Studenten der Hochschule Offenburg mit Minister Winfried Hermann Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Mal schnell ins What’s App schauen, rasch noch eine SMS schreiben – das kann beim Autofahren gefährlich werden. Verkehrsminister Hermann hat eine Kampagne vorgestellt, die gegensteuern will.

Stuttgart - Eine Joggerin macht eine letzte Dehnübung, setzt sich den Kopfhörer auf und läuft los, um nach wenigen Metern eine Straße zu überqueren. Zeitgleich greift ein Autofahrer nach seinem Handy. Schnitt. Dieser 30 Sekunden lange Clip, der eine vertrauten Alltagssituation aufgreift, lief am Donnerstagabend erstmals auf der Videowand der Scharrena beim Handballbundesligaspiel des TVB 1898 Stuttgart gegen die HSG Wetzlar.

30 Sekunden, die zeigen, was passieren kann, wenn man im Straßenverkehr nur eine Sekunde abgelenkt ist. Die Präsentation ist Teil der neuen Kampagne „Watch Out – Augen auf die Straße“, die sich mit dem Sicherheitsrisiko Ablenkung beschäftigt und von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) zusammen mit TVB-Geschäftsführer Jürgen Schweikardt im Foyer der Sporthalle vorgestellt wurde.

Wettbewerb der Medienhochschulen

Dem Video voraus ging ein Wettbewerb für Studierende an den Medienhochschulen des Landes – die besten drei Beiträge wurden mit Geldpreisen prämiert. Am meisten überzeugte die Jury der Film von Julia und Johanna Kausch sowie Stefan Hipp von der Hochschule Offenburg. „Sie haben das auf kreative Weise thematisiert und zeigen vor allem, was passiert, wenn gleich zwei nicht aufpassen“, sagt Hermann. Zudem bringe ein abgelenkter Fahrer nicht nur sich, sondern auch Unschuldige in Gefahr.

Der Gewinnerfilm wird künftig an Heimspieltagen von Handball- und Fußballbundesligavereinen im Südwesten über die Stadionleinwand oder Videotafel ausgestrahlt und damit an einem einzigen Spieltag Tausende Menschen erreichen. „Deshalb haben wir uns bewusst für ein sportliches Konzept entschieden“, sagt Julia Kausch, die sich mit ihrem Team über ein Preisgeld von 3000 Euro freuen darf. Das Trio nutzt den Betrag als Startkapital für ihre neu gegründete Firma.

Hermann: 50 Tote wegen Ablenkung

Der Clip soll sensibilisieren, aufklären und vor allem auch ein Bewusstsein für die Gefahren schaffen. „Eine SMS kann tödlich sein“, betont Hermann. Unter den 405 Verkehrstoten aus dem vergangenen Jahr sind nach Informationen des Ministers rund 50 durch Ablenkung verursacht worden. Darunter sind vor allem junge Fahrerinnen und Fahrer. Der ADAC schätzt, dass in Deutschland bereits jeder zehnte Unfall auf unzulässige Handynutzung am Steuer zurückzuführen ist. Neben überhöhter Geschwindigkeit ist das eine der häufigsten Unfallursachen - Tendenz steigend.

Die Handballfans konnten sich mit Material eindecken. Die Flyer zeigen einen ernsten Smiley, der mit zwei Fingern auf die Augen deutet. Sie werden auch an Berufsschulen und an Unis ausgelegt. Auch Citycards in Cafés und Kneipen sollen vor Handynutzung am Steuer warnen. Der Audiospot wird bei einem Online-Streamingdienst ausgestrahlt. „Damit sprechen wir die Jugendlichen sowohl in der digitalen als auch in der realen Welt an“, sagt Hermann.