Schon jetzt herrscht Stau in Cannstatt – hilft eine Busspur oder verschärft sie das Problem? Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Kopfschütteln, Wut, Unverständnis: Der Vorschlag der ökosozialen Ratsmehrheit in Stuttgart, eine Busspur bis zum Wilhelmsplatz in Bad Cannstatt einzurichten, wird im Netz kritisiert – fast von allen.

Stuttgart - Der Vorschlag polarisiert: Von Herbst an soll ein Expressbus zwischen der Stuttgarter City und Bad Cannstatt fahren. Damit die Passagiere staufrei vorankommen, fordern Grüne, SPD und SÖS/Linke-plus im Gemeinderat eine zusätzliche Busspur zwischen der König-Karls-Brücke und dem Wilhelmsplatz. Das würde allerdings auch bedeuten, dass für Autofahrer an der ohnehin stauträchtigen Stelle noch weniger Platz bleibt.

Die Kritik im Netz lässt nicht lange auf sich warten. Überwiegend wird der Vorschlag skeptisch gesehen. So verweist Jost Franzen auf der Seite der Stuttgarter Nachrichten auf das weiter nördlich gelegene Beispiel einer Spurverengung Fellbach, das für ihn eher abschreckend ist. Überhaupt zweifelt er an dem Sinn des Vorschlags:

In einer Antwort darauf weist Wulf Hanke darauf hin, dass der Radweg durch die Verengung an einer „lebensgefährlichen“ Stelle endet. Franzen verweist auf das Beispiel der Niederlande: „Die bauen diese Radwege konsequent auch bei wenig Platz und für alle Verkehrsteilnehmer sicher; leider schwingt in Deutschland immer mit: Das Auto, der Feind.“

Gleich 13 Likes bekommt Chris Brac für seinen Vorschlag, statt einer Busspur lieber die Stadtbahnlinie U1 aufzustocken, die in der Rush Hour regelmäßig aus allen Nähten platzt.

Das überwiegende Echo auf den Vorschlag einer Busspur ist kritisch. So berichtet Maze Steinheil von seinen leidvollen Erfahren jeden Tag auf der Strecke von Fellbach nach Cannstatt – mit der zusätzlichen Busspur fürchtet er totales Chaos.

Volker Biedinger antwortet ihm darauf: „Warum fährt man mit dem Auto zwischen Fellbach und Cannstatt, wo man doch genau weiß, dass sich der Verkehr staut?“ Doch manche müssten eben mit dem Auto oder dem Kleinlaster fahren, wendet Steinheil wiederum ein. Eine muntere Debatte entspannt sich – Autofahrer und Bahnfahrer kennen meistens keine Kompromisse.

Andere wie Volker Biedinger flüchten sich in Ironie – und schlagen gleich noch eine weitere Spur für Elektroautos vor, damit ein normales Benzin – oder Dieselauto gar nicht mehr durch kommt.

Aber es gibt auch einige Anhänger des Vorschlages, die darauf hinweisen, dass ein solches Konzept sogar in der brodelnden Großstadt Istanbul funktioniert.