Der Schwimmkran ist aus Nijmegen nach Benningen gefahren. Foto: KS-Images.de

Mehrere Stunden lang schwebte ein Brückenteil am Samstagmorgen über dem Neckar. In aufwendiger Millimeter-Arbeit ist das 47 Meter lange und rund 145 Tonnen schwere Mittelstück der neuen Benningen Neckarbrücke eingesetzt worden. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Umgehungsstraße.

Das Regierungspräsidium Stuttgart hatte sich diesen Samstagmorgen eigentlich anders vorgestellt. Die Fertigstellung der Neckarbrücke sollte aufgrund der Corona-Verordnung  ohne Bürgerbeteiligung ablaufen. „Eigentlich war ursprünglich sogar ein Fest geplant“, erinnert sich Andreas Klein, Leitender Baudirektor beim RP zurück. Doch auch ohne Rote, Musik und Co. herrschte am Samstagmorgen entlang des Neckars reger Betrieb. Mit Stühlen, Picknickdecken und einem Sekt oder Bier  in der Hand  hatten es sich einige Benninger am Ufer  gemütlich gemacht, die sich einig waren:  „Das sieht man sonst nicht.“

Von den Niederlanden ins Ländle
Und zu sehen gab es dann so einiges auf dem Wasser. Punkt 10.30 Uhr setzte sich nämlich ein Schwimmkran in Bewegung, der ein gut 47 Meter langes und rund 145 Tonnen schweres Stahlteil vom Vormontageplatz hin zu den Brückenköpfen transportiere. „Es gibt nur wenige solcher Kräne“, weiß Arno Steiniger, Projektleiter der Baufirma Wolf & Müller, der ebenso wie Vertreter der Firma MCE und des Planungsbüros Leonhard, Andrä und Partner an diesem Tag vor Ort waren. Der „Kran 8“ mit einer Hubleistung von 200 Tonnen war extra für den Brückenschlag von Nijmegen in den Niederlanden ins Ländle geschippert. Millimeterarbeit war erforderlich, um das Brückenteil innerhalb einer Stunde vom Wasser aus von oben herab  auf die Brückenköpfe zu heben. Dort wurde diese von Arbeitern in Empfang genommen, die mit Flex und Hämmern über weitere Stunden die Anpassung perfektionierten. „Das Brückenteil wird etwas länger als notwendig hergestellt“, so Andreas Klein, während im Hintergrund Funken in das Wasser rieselten. „Es lässt sich  eher etwas abschneiden, als eine Lücke zu füllen.“ Mit wachsamen Augen dabei: Die „Chefs vom Neckar“, das Wasser- und Schifffahrtsamt. Für den Brückenschlag war der Neckar den ganzen Tag über für den Schiffsverkehr gesperrt worden, erklärte Andreas Klein: „Das ist quasi wie eine Autobahnvollsperrung.“

Baubeginn im April 2019
Ein kleiner Tribut im Vergleich zu der Bedeutung des Brückenschlags, der vom Regierungspräsidenten Wolfgang Reimer  als  ein „bedeutender Meilenstein“ im Bau der Ortsumfahrung Benningen gewertet wird. Das Land investiert in das Projekt insgesamt rund 24 Millionen Euro, um eine Entlastung der Ortsdurchfahrt sowie eine Querungsmöglichkeit für Lastwagen zu schaffen. Die Verkehrsfreigabe soll zu Anfang 2022 erfolgen. Unter anderem wird noch ein Kreisverkehr gebaut. „Wir haben im April 2019 mit dem Bau begonnen“, erklärt die Projektleiterin für den Brückenbau, Ulrike Conle. Zunächst wurde ein Damm aufgeschüttet, ehe sich vom Ufer aus in Richtung der Flussmitte vorgearbeitet wurde. Im nächsten Schritt muss noch eine 12,40 Meter breite Schicht aus Beton aufgebracht werden. Auch wenn ein Brückenschlag immer etwas ganz besonderes sei, sei sie ganz gelassen gewesen so Conle: „Ich bin da recht ruhig. Es ist ja nicht meine erste Brücke.“ Dafür aber wohl vorerst die Letzte, die über Wasser führt. Die Projektleiterin wechselt demnächst in den Bereich Autobahnen. Gesamtleiter Nico Beck begleitet dann den weiteren Baufortschritt.

Bürgermeister seit 21 Jahren dabei
Mitten unter  den Zuschauern war auch Bürgermeister Klaus Warthon, der schmunzelnd erklärt: „Die Ortsumfahrung ist eine Maßnahme vom Land. Uns kostet die Brücke daher nur Nerven.“   1998 wurde erstmalig der Bedarf anerkannt. Seit 2002 gibt es den Bebauungsplan: „Ich bin seit 21 Jahren im Amt und das Thema begleitet mich seit dem ersten Tag.“  Als der Mittelteil sitzt, ist daher auch beim Schultes die Freude groß: „Es gibt so viele Baustellen im Land. Ich bin dankbar, dass Benningen trotzdem Berücksichtigung gefunden hat. Auch wenn es ein paar Jahre später ist.“