Filmemacher Goggo Gensch bei der Kundgebung vor dem Metropol-Kino in Stuttgart Foto: : Heinze

Wenn Kino im Metropol nicht überlebt – sollte dann eine Bühne für Künstler einziehen? Die Grünen fordern, Kombinutzungen zu prüfen. „Verlockend“ nennt Varieté-Chef Timo Steinhauer die Idee, dass der Friedrichsbau zurück in die City zieht.

Stuttgart - Was wird aus dem Metropol im früheren Stuttgarter Bahnhof, aus dem sich die bisherigen Mieter, die EM Filmtheaterbetriebe Mertz, zum Jahresende verabschieden? Vom Fitnessstudio über einen Gastronomiebetrieb bis zur Sporthalle – die Besitzer des traditionsreichen Gebäudes können sich wohl allerhand vorstellen. Bei der Kundgebung von Cineasten für den Erhalt als Kino fasste Filmemacher Goggo Gensch zusammen, was im Gespräch ist. Auch zwei Kinobetreiber hätten sich bei der Union Invest, den Eigentümern, gemeldet, um das Haus zu pachten. „An einen Kinobetrieb aber scheinen die Vermieter nicht so recht zu glauben“, sagte Gensch, bis 2019 der Leiter des SWR-Dokumentarfilmfestivals, auf den Metropoltreppen.

Das Metropol wurde 1949 als Kino-Varieté konzipiert

Die Grünen bringen nun eine weitere Idee ins Spiel und erinnern an die Geschichte des Hauses, das nach dem Krieg von Kino und Varieté gleichzeitig genutzt worden ist. Das Metropol mit dem zentralen Standort an der Bolzstraße müsse für kulturelle Nutzungen erhalten bleiben, fordert die Ökopartei in einem Gemeinderatsantrag. „Das 1949 wiedereröffnete Metropol war als Kino-Varieté konzipiert“, heißt es in einer Pressemitteilung der Grünen, „in den ersten Jahren lag der Schwerpunkt auf Varieté-Veranstaltungen, in den 1950ern haben auf dieser ,Starbühne Stuttgarts und Württembergs‘ zahlreiche Konzerte stattgefunden.“ Vor der Aufteilung in zwei Kinos habe sich im früheren Bahnhof ein großer Saal mit weit über 1000 Plätzen befunden und sei bekannt gewesen für seine „schöne, weitgeschwungene Architektur“.

Die Forderung der Grünen lautet: „Die Verwaltung prüft gemeinsam mit in.Stuttgart, welche Nutzungen die Raumsituation im Metropol zulässt, und stellt dar, welche Flächen für Bühnennutzung, Publikum, Technik, Backstage-Bereich etc. zur Verfügung stehen.“ Man sollte darüber hinaus prüfen, welche Art von Veranstaltungen hier möglich sei, wenn sich der Kinobetrieb allein als unwirtschaftlich erweise.

Steinhauer warnt vor neuer Konkurrenz in der City

Bei diesem Vorschlag wird der Stuttgarter Varieté-Chef Timo Steinhauer hellhörig. Eine neue Konkurrenz für seine Bühne dürfe „auf keinen Fall“ entstehen. Dies wäre in der Nähe zum historischen Standort des Varietés nicht vertretbar. „Verlockend“ findet Steinhauer die Idee, dass seine Bühne zurück in die City zieht. Steinhauer: „Wir sind auf dem Pragsattel zufrieden, allerdings wird der Pachtvertrag nur im Fünf-Jahre-Rhythmus verlängert. Wir brauchen eine dauerhafte Existenzsicherung.“ So sehr ihm die Rückkehr in die Innenstadt gefällt, so unwahrscheinlich hält er sie „aufgrund der finanziellen Hürden“. Der Umbau in eine Varieté-Bühne werde schließlich sehr teuer. Da bräuchte der Friedrichsbau finanzielle Hilfe.

Eine Mehrheit im Gemeinderat lehnt die Anmietung des Metropols durch die Stadt Stuttgart ab. Auch ein Kauf des Gebäudes steht derzeit nicht zur Debatte, da die Union Invest nicht verkaufen will. „Der Ball liegt im Augenblick im Spielfeld der Eigentümer“, sagte Gensch bei der Kundgebung, „sie müssen ihre Skepsis gegenüber einem Kinobetrieb überwinden.“ Netflix und Co. seien kein Ersatz für das Kinoerlebnis mit anderen Menschen. Auch Finanzanalysten glaubten „an eine erfolgreiche Wiederbelebung der Kinos“, erklärte der Filmemacher. Über kurz oder lang fehlten in Stuttgart Leinwände, prophezeit er.

„Die Stadt hat Instrumente, Druck auf die Eigentümer aufzubauen“

Der Verein zur Förderung und Erhaltung historischer Bauten, lobte Gensch, habe verhindert, dass die TWS, die das Metropol 1981 von der Stadt Stuttgart gekauft haben, das Gebäude abreißen durften. Aus den TWS wurde die NWS und aus der die EnBW, das Metropol „wanderte mit“. Die EnBW verkaufte das Haus an die Bülow AG. Von der erwarb die Union Invest mit Hauptsitz in Frankfurt im Jahr 2013 das Gebäude. „Die Stadt hat Instrumente, mit denen Druck auf die Eigentümer aufgebaut werden kann“, betonte Gensch. Der Denkmalschutz spiele dabei ebenso eine Rolle wie eine Erhaltungssatzung.