Bundeswirtschaftsminister Altmaier, Daimler-Chef Zetsche, Russlands Präsident Putin: Investition in politisch schwieriger Zeit. Foto: AP POOL

Einerseits gibt es gegen Russland Sanktionen, andererseits werden die Wirtschaftsbeziehungen intensiver. Das wirkt widersprüchlicher als es ist, meint StN-Autor Klaus Köster.

Stuttgart - Es ist gut für Daimler, dass die Nachricht im US-Sender Fox News keine große Rolle spielt. Von dort bezieht US-Präsident Donald Trump seine Informationen, und die Eröffnung des ersten Daimler-Pkw-Werks in Russland hätte ihn daran erinnert, dass er vor wenigen Monaten von den Chefs der Autokonzerne bekniet worden war, den US-Markt für deutsche Autos nicht zu verbarrikadieren. Dass Daimler nun in Russland Autos baut, könnte der Mann im Weißen Haus durchaus als Unbotmäßigkeit auffassen – wie schon den Kauf von russischem Erdgas.

Doch es ist richtig, dass sich weder Deutschland noch einzelne Unternehmen wie Daimler darauf einlassen, die Abhängigkeit von den USA noch zu vergrößern. Vielmehr ist Deutschland darauf angewiesen, Beziehungen zu sehr vielen Ländern zu unterhalten – in politischer wie in wirtschaftlicher Hinsicht.

Breitere Basis für Daimlers Produktion

Für Daimler ist die Situation noch vergleichsweise einfach: Trotz der großen wirtschaftlichen Probleme Russlands ist der Markt groß genug, um ein eigenes Werk tragen zu können. Es verschafft Daimler nicht nur einen besseren Marktzugang, sondern auch eine Absicherung etwa gegen Währungsschwankungen. Doch die Präsenz von Russlands Präsident Putin und Bundeswirtschaftsminister Altmaier zeigt, dass eine solche Ansiedlung eine politische Komponente hat. Auf der einen Seite gibt es gegen Russland nach wie vor Sanktionen, auf der anderen Seite unterstützt die Politik die wirtschaftliche Zusammenarbeit – das scheint nicht zusammenzupassen. Doch die Politik muss sich in einem Spagat üben – denn die Sanktionen sind ebenso wichtig wie eine wirtschaftliche Zusammenarbeit, die dazu beiträgt, dass deutsche und russische Interessen nicht immer weiter auseinanderklaffen.

klaus.koester@stuttgarter-nachrichten.de