Ensemble-Szene aus „Wohin mit Stuttgart?“ mit Thilo Seibel (kniend) Foto: Michael Dostler

Stuttgart ist bedroht – dieses Szenario liegt der neuen Hausproduktion „Wohin mit Stuttgart?“ des Renitenztheaters zugrunde, die jetzt Premiere feiert. Der Kabarettist Thilo Seibel hat das Stück geschrieben und spielt selbst mit.

Stuttgart - Thilo Seibel, der Autor der neuen Renitenz-Produktion, ist gebürtiger Münchner und lebt in Köln. Über Stuttgart kann er nur staunen, wie er im Interview verrät.

Herr Seibel, was passiert in „Wohin mit Stuttgart?“

Ein Komet soll Stuttgart treffen. Der Zuschauer erlebt alles, was in einer solchen Situation passieren würde: Bemühen und Versagen der Politik, skurrile Geschäftsideen mit dem Untergang, den Weiterbau des Bahnhofes, eine kometenbedingt dezente Verengung des Stuttgarter Wohnungsmarktes, schwäbische Flüchtlinge und echte Expertisen. Wir erzählen eine komplette Geschichte mit mehreren Charakteren. Und das Beste ist, dass es trotz des Untergangsthemas überaus lustig ist.

Wen spielen Sie?

Einen konservativen CDU-Politiker, einen zwischen Hyperintelligenz und Verwahrlosung gratwandernden Astronomen, außerdem den auch im Weltuntergang auf eine gewisse Ordnung bestehenden Einsatzleiter der Stuttgarter Polizei, einen Wohnungslosen in einem Bootcamp für Wohnungslose sowie zwei Teilnehmer einer Speed-Dating-Börse.

Wie haben Sie sich als gebürtiger Münchner in die Schwaben hineinversetzt?

Mit Meditation und der Besinnung auf den inneren Schwaben in mir. Teile meiner Familie stammen aus dem schwäbischen Teil Bayerns. Zudem mit einer intensiven Recherche bei ortsansässigen Kollegen und der Nativbevölkerung.

Ist es schwer, sich als Autor des Stücks der Regie Hans Holzbechers unterzuordnen?

Wir pflegen ein sehr gedeihliches und offenes Verhältnis und haben uns gegenseitig schon beim Schreiben und Entstehen des Stückes befruchtet. Um es so zu formulieren: Es gab bis jetzt nur wenige Tobsuchtsanfälle in der Probenzeit.

Haben Sie bei den Recherchen etwas über Stuttgart herausgefunden, das Sie überrascht hat?

Am meisten eigentlich, wie sehr Stuttgart komplett Baustelle ist und wie entspannt die Menschen an den Gruben und Absperrungen vorbeihasten. Als Kölner faszinieren einen die Summen: Von dem Geld, das hier in einem Jahr verbaut wird, hätten wir in Köln fünfmal die U-Bahn und das Stadtarchiv einstürzen lassen können.