Ziel eingeben, Fahrzeug auswählten, Ticket buchen: Moovel macht Mobilität einfacher Foto: Jörg Künstle

Der Daimler-Konzern baut nicht nur Autos. Mit Moovel, einer Online-Plattform zur Buchung verschiedenster Mobilitätsanbieter, wird die Wahl des Reisemittels vereinfacht. Der Anspruch von Moovel-Chef Robert Henrich: „Wir wollen Marktführer werden."

Stuttgart - Eigenes Auto, Taxi, Mietauto (Smart), Leihrad, Stadt-, S- oder Fernbahn, oder doch lieber zu Fuß? Wer von A nach B will, für den soll die neue Generation der Moovel-App die Wahl deutlich erleichtern. Die kostenlose Applikation für das Smartphone aus dem Daimler-Konzern stellt alle Möglichkeiten dar, verbindet über einen neue Schnittstelle mit dem jeweiligen Anbieter und rechnet auch gleich ab.

„Wir haben mit der vollen Integration der Anbieter in eine App eine drastische Vereinfachung für die Nutzer. In dieser Entwicklungsstufe gibt es das weltweit nirgends“, schwelgte Moovel-Chef Robert Henrich am Montag bei der Vorstellung am neuen Unternehmenssitz im Südtor vor dem Heslacher Tunnel in Superlativen. Neudeutsch heißt das Angebot „One-Stop-Shop“.

Dreh- und Angelpunkt ist das Smartphone

Dreh- und Angelpunkt für die Mobilität der Zukunft ist das Smartphone. „Ein Leben ohne Smartphone ist nicht mehr vorstellbar“, sagt Henrich. Zum Ende des Jahrzehnts würden jährlich voraussichtlich zwei Milliarden der mobilen Multitalente verkauft. Kombiniert man diese elektronische eierlegende Wollmilchsau mit dem autonomen Fahren, der neuen Lieblingsdisziplin von Daimler, gelangt man am Ende zum „Robo-Taxi“, so Henrich Vision: „Sie drücken auf das Smartphone, das Auto kommt und bringt sie ans Ziel.“ Harry wird arbeitslose, Derrick fährt künftig alleine.

Trotz verstopfter Innenstädte wächst der Mobilitätsmarkt weltweit. Das Wachstum muss aber künftig aber nicht mehr automatisch mit dem Kauf eines Autos einhergehen. Vier Räder stehen bei jungen Menschen nicht mehr ganz oben auf dem Wunschzettel. Bevor Google & Co. dem ältesten aller Droschkenbauer den Rang ablaufen, will Daimler daher einen der ersten Plätze auf den Smartphones erobert haben. „Trotz Robo-Taxi werden die Fahrzeuge dennoch begehrenswert sein. Daimler will die Zukunft der Mobilität mit gestalten“, sagt Henrich.

SSB will Gelegenheitsfahrer besser erreichen

In Stuttgart arbeitet Moovel mit dem Land und der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) zusammen. Die SSB hat zwar mit Polygo eben eine neue Plastikkarte als Ticketersatz und Türöffner für Mietautos in Umlauf gebracht, mit ihr ließen sich aber kaum Gelegenheitsnutzer gewinnen, sagt SSB-Vorstand Stefanie Haaks. Die digitale Welt von Moovel eröffne diese Chance, sie „baut Hemmnisse ab“. Die App schlägt das passende Ticket im Verkehrsverbund (VVS) vor, mit zwei Berührungen auf dem Display ist die Fahrkarte bargeldlos bezahlt.

Die Vermittlungsprovision bei Tickets liege im niedrigen einstelligen Prozentbereich, sagt Henrich, bei Mietwagen sei sie viel höher. Umsatz- und Gewinnzahlen will der Geschäftsführer nicht nennen. In Stuttgart arbeiten 70, in Nordamerika (Austin/Texas und Portland/Oregon) nochmals 70 Menschen für den Dienstleister. Dort zählen RideScout (Mobilitätsplattform) und GlobeSherpa (Tickets) zum Moovel-Gruppe, die nach Stuttgart weiter Städte erobern will. Wegen der unterschiedlichen technischen Standards ist das nicht ganz einfach.

Für Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) geht es bei den neuen Möglichkeiten um „Fragen der Lebensqualität, also die Frage, wie sehr sind wir vom Auto dominiert?“. Mobilität müsse nachhaltiger werden, da könne die App helfen. Beim autonomen Fahren fällt der Minister in den Alarmmodus: „Ich werde alles tun, dass über dieses Thema nicht die autogerechte Stadt wieder durch die Hintertür reinkommt. Dafür haben wir keinen Platz.“