Neu am Taktstock: Das Sinfonieorchester der Städtischen Orchester Kornwestheim gestaltet sein erstes Herbstkonzert unter Leitung seiner Dirigentin Jael Götz.
„Hier spielen sympathische Leute, die Spaß an der Musik haben“, sagt Jael Götz. Die junge Frau mit der Kurzhaarfrisur und dem fröhlichen Lachen vermittelt ihrerseits den Eindruck, dass sie gern mit dem Sinfonieorchester der Städtischen Orchester arbeitet. Vor einem Jahr hatte noch ihr Vorgänger Andreas Kreisel das Herbstkonzert geleitet, bevor er zum Jahreswechsel den Taktstock an Jael Götz übergab. Wie bei diesem gilt die Leidenschaft der jungen Dirigentin dem Violoncello.
Schon als Kind hat die gebürtige Waiblingerin aus einer musikbegeisterten Familie ihre Liebe zu diesem Streichinstrument, auch Kniegeige genannt, entdeckt und hat vor ihrem Musik-Abitur am Staufer-Gymnasium im Stuttgarter Schüler-Sinfonieorchester gespielt. Dort treffen sich die begabtesten Nachwuchs-Musiker aus der Region zu Intensiv-Proben für das jährliche Konzert in der Stuttgarter Liederhalle. Nach dem Abitur hat sie eine zweijährige musikalische Grundlagen-Ausbildung an der Berufsfachschule für Musik in Dinkelsbühl absolviert und dabei einen Berufsabschluss als staatlich geprüfte Ensemble- und Chorleiterin erworben. In dieser Zeit hat Jael Götz vor allem die Möglichkeit geschätzt, sich intensiv mit Musik zu beschäftigen. „Da konnte man total in die Musik eintauchen, das war sehr cool“, schwärmt sie heute noch.
Zwei Zusagen an Hochschulen
Später hat sie die Aufnahmeprüfung an den Musikhochschulen in Stuttgart und Weimar gemacht und jeweils eine Zusage erhalten. Die Wahl fiel auf Stuttgart, „auch wegen meines Netzwerks aus Familie und Freunden“, erklärt Götz. Inzwischen befindet sie sich in der Schlussphase des Master-Studiengangs für das Gymnasial-Lehramt in den Fächern Musik und Sport. Orchester zu dirigieren ist weiterhin ihre Leidenschaft, deshalb hat sie sich bei der Auswahl ihres Hauptfachs auf Orchesterleitung spezialisiert. Ihr Professor Richard Wien ist gleichzeitig Dirigent der Stuttgarter Philharmoniker.
Neben Talentförderung liegen Richard Wien die beruflichen Perspektiven seiner Studierenden am Herzen. „Er macht seine Studenten auf Jobangebote aufmerksam“, berichtet Jael Götz. Auf diese Art erfuhr sie von der Stellenausschreibung in Kornwestheim. „Ich liebe den Sinfonieorchester-Klang“, sagt sie. Sie hat sich im Bewerbungsverfahren gegen 21 andere Aspiranten durchgesetzt. „Wir hatten sogar einen Bewerber aus Brasilien“, erinnert sich Abteilungsleiterin Elke Dlask. Der sei aber wohl eher ein Paradiesvogel gewesen, der annahm, er können zwischen dem Schwabenland und Südamerika pendeln. Aber auch Bewerber aus Nordrhein-Westfalen und Berlin wären bereit gewesen, eine weite Anfahrt für die Proben auf sich zu nehmen.
Wenn man die junge Dirigentin bei der Probenarbeit beobachtet, kann man verstehen, wieso die Kornwestheimer Orchestermitglieder sofort von ihr begeistert waren. In der Generalprobe für das Konzert am Sonntag spart sie nicht mit Lob für ihre bestens vorbereiteten Orchestermitglieder. „Das fand ich jetzt richtig gut“, sagt sie - und fügt eine freundliche Bemerkung an, wie man eine spezielle Stelle doch noch besser gestalten könnte. In ihrem Dirigierstil vereint sie die Anleitung zu rhythmischer Präzision mit ausdrucksstarken Gesten für emotionale musikalische Gestaltung.
Das 19. Jahrhundert liegt ihr am Herzen
Hat sie für künftige Konzerte des Sinfonieorchesters schon Pläne? „Auf alle Fälle Stücke, die Spaß machen und die Musiker dennoch fordern“, erläutert sie. Besonders Stücke aus dem 19. Jahrhundert liegen ihr am Herzen. „Romantische Musik verzeiht es auch mal, wenn man etwas nicht perfekt macht.“
Das Herbstkonzert des Sinfonieorchesters findet in der Johanneskirche am Sonntag, 19. Oktober, um 18 Uhr statt. Der Eintritt ist frei.