Die EnBW lässt sich nicht vom Geldausgeben abbringen. Foto: dpa

Trotz Rückschlägen im Gasgeschäft  will Versorger EnBW Milliarden für neue Kraftwerke ausgeben.

Karlsruhe - Trotz Rückschlägen im Gasgeschäft will Deutschlands drittgrößter Versorger EnBW Milliarden für neue Beteiligungen und Kraftwerke ausgeben. Die Schulden sind 2009 stark angestiegen.

Den Vorwurf, "dass mein Haus aus den Fugen gerät, kann ich nicht nachvollziehen", sagte EnBW-Konzernchef Hans-Peter Villis mit Blick auf den sprunghaften Anstieg der EnBW-Schulden. Im vergangenen Geschäftsjahr stand der Karlsruher Versorger netto mit fast 9,2 Milliarden Euro in der Kreide. Das ist über ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor. Der Großteil des neu geliehenen Geldes fließt dabei in Investitionen zum Umbau des Kraftwerksparks und in Beteiligungen.

Bis 2012 plant die EnBW, insgesamt 7,9 Milliarden Euro in derartige Projekte zu stecken. 1,5 Milliarden will der Konzern in erneuerbare Energien investieren, etwa den Ausbau von Windkraftanlagen vor der Ostseeküste, aber auch in den Ausbau der Wasserkraft. Noch in diesem Jahr will die EnBW den Windpark Baltic 1 in der Ostsee ans Netz bringen. Nach jahrelangem Bau soll auch das Wasserkraftwerk in Rheinfelden im Juni angefahren werden. Mit dem türkischen Industrieunternehmen Borusan plant die EnBW zudem den Ausbau von Wasser- und Windkraft mit einer Leistung von zwei Gigawatt. "Diese Investitionen werden sich auszahlen", sagte Villis.

Strom und Gas sollen nicht teurer werden

Im vergangenen Geschäftsjahr hat die EnBW, die derzeit fast neunzig Prozent ihrer Energie aus Atomkraft, Kohle und Gas gewinnt, allerdings die konventionelle Energieerzeugung gestärkt. Kraftwerksleistung von insgesamt zwei Gigawatt sei im vergangenen Geschäftsjahr dazugekommen, sagte Technikvorstand Hans-Josef Zimmer. Etwa durch den Erwerb von Kraftwerken vom Konkurrenten Eon. Außerdem hat die EnBW für rund zwei Milliarden Euro einen 26-Prozent-Anteil am fünftgrößten deutschen Versorger EWE erworben.

Ein anderes Projekt ist 2009 dagegen ins Stocken geraten und droht zum großen Unsicherheitsfaktor in Konzernchef Villis' ehrgeiziger Expansionsstrategie zu werden: der Ausbau des Gasgeschäfts. Dieses wollte Villis durch den mehrheitlichen Erwerb des ostdeutschen Gasimporteurs VNG, an dem die Oldenburger EWE bereits mit 47,9 Prozent beteiligt ist, entscheidend vorantreiben. Weil andere EWE-Aktionäre, allen voran ein Zusammenschluss ostdeutscher Kommunen, die Übernahmepläne der EnBW torpedierten, liegt das Projekt jetzt faktisch auf Eis. Auf einen 47,9-Prozent-Anteil an VNG hat die EnBW aber eine Kaufoption erworben.

Derzeit sehe er nicht die Chance, die Mehrheit an VNG zu übernehmen, sagte Villis. Druck bekommt er bei seinem Plan, das Gasgeschäft auszuweiten, von EnBW-Großaktionär Electricité de France (EdF). Dieser will sich seinerseits über seinen deutschen Partner mehr Einfluss im europäischen Gasmarkt sichern. Ob das jetzt schnell klappt, ist sehr unsicher geworden. Wenn es über Zukäufe nicht gehe, müsse man "organisch wachsen", sagte Villis. Sprich: das Geschäftsfeld selbst entwickeln. "Und das dauert länger." Villis will daher besonders die Zusammenarbeit mit EWE beim Thema Gas intensivieren und von dessen Zugang zu norwegischem Gas profitieren.

Trotz Mehrbelastungen durch die Wirtschaftskrise in Höhe von 166 Millionen Euro nannte Villis die Ergebnisentwicklung insgesamt robust. Der operative Gewinn (adjustet Ebit) blieb mit knapp 1,8 Milliarden Euro konstant. Fürs laufende Jahr zeigte er sich "vorsichtig optimistisch". Gleiches könnte für die EnBW-Kunden gelten. Grund: Strom und Gas sollen laut Villis zunächst nicht teurer werden.