Am Dienstag haben Mieter in Stuttgart gegen den Immobilienkonzern Vonovia protestiert. Zum Vorwurf der überhöhten Mieten kommen jetzt noch merkwürdige Kaufangebote. Foto: Lichtgut-Oliver Willikonsky

Immer mehr Mieter gehen gegen Deutschlands größtes Immobilienunternehmen Vonovia auf die Barrikaden. Jetzt sorgen bemerkenswerte Kaufangebote für Unruhe.

Stuttgart - Die Kritik an Deutschlands größtem Immobilienunternehmen Vonovia weitet sich aus. Jetzt klagen Mieter nicht nur über enorme Mieterhöhungen. Auch Kaufangebote stoßen auf Verwunderung. So haben Bewohner eines Hochhauses in Giebel schriftlich den Hinweis bekommen, sie könnten ihre Mietwohnungen kaufen.

„Als wir vor acht Jahren eingezogen sind, hat das Haus einer anderen Firma gehört“, sagt einer von ihnen. Damals habe es auch schon einmal ein Kaufangebot gegeben. Die 80 Quadratmeter große Wohnung sollte 95 000 Euro kosten. Man habe damals abgelehnt. „Jetzt sagt die Vonovia, die Wohnung sei 284 300 Euro wert, obwohl es keine größeren Renovierungen gegeben hat. Weil wir aber bereits dort wohnen, sollen wir günstiger wegkommen und nur 264 200 Euro zahlen“, sagt der Mann. Man sei mehr als erstaunt, dass der Preis innerhalb weniger Jahre dermaßen steige: „Da geht es nur um Geldgier.“ Und er wundert sich, dass Wohnungsunternehmen in Deutschland börsennotiert sein dürfen: „Das ist ein Fehler.“

SÖS-Linke-Plus fordert besseren Schutz der Mieter

Mieter in Stuttgart und anderen Städten werfen Vonovia vor, nach Modernisierungen die Mieten dramatisch zu erhöhen, um die Bewohner loszuwerden. Außerdem soll das Unternehmen gegen die Mietpreisbremse verstoßen. Rund hundert Menschen sind deshalb am Dienstag zu einer Protestkundgebung zusammengekommen. Vonovia weist die Kritik zurück und betont, man bewege sich stets im gesetzlichen Rahmen und wolle, dass die bisherigen Mieter bleiben können.

Die Fraktionsgemeinschaft SÖS-Linke-Plus im Gemeinderat fordert, zumindest Teile der Vonovia-Mieterschaft – oft Rentner und Leute mit wenig Geld – besser zu schützen. Sie beantragt, die sogenannte Erhaltungssatzung für das Nordbahnhofsviertel, die Auswüchse verhindern und bezahlbare Wohnungen erhalten soll, auszuweiten. Sie denkt dabei an die drei Hochhäuser Friedhofstraße 11 sowie Mönchstraße 3 und 5. Eines davon soll demnächst modernisiert werden, die beiden anderen könnten folgen. Danach werden die Mieten teils deutlich erhöht.