Die Produktion bei Alno in Pfullendorf soll wieder hochgefahren werden. Foto: dpa

Das Schicksal von Alno schien besiegelt. Der Küchenbauer sollte abgewickelt werden. Jetzt will ein Investor einen Neuanfang wagen. Ein Wiederaufstieg des Unternehmens gleicht jedoch einer Herkulesaufgabe, meint Harry Pretzlaff.

Stuttgart - Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Erst vor wenigen Wochen schien das Schicksal von Alno endgültig besiegelt. Kein Investor wollte den pleite gegangenen Küchenbauer kaufen. Nach einer langen Leidensgeschichte musste der Insolvenzverwalter schließlich verkünden, dass das schwäbische Traditionsunternehmen abgewickelt werden sollte. Jetzt glimmt kurz vor Weihnachten überraschend doch wieder Hoffnung auf – allerdings nur ein Fünkchen.

Die Produktion soll wieder hochgefahren werden

Der Investor Riverrock, hinter dem der renommierte Gründer der Unternehmensberatung Roland Berger steht, will das Pfullendorfer Grundstück, die Maschinen und die Markenrechte kaufen und einen Neuanfang wagen. Riverrock zählte auch zu den Kreditgebern des Unternehmens, war an der letzten Runde der Suche nach Investoren aber angeblich nicht beteiligt. Wenn alles läuft wie geplant, soll die Produktion nun wieder hochgefahren werden.

Damit können auch die meisten Mitarbeiter, von denen viele bei der Bekanntgabe der Schließung im November unter Schock standen, wieder auf einen Job hoffen. Sie sollen für die Chance auf Beschäftigung jedoch einen hohen Preis bezahlen. Bereits in den vergangenen Jahren haben sie immer wieder auf Gehalt und Sonderzahlungen verzichtet, um die Kosten zu senken und die Sanierung zu unterstützen. Nun sollen sie für deutlich weniger Geld länger arbeiten. Wird damit der endgültige Untergang des Unternehmens nur weiter hinausgeschoben?

Sanierer haben sich vergeblich bemüht, die Talfahrt zu stoppen

Die Erfahrungen der Beschäftigten sind bitter. Seit dem Börsengang Mitte der neunziger Jahre hat Alno nur in einem Jahr Gewinne geschrieben. Eine ganze Reihe von Sanierern hat sich vergeblich bemüht, die Talfahrt zu stoppen. Darunter hat nicht nur die Marktposition, sondern auch der Ruf des Unternehmens schwer gelitten. Und in den vergangenen Monaten schließlich, als Alno in Richtung Pleite taumelte, ist das angekratzte Image ruiniert worden, weil Teile entweder nicht wie geplant geliefert werden konnten oder die Qualität nicht stimmte. Die Rettung von Alno gleicht einer Herkulesaufgabe.