Gisela Schramm hat ein Herz für die Zukunft der Erde. Das Herz ist das Erkennungszeichen der Omas for Future. Foto: Simon Granville

Die Gerlingerin Gisela Schramm hat in ihrer Heimatstadt eine Regionalgruppe der Omas for Future gegründet. Sie sorge sich um die Zukunft ihrer Enkel, sagt die 72-Jährige, die im Kampf gegen den Klimawandel die Generation 50+ im Visier hat.

Gerlingen - Warten liegt nicht in Gisela Schramms Natur. Zumindest dann nicht, wenn es um den fortschreitenden Klimawandel geht und damit um die Zukunft der Erde – und die ihrer Enkel, fünf und siebeneinhalb Jahre alt. Die 72-Jährige aus Gerlingen, aufgewachsen in einem Dorf in der hessischen Rhön mit eigenen Hühnern, Schweinen und eigenem Gemüsegarten, achtet im Alltag schon immer auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Ihre Eltern hätten es ihr so beigebracht, etwa alle Lebensmittel zu verwerten, und sie habe dies ihren zwei Kindern vermittelt.

Jetzt will Gisela Schramm generell ihre Generation, die Generation 50+, sensibilisieren, sagt sie. Deshalb gründete sie in ihrer Heimatstadt Gerlingen eine Regionalgruppe der Omas for Future. Und hofft nun auf viele Gleichgesinnte. Die Generation 50+, sagt Gisela Schramm, werde bisher nicht so recht angesprochen, trage aber ordentlich zum Klimawandel bei. „Ich habe Angst um die Zukunft. Wir Ältere müssen handeln. Wir sind die Generation, die zum Beispiel gern Kreuzfahrten macht, SUV fährt, im Sommer den Wäschetrockner laufen lässt, viele Zivilisationskrankheiten hat, zu viel isst und sich zu wenig bewegt.“

Die bundesweite Initiative Omas for Future wendet sich nach eigenen Angaben gezielt an die Generation 50+, die bundesweit fast die Hälfte der Bevölkerung ausmacht, aber weit mehr als die Hälfte des klimabedrohenden CO2 verursacht. Man motiviere die Generation 50+, aus ihrer Liebe zu ihren Kindern und Enkeln ihr Verhalten zu ändern und eine nachhaltige, lebenswerte Zukunft zu erschaffen. Die Initiative gründete sich im Sommer 2019 als Unterstützung der Fridays-for-Future-Bewegung in Leipzig durch die Unternehmerin Cordula Weimann. „Um unserer Natur und unseren Enkeln die Stimme zu geben, die sie selbst nicht haben“, sagt die Initiatorin.

Alltagstipps für mehr Nachhaltigkeit

Gisela Schramm, die in Gerlingen den Kampf gegen den Klimakollaps von unten mitgestalten will, die Erderwärmung möglichst unter zwei Grad halten will, sagt, die Menschen würden zum Klimawandel beitragen – also könnten sie auch etwas dagegen tun. „Jeder Einzelne, jeden Tag.“ In der Politik werde zwar viel über den Klimawandel geredet, über Klimaziele allerdings erst bis zum Jahr 2030, 2040, 2050. „Es tut sich nichts. Die Politik wartet ab, etwa beim Thema Massentierhaltung. Warum?“ Gisela Schramm ist bewusst, dass die Klimawende nicht von heute auf morgen gelingt. „Man kann jedoch mit einfachen Sachen bei sich zuhause anfangen.“ Die 72-Jährige will konkrete Alltagstipps geben – „aber nicht mit erhobenem Zeigefinger“, betont sie. Auch gehe es nicht darum, jemandem etwas zu verbieten.

Im Alltag, zählt Gisela Schramm auf, könne man auf Ökostrom umsteigen, regional und saisonal einkaufen und auf Plastiktüten verzichten, weniger Fleisch essen, es vom Bauern holen, der selbst schlachtet, mehr radeln und zu Fuß gehen, statt sich ständig ins Auto zu setzen, die Wäsche im Sommer an der frischen Luft trocknen. „Ich brauche keinen Abfluss-oder Kloreiniger, ich habe Natron und Essig, und für den Backofen kann man wunderbar Backpulver nutzen.“

Schramm: Lebensmittel sollten nicht verschwendet werden

Ein großes Anliegen ist der 72-Jährigen, Lebensmittel zu retten. „Die Verschwendung tut mir weh“, sagt Gisela Schramm. Ein Erlebnis hat sich in ihr Gedächtnis eingebrannt: Wie sie einmal auf dem Gerlinger Rathausplatz einen Karton mit einer halben Pizza darin gefunden hat. Achtlos auf dem Boden zurückgelassen. Dagegen fehle es weltweit an Nahrung wie Wasser, werde die Natur vielerorts ausgebeutet. „Solche Dinge müssen doch auch anderen auffallen“, sagt Gisela Schramm. Sie findet, die Menschen seien egoistisch geworden. Zugleich könne es doch nicht sein, dass es in Deutschland Diebstahl ist, weggeworfene Lebensmittel aus Mülltonnen zu holen, sagt Gisela Schramm, die auch Mitglied bei der Gerlinger Mitmachzentrale und Greenpeace ist. Sie hat sich vorgenommen, das entsprechende Gesetz genau zu studieren. Zunächst einmal will Gisela Schramm aber die Regionalgruppe bekannt machen und vor allem: Mitstreiter finden. Das plant sie mit einem Infostand auf dem Wochenmarkt und dem Platz beim Weltladen.

Mittlerweile gibt es in Deutschland mehr als 40 Regionalgruppen mit rund 175 aktiven Omas. Und es werden laut der Projektkoordinatorin Maxie Wolf immer mehr. Mit der Gerlinger Regionalgruppe werde man „nun so richtig Aktivitäten im Landkreis Ludwigsburg aufnehmen“ – die erste Regionalgruppe im Kreis gründete sich in Vaihingen/Enz, sie sei zurzeit aber nicht aktiv, sagt Wolf. Die zweite Gruppe ist nun die um Gisela Schramm.

Mitstreiter gesucht Wer Gisela Schramm unterstützen möchte, meldet sich per E-Mail: gerlingen@omasforfuture.de. Infos gibt es auch im Internet: https://omasforfuture.de.