Die Insel mit den mächtigen Vulkanen könnte laut Forschern in Wahrheit Teil eines Kontinents sein. Foto: imago images/Cavan Images/ via www.imago-images.de

Island galt bislang als Insel. Ein Team aus Wissenschaftlern zweifelt daran – und könnte damit die bisherige Forschung auf den Kopf stellen.

Stuttgart - Island ist eine Insel. Das war bisher die gängige Ansicht in der Wissenschaft. Ein Team aus internationalen Forschern hat nun jedoch eine neue Theorie entwickelt: Im Buch „In the Footsteps of Warren B. Hamilton: New Ideas in Earth Science“ formuliert die Gruppe um den britischen Wissenschaftler Gilian R. Foulger die These, dass Island in Wahrheit der Teil eines Kontinents sei, der zum Großteil unter Wasser liegt. Die Forscher nennen diesen Islandia.

Bisher war die Annahme verbreitet, Island bestehe aus ozeanischer Kruste und sei deshalb eine Insel. Laut dem Forscherteam deuten jedoch einige bisher ungeklärte geologische Phänomene darauf hin, dass dies nicht der Fall ist. Beispielsweise hat die Erdkruste unter Island eine Dicke von mehr als 40 Kilometern und ist damit sieben Mal dicker als die ozeanische Kruste. Dieser Wert ist typisch für Kontinente.

Islandia würde großes Gebiet umfassen

In ihrem Buch beschreiben die Forscher, dass sich Islandia vermutlich von der Ostküste Grönlands bis zur Kontinentalplatte bei den Faröer Inseln erstreckt. Westlich und östlich von Island liegt der Kontinent nach Ansicht der Wissenschaftler bis zu 600 Meter unter dem Meeresspiegel. Insgesamt würde Islandia ein Gebiet von 600.000 Quadratkilometern umfassen. Sollten die angrenzenden Bereiche westlich von Großbritannien ebenfalls mitgezählt werden, handle es sich sogar um eine Million Quadratkilometer. Diese Formation nennen die Forscher Greater Islandia.

Sollte sich die These um den Kontinent als wahr herausstellen, verbindet laut dem Team oberhalb des 65. Breitengrades ein durchgehendes Stück Erdkruste Nordamerika und den Eurasischen Kontinent. Das würde die bisherigen Erkenntnisse der Wissenschaft widerlegen: Denn seit langem geht man davon aus, dass der Urkontinent Pangea, der alle damaligen Landmassen umfasste, vollständig in die heutigen Kontinente zerbrochen ist. Wenn Islandia existiert, würde sich diese Annahme als falsch herausstellen.

Bisher lässt sich allerdings allein anhand der Annahmen der Forscher nicht belegen, ob Island wirklich Teil eines großen Kontinents ist. Daher will das Team bald einige Untersuchungen durchführen, um die These zu prüfen. Beispielsweise sind verschiedene Bohrungen in Island geplant. Spezielle Kristalle sollen außerdem darüber Aufschluss geben, wie alt die Erdkruste wirklich ist.