Im Landratsamt liefen am Sonntag die Fäden zusammen. Foto:  

In zwei Gemeinden im Kreis Esslingen wurde bei dieser Wahl die politische Welt auf den Kopf gestellt.

Esslingen - Die politische Großwetterlage schlug durch: Das Abrutschen von SPD und CDU hat auch die Mehrheitsverhältnisse in den meisten Kommunen des Kreises geändert. Zwar geht es zumeist bloß um einen Sitz nach oben oder unten, aber manchmal haben ganz neue Listen die Rathäuser gestürmt.

Neue Liste in Plochingen

Spannend war es in Plochingen geworden. Hier hatten sich die Freien Wähler aufgelöst. Ein Teil von ihnen wechselte in die neue Unabhängige Liste Plochingen (ULP), der FWV-Gemeinderat Karel Markoc ging auf die CDU-Liste, hatte aber da aufs falsche Pferd gesetzt und den Sprung in den Rat nicht mehr geschafft. Harald Schmidt steht an der Spitze der ULP, der zweite Mann ist Klaus Hink, der in der letzten Legislaturperiode altershalber aufgehört hatte und nun ein politisches Comeback unternimmt. Die ULP kam auf vier Sitze, was deren Sprecher Götz Eibich besonders freut. Denn die Einschätzungen in der Stadt waren von höchstens drei Sitzen ausgegangen.

Alte Gemeinderäte in Deizisau

In Deizisau gibt es einen einleuchtenden Grund, warum die SPD schlecht abschnitt: sie ist nicht angetreten. Stattdessen hat sich die „Freie Soziale Liste“ beworben, die wie die Sozialdemokraten im Jahr 2014 zwei Sitze holte. Doch auch in Deizisau zählt man auf Bewährtes, denn die Kandidaten aus den SPD-Zeiten sind dieselben, die nun unter der Flagge der FSL segelten. Es sind Manfred Nagel und Maik Vosseler. Sie haben beide den Sprung ins Rathaus geschafft.

Zwei Bürgerlisten in Oberboihingen

In Oberboihingen hat Parteipolitik nichts verloren. Hier stehen sich seit vielen Jahren die Unabhängige Wählervereinigung und die Bürgerliste Oberboihingen gegenüber. Beide Fraktionen liefern sich spannende Kämpfe um die Gunst der Wähler.

Hatte die UWV im Jahr 2009 noch 54,9 Prozent der Stimmen auf sich vereinigt, fiel sie im Jahr 2014 auf 53,7. Dementsprechend erhöhte sich die BLO von 45,8 Prozent auf 46,3 Prozent im Jahr 2014. In der Wahl am Sonntag setzte sich die Tendenz fort. Die UWV errang nur noch 52, 8 Prozent der Stimmen, und die BLO stieg auf 47,2 Prozent. Wenn diese Entwicklung so anhält, dann könnte sich in frühestens zehn Jahren das Blatt endgültig für die Bürgerliste Oberboihingen wenden.

Initiative zieht ins Weilheimer Rathaus

Auch in Weilheim an der Teck ist eine neue Liste ins Rathaus eingezogen. Es ist die Bürgerdemokratische Fraktion, die am Sonntag auf Anhieb drei Sitze errang. Dabei hat sie jeder der etablierten Fraktionen einen Sitz abgeluchst.

Die Freie Wählervereinigung (FWV) hatte im Jahr 2014 sieben Sitze, jetzt sind es nur noch sechs, die Unabhängige Wählervereinigung (UWV) fällt von sechs Sitzen auf fünf zurück, und die Soziale Bürgervereinigung (SBV) hat nur noch fünf Sitze, im Jahr 2014 waren es noch sechs gewesen. Die Bürgerdemokratische Fraktion war vor wenigen Jahren spontan aus einer Bürgerinitiative entstanden, die gegen die Weilheimer Sporthallenpläne protestiert hatte.