Die neue Eleganz auf dem Schlossplatz: Terazza-Chef Alexander Laub hat über 300 Stühle ausgetauscht. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die jahrelangen Klagen, weiße Plastikstühle und Plastiktische verschandelten den ansonsten wunderschönen Schlossplatz, können verstummen. Mit Metallmöblierung der Außengastro beginnt ein neues Zeitalter vorm Königsbau.

Stuttgart - Als schönster Platz von Europa wird er gerühmt, bei Sonnenschein ist seine barocke Gartenanlage die größte Liegewiese der Stadt: Der Schlossplatz hält die Hektik der Einkaufsmeile namens Königstraße auf. Italienische Verhältnisse herrschen, wenn die Temperaturen steigen wie an diesem Wochenende – mit Urlaubsstimmung für daheim.

An eine „billige Touristen-Klasse“, so oder ähnlich hieß es in den vergangenen Jahren oft, erinnere das viele Plastik, das die Gastronomie vor dem Königsbau sowie rund um den Musikpavillon dominiert hat. Am vergangenen Dienstag kam eine Lieferung, über die sich viele Menschen in der Stadt freuen werden. Der Wirt Alexander Laub, der das Restaurant Terrazza am Schlossplatz betreibt, hat mehr als 300 Stühle und Tische austauschen lassen. Kein weißer Kunststoff ist mehr zu sehen – jetzt lädt Eleganz aus Alu und Leinenstoff zum Sitzen ein. Wer einen der neuen Stühle anhebt, merkt, wie wenig Gewicht das Gastromobiliar hat. Diese Leichtigkeit ist auch optisch ein Gewinn.

Café Königsbau ist 1859 eröffnet worden

Christian Rösslein, der in der vierten Generation das Café Königsbau führt, freut sich, dass die Konkurrenz endlich nachgezogen hat und ihm den Plastikanblick erspart. Schon lange hat er Holztische und hochwertige Stühle auf die Königstraße gestellt. Erst kürzlich klagte der Wirt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass von der Eleganz großer Königsbau-Tage an manchen Stellen denkbar wenig übriggeblieben ist. „Wahrscheinlich hat der Artikel den Kollegen zum Nachdenken angeregt“, vermutet Christian Rösslein.

Aus rein wirtschaftlicher Sicht hätte sich der Chef des 1859 eröffneten Café Königsbau, das als das älteste Kaffeehaus im Südwesten gilt, freuen können, wenn es beim Plastik der Konkurrenz geblieben wäre. „Viele Gäste sind lieber zu uns gekommen, weil unsere Stühle eleganter aussehen als Kunststoff“, sagt er. Aber als „überzeugter Stuttgarter“ meint er, dass der Abschied des Plastikzeitalters auf diesem schönen Platz längst überfällig gewesen ist.

Carls Brauhaus pflegt die elegantere Linie von Anfang an

Vier Wirte teilen sich die Außengastro vor dem Königsbau. Der Betreiber mit den meisten Plätzen ist Alexander Laub, der als Letzter des Quartetts in dieser Woche nun die Möblierung ausgewechselt hat. In 28 Jahren, so heißt es im Terrazza, habe man schon fünfmal die komplette Bestuhlung und die Tische ausgetauscht. Einst hieß es, die weiße Farbe sei besonders schön und sorge für eine italienisches Lebensgefühl, sagt ein langjähriger Terrazza-Mitarbeiter. Bereits vor etwa fünf Jahren hatte sich die Stadt an Alexander Laub gewandt mit der Bitte, auf Plastik zu verzichten. Jetzt hat er die „hohe Investition“ getätigt und die alten Stühle und Tische eingelagert.

Bei Carls Brauhaus wird die elegantere Linie von Anfang an gepflegt: „Unsere Außenmöbel sind aus hochwertigem Holz, die Stühle haben Arm- und Rückenlehnen, die Sonnenschirme sind einfarbig und ohne Werbung“, so der Geschäftsführer Osman Madan: „Wir finden, dass ist die Bestuhlung, die dem Schlossplatz auch angemessen ist. Und sie passt gut zu einem klassischen Brauhaus. Hier steht das gute Essen und Trinken im Mittelpunkt“. Plastik gebe es jedenfalls nicht in Carls Brauhaus, weder draußen noch drinnen. Daran werde auch die anstehende Fußball-Weltmeisterschaft nichts ändern, wenn es bei absehbaren Siegesfeiern wieder etwas turbulenter zugehen wird auf diesem zentralen Platz in der Innenstadt. „Wir stellen deshalb keine Kampfbestuhlung auf“, so Madan, „wir bleiben beim Brauhaus-Charakter, wo man vor allem zum Essen und Trinken hingeht. Die Fußballübertragungen gibt es dann nebenbei, sie stehen aber nicht im Mittelpunkt unseres Angebots.“