Exponate in der neuen Ausstellung im Schumm-Stift in Murrhardt Foto: Gottfried Stoppel

Erich Schumm: dem Esbit-Erfinder, Firmenchef, großzügigen Spender und „Mitläufer“ ist jetzt eine Dauerausstellung im Erich-Schumm-Stift in Murrhardt gewidmet. Die Ausstellung ist täglich von 9 bis 16 Uhr für jedermann geöffnet.

Murrhardt - Esbit – fast jeder kennt den festen Brennstoff, der kleine Camping- und Expeditionskocher befeuert. Mehrere Outdoor-Ausrüster haben Esbitkocher und -brennstoff nach wie vor im Programm. Manch ein Extrembergsteiger schwört auf Esbit. Erfunden wurde die weiße Substanz von einem schwäbischen Tüftler in den 1930er-Jahren.

Fast kaum jemand indes weiß, was Esbit heißt – außer in Murrhardt. In dem Städtchen im Schwäbischen Wald lernt jedes Kind bereits in der Grundschule: Esbit ist eine Abkürzung und steht für Erich Schumm Brennstoff in Tablettenform.

Eine kleine Reisekaffeemaschine und ein Puppenherd

Wer mehr wissen will über diesem am 9. November 1907 in Stuttgart geborenen Erich Schumm, der kann jetzt im Erich-Schumm-Stift in Murrhardt eine neue Dauerausstellung besuchen, die dem Tüftler, Erfinder, Firmenchef und großzügigen Spender gewidmet ist.

Schumm hatte seinen Betrieb im Jahr 1943 von Stuttgart nach Murrhardt verlegt, denn das Gebäude in der Landeshauptstadt war ausgebombt worden. Später legte er dort dann den Grundstein für das heutige Altenheim, das seinen Namen trägt.

Im Erdgeschoss des Schumm-Stifts ist in rund einem Dutzend Schauvitrinen ausgestellt, was sich dieser Mann alles ausgedacht und auf den Markt gebracht hat: alte und neue Esbitkocher, eine winzige Reisekaffeemaschine und ein Puppenherd zum Beispiel. Aber auch Traubenzucker, den der Betrieb im Zweiten Weltkrieg massenhaft als Kraftnahrung für die Truppen an der Front produziert hat, und Heilerde. Später wurden mit bunten Süßigkeiten gefüllte Ostereier hergestellt und Kaugummis. Außerdem jede Menge Artikel aus Kunststoff: Puddingförmchen, Teigschaber, Topfuntersetzer, Blumensteckschalen, die „Rechenbox für Hausfrauen“ und Gefrierbeutel oder der Schutzfolientunnel, ein kleines Gewächshaus „zur früheren Ernte“.

Der letzte große Wurf: „Schumms sprechende Bücher“

Der letzte große Wurf waren „Schumms sprechende Bücher“, die 1978, ein Jahr vor dem Tod des Murrhardter Ehrenbürgers, erstmals verkauft wurden. In der Ausstellung im Stift sind mehrere dieser – damals top modernen – besprochenen Kompaktkassetten für Kinder und Erwachsene ausgestellt, etwa „Goethes Faust“ und „Der kleine Brüllbär geht in die Schule“.

Der Betrieb in Murrhardt hat in den besten Jahren rund 300 Mitarbeiter beschäftigt. In der Ausstellung wird Schumm als Kaufmann und Visionär geehrt, als Gründer und als Wohltäter. Er hatte in den 1960er-Jahren zunächst den Club der Alten gegründet, was ihn bundesweit als Sozialpionier in die Schlagzeilen brachte. Er verteilte kostenlos Kaffee, Kuchen und Suppen an Bedürftige. Sein Privatvermögen floss in die Stiftung.

Nach dem Krieg als sogenannten „Mitläufer“ eingestuft

Die neue Ausstellung zeigt ungezählte Exponate, sie erhebt indes nicht den Anspruch, die ganze Geschichte – speziell jene der Jahre 1933 bis 1945 – zu erzählen. Anlässlich des 100. Geburtstags von Schumm hat Christian Schweizer vom Murrhardter Carl-Schweizer-Museum erklärt, in Schumms Betrieb hätten Zwangsarbeiter aus dem Welzheimer KZ gearbeitet. Schumm sei „ein Mann seiner Zeit“ gewesen. Nach dem Krieg hat Erich Schumm lange darum gekämpft, als sogenannter „Mitläufer“ eingestuft zu werden, was ihm schließlich gelungen ist. Von 1947 an machte sich der Tüftler dann wieder ans Werk.