Marion Busch hat einst „die ganze Ortsbücherei in Ellhofen leer gelesen“. Foto: Gottfried Stoppel

Marion Busch hat schon als Grundschulkind ein Buch nach dem anderen verschlungen. Jetzt hat die 34-jährige Diplom-Bibliothekarin die Leitung der Stadtbücherei Backnang übernommen.

Backnang - Im Rückblick kann man wohl sagen: Ihr Weg war ziemlich genau vorgezeichnet, womöglich bereits seit ihrer Grundschulzeit. Damals habe sie „die ganze Ortsbücherei in Ellhofen leer gelesen“, sagt Marion Busch und lacht dabei ihr schönstes Lachen. Jetzt hat die 34-jährige Diplom-Bibliothekarin die Leitung der Stadtbücherei Backnang übernommen und damit die Nachfolge von Bücherei-Urgestein Marianne Engelhardt angetreten.

Spätestens nach einem Praktikum bei der Stadtbibliothek Heilbronn während ihrer Zeit am Gymnasium in Weinsberg stand der Berufswunsch dann vollends fest: arbeiten in einer Bücherei. Dann lief alles wie am Schnürchen. Studium an der Hochschule der Medien in Stuttgart, Abschluss und sofort der erste feste Job bei der Stadtbücherei in Albstadt. Im Jahr 2008 wechselte Marion Busch dann weiter zur Gemeindebücherei Altbach (Kreis Esslingen), die sie seither geleitet hat.

Die Neue tritt in ziemlich große Fußabdrücke

Warum jetzt der Schritt nach Backnang? Sie habe eigentlich gar keine neue Stelle gesucht, sei eher zufällig auf die Annonce gestoßen, habe sich „die schöne Fachwerkstadt Backnang“ und die Bücherei während eines Tagesausflugs genauer angeschaut. Schnell war klar: Auf die ausgeschriebene Stelle bewirbt sie sich. Gesagt, getan, vorgesprochen – und eingestellt worden. Jetzt also ist Marion Busch die Neue, die in ziemlich große Fußabdrücke tritt. Marianne Engelhardt war eine Institution in Backnang. Sie hatte seit dem Jahr 1978 bei der Bücherei gearbeitet, also 40 Jahre lang. Leseförderung, das war ihr Leidenschaft, ihre Lebensaufgabe.

Marion Busch sagt, die Vorgängerin und das Büchereiteam hätten tolle Angebote entwickelt, etwa das Projekt „Heiß auf Lesen“ und die Spielabende. Sie wolle die Kooperationen ausbauen, etwa mit der Volkshochschule, den Kindergärten und den weiterführenden Schulen, denn „wir haben einen Bildungsauftrag“. Lesen, sagt die Leiterin der Stadtbücherei, sei eine der wichtigsten Schüsselqualifikationen überhaupt. Jede Bibliothek sei ein Lernort. Seit Kurzem gebe es in den Räumen ein offenes WLAN-Netz. Die Menschen kämen mitunter zum Arbeiten, manche haben ihren eigenen Laptop dabei, andere setzen sich an die PCs der Bücherei. Demnächst würden zwei weitere Computer aufgestellt.

„Die digitale Spaltung überwinden“

Marion Busch will künftig auch Angebote für ganze Schulklassen machen. Kinder und Jugendliche sollen lernen, Informationen aus dem Internet zu bewerten und Fragen wie diese beantworten: Auf welche Angaben kann ich mich verlassen? Schon bald würden Datenbanken – beispielsweise die von Brockhaus – für die Recherche zur Verfügung gestellt. Büchereien, sagt Marion Busch, müssten für Chancengleichheit sorgen und „die digitale Spaltung überwinden“. Jeder müsse unabhängig vom Geldbeutel „auf alle Infos zugreifen können“. Geplant sei auch eine „digitale Sprechstunde“, die den Kunden etwa hilft, wenn sie nicht wissen, wie man ein E-Book auf einen Reader herunterlädt.

Für Kleinkinder sollen sogenannte Tonieboxen angeschafft werden, als Alternative zu CDs. Die Hörspiele sind auf Figuren – den sogenannten Tonies – gespeichert, durch kinderleichtes Platzieren dieser Tonies auf der Toniebox werden sie dann abgespielt.Apropos neue Techniken: Marion Busch sagt, sie bevorzuge gedruckte Bücher, E-Books nehme sie aber gerne mit auf Reisen. Kürzlich gelesen hat sie den Roman „Königskinder“ von Alex Capus – sehr zu empfehlen, sagt sie. Und wenn Marion Busch mal nicht liest oder arbeitet, was tut sie dann? „Ich bin gerne in der Natur, zum Wandern und zum Radfahren.“ Passt doch ganz gut – Backnang ist schließlich das Tor zum Schwäbischen Wald.