichten und sich jeden einzelnen Brunnen erneut anzuschauen. „Seit damals sind einige verschwunden, einige aber auch dazu gekommen“, sagte er bei der Pressekonferenz zur Vorstellung der Broschüre in der Stadtteilbibliothek Stuttgart-Ost.

Wasser aus dem Froschbeißer

Im ganzen Stadtbezirk hat er 45 Brunnen entdeckt, besonders viele im Stadtteil Berg, aber auch in Gaisburg. Die alten Gaisburger Brunnen dienten alle der Wasserversorgung der Bewohner. Dazu gehörte auch die Froschbeißerquelle, die um das Jahr 1800 gefasst wurde, um die Versorgung Gaisburgs zu sichern. Heute speist der Überlauf den Froschbeißerbach und den bei Kindern beliebten und nur als „Froschbeißer“ bekannten kleinen Teich am Ende des Wasserbergwegs.

Eine ganz andere Geschichte erzählt der Volkshausbrunnen auf dem Schmalzmarkt in Gablenberg. Der wurde von den Nationalsozialisten an Stelle des alten, malerischen Dorfbrunnens gebaut und mit entsprechenden Nazisymbolen gestaltet. Die wurden nach dem Krieg entfernt, der Brunnen selbst im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Schmalzmarkts 1989 umgestaltet. Seitdem fließt das Wasser nicht mehr aus der alten Säule.

Führung am 20. September

Ziel der Brunnenbroschüre ist, alle Brunnen im Text vorzustellen und ihre Geschichte zu erzählen, viele sind auch im Bild zu sehen. Gegliedert ist die Auflistung nach Stadtteilen, in der Mitte der 30-seitigen Broschüre sind alle Brunnen auf einem Plan des Stadtbezirks eingezeichnet. Die Broschüre ist kostenlos und liegt in der Stadtteilbibliothek und im Muse-O aus. Zum Thema bietet der Kulturtreff am Samstag, 20. September, eine Führung an. Treffpunkt ist um 15 Uhr an der Ostend-Apotheke. Die Teilnahme kostet fünf Euro, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.