Abuladze kennt die Hürden für ihre Schützlinge aus eigener Erfahrung. Foto: Stoppel

Shorena Abuladze ist seit 1. Juni neue Flüchtlingsbeauftragte der Gemeinde und damit zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber. Die gebürtige Georgierin bringt theoretisches Wissen und viele persönliche Erfahrungen mit.

Schwaikheim - Im Grunde ist Shorena Abuladze ein echter Glücksfall für Schwaikheim. Und das gleich aus mehreren Gründen. „Wir sind froh, dass wir die Stelle so schnell besetzen konnten“, sagt ihre Vorgesetzte Franziska Weil. Denn Flüchtlings- oder Integrationsbeauftragte werden gerade viele gesucht – dass sich für die auf drei Jahre befristete 50-Prozent-Stelle dann noch jemand findet wie Shorena Abuladze, gleicht vermutlich einem Sechser im Lotto. „Ich finde die Aufgabe sehr spannend, und ich denke, dass ich mit meinem Hintergrund und meiner Erfahrung die Belange der Flüchtlinge gut verstehe“, sagt die 36-Jährige. Und das ist keine Übertreibung.

Viele, die kommen, haben kein richtiges Bild von Deutschland

Vor zwölf Jahren ist die gebürtige Georgierin nach Stuttgart gekommen. Nicht als Flüchtling, „sondern um zu studieren“, erzählt sie. Auf dem Gymnasium hatte sie bereits Deutsch gelernt, dann in Georgien Germanistik und Pädagogik studiert. „Ich wollte einfach gerne ins Ausland gehen, und ich habe Deutschland gewählt, weil ich der Sprache mächtig war“, erzählt Shorena Abuladze. Am Anfang sei sie aber trotzdem genau vor denselben Herausforderungen gestanden wie die Menschen, die sie jetzt betreut: an die richtigen Infos und die richtigen Ansprechpartner kommen, eine Unterkunft und eine Arbeitsstelle finden. Denn ihr Studium der Politikwissenschaften und Kunstgeschichte hat sich Shorena Abuladze selbst finanziert.

„Ich habe eigentlich bei allen bekannten Firmen in der Region gearbeitet“, sagt sie und lacht. So anstrengend es war, heute ist sie dankbar für die Erfahrungen, die sie damals gemacht hat: „Viele, die hierherkommen, haben kein reales Bild von Deutschland. Ich habe die Industriekultur kennengelernt und weiß, woher Pünktlichkeit und andere Werte kommen.“ Davon abgesehen, kann sie ihren Schützlingen sagen, welche Jobs zu welcher sprachlichen Stufe passen.

Informieren und helfen

Shorena Abuladze bringt aber nicht nur praktische Erfahrungen, sondern auch theoretischen Hintergrund mit – ihre Magisterarbeit hat sie über europäische Asylpolitik geschrieben. Und auch bei ihrem früheren Arbeitgeber hat sie Programmtage zu Flucht und Asyl veranstaltet. In Schwaikheim wird es allerdings nicht um große Politik, sondern um ganz konkrete Hilfe im Alltag gehen. Shorena Abuladze ist die zentrale Anlaufstelle in Flüchtlingsfragen. „Ich möchte die Menschen über die Möglichkeiten, die sie haben, informieren und ihnen helfen, ihre Ziele zu verwirklichen“, erzählt sie.

Momentan leben in Schwaikheim 40 Asylbewerber in der Anschlussunterbringung. Diese jungen Männer hat Shorena Abuladze in den vergangenen Wochen schon kennengelernt. Auch mit wichtigen Partnern wie dem Freundeskreis Asyl oder dem Jobcenter hat sie sich bereits getroffen. „Ich teile meine Arbeit so ein, dass ich nicht nur im Büro, sondern auch in den Unterkünften anzutreffen bin“, sagt sie. In persönlichen Gesprächen will sie herausfinden, welche Kompetenzen die Flüchtlinge aus der Heimat mitgebracht haben und was sie in Deutschland erreichen wollen. „Zwei junge Männer aus Pakistan haben mir erzählt, dass sie studieren möchten. Andere haben im Hotelbereich oder in der Elektrotechnik gearbeitet“, sagt sie.

Dieses Jahr werden zudem noch zwei Gemeinschaftsunterkünfte für insgesamt 240 Flüchtlinge in Schwaikheim entstehen. Dort wird es zwar eigene Sozialarbeiter geben, aber trotzdem wird auch Shorena Abuladze gefragt sein. Dass es ihre Stelle gibt, findet sie eine tolle Botschaft an alle, die nach Schwaikheim kommen: „Es zeigt: Ihr seid wichtig für uns.“