Die Natur hat sich die Gleise der alten Bahn inzwischen zurückerobert. Foto: Archiv (Werner Kuhnle

Fachleute haben in der Studie zur Bottwartalbahn nach Optimierungen gesucht, aber nichts Entscheidendes gefunden. Dennoch besteht weiter Hoffnung auf einen Neubau.

Marbach/Bottwartal - Mit einer gehörigen Portion Euphorie wurde vor einigen Jahren die Wiederbelebung der Bottwartalbahn in modernem Gewand forciert. Doch das Zwischenfazit einer Machbarkeitsstudie samt Standardisierter Bewertung fiel ernüchternd aus. Vier mögliche Streckenführungen zwischen Marbach und Heilbronn wurden unter die Lupe genommen, keine kam in der Kosten-Nutzen-Analyse über den Faktor eins, ab dem Aussicht auf eine Förderung besteht. Durch beim Bund geplante neue Kriterien für solche Untersuchungen könnte der Bock aber vielleicht doch umgestoßen werden.

Vor dem Hintergrund sollte die Studie zunächst ruhen und erst dann zum Abschluss gebracht werden, wenn im Detail bekannt ist, welche Maßstäbe bei der Beurteilung der Wirtschaftlichkeit künftig angelegt werden. Das heißt allerdings nicht, dass das Projekt zwischenzeitlich komplett vom Radar verschwunden wäre.

SPD macht sich für Reaktivierung stark

So hat die SPD im Verband Region Stuttgart (VRS) im Oktober einen Antrag eingereicht, der mit „Reaktivierung der Bottwartalbahn vorantreiben“ überschrieben ist. Darin fordern die Sozialdemokraten die Geschäftsführung des VRS auf, über den Sachstand bei der Wiederbelebung der Trasse zu berichten, aber auch Wege aufzuzeigen, „wie der Verband hier unterstützend tätig werden kann“. Den Vorstoß begründen die Genossen mit einer Untersuchung des Landes aus dem Jahr 2020, wonach der Bottwartalbahn große Fahrgast-Potenziale bescheinigt wurden. „Es wäre daher dringend geboten, den nächsten Schritt zu tun, da volle Fördertöpfe beim Land verfügbar sind“, findet die SPD.

Keine maßgebliche Verbesserung erreicht

Mit dem Wunsch der Sozialdemokraten hat sich die Verwaltung des VRS mittlerweile auseinander gesetzt. Es sei „eine Evaluation des aktuellen Zwischenergebnisses durchgeführt“ worden, heißt es in der Vorlage zur nächsten Sitzung des Verkehrsausschusses am 19. Januar. In dem Zusammenhang hätten unter anderem mit der Geschäftsstelle der Region Werkstattgespräche stattgefunden, „um eventuelle Verbesserungspotenziale zu diskutieren“. Die Anregungen seien aufgenommen worden und in die Bewertung eingeflossen. Gleichwohl habe sich am Zwischenfazit nichts Grundlegendes geändert: Der Kosten-Nutzen-Faktor habe nicht maßgeblich verbessert werden können.

Fazit wird bestätigt

Das bestätigt Andreas Fritz, Pressesprecher des Landratsamts Ludwigsburg, das an besagten Werkstattgesprächen beteiligt war – ebenso wie Vertreter des Kreishauses in Heilbronn, der Kommunen am Rande der Strecke, des mit der Machbarkeitsstudie beauftragten Büros und des Verkehrsministeriums. Im Rahmen der Evaluierung sei geprüft worden, ob man bei der Infrastruktur, bei der Streckenführung oder beim Betriebskonzept an Stellschrauben drehen kann, mit denen das Ergebnis der Analyse verbessert werden könnte, erklärt Fritz. Und alle Beteiligten hätten die Möglichkeit gehabt, Vorschläge einzubringen. Aber letztlich habe nur das Fazit der Transport Technologie Consult aus Karlsruhe bestätigt werden können, die mit der Machbarkeitsstudie und der so genannten Standardisierten Bewertung der Bottwartalbahn beauftragt worden war.

Hoffnung auf neue Kriterien

Trotzdem dürfen all jene, die einer Wiederbelebung der Strecke die Daumen drücken, vorsichtig optimistisch nach vorne schauen. Denn man habe nun auch „festgestellt, dass mit den erwarteten Änderungen der Standardisierten Bewertung ein besseres Ergebnis möglich scheint“, erklärt Fritz. Diese Hoffnung beruht nicht zuletzt darauf, dass die ökologischen Vorteile einer Zugverbindung künftig stärker gewichtet werden sollen. Der Grundlage dafür, dem neuen Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz GVFG), hat der Bundesrat im Februar 2020 zugestimmt. „Allerdings steht die zur Anwendung des GVFG erforderliche Verwaltungsvorschrift noch aus“, betont Fritz.

Zunächst hatte es geheißen, die Regelungen würden 2021 präsentiert. Dieser Zeitplan wurde allerdings nicht eingehalten. „Das Bundesministerium für Verkehr und Infrastruktur wird die neue Verfahrensanleitung zur Standardisierten Bewertung mit etwas Verzögerung im ersten Quartal 2022 veröffentlichen“, teilte Tobias Schick, Pressesprecher des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg, Ende November mit.

Widersprüche als Auslöser für die Überprüfung

Hohes Potenzial
Das Land hatte vor einiger Zeit stillgelegte Bahnstrecken untersuchen lassen und dabei unter anderem der Bottwartalbahn ein sehr hohes Fahrgastpotenzial bescheinigt. Dem gegenüber steht die von den Landkreisen Ludwigsburg und Heilbronn sowie den Kommunen an der Strecke beauftragte Machbarkeitsstudie samt Standardisierter Bewertung. Letztere ergab einen Kosten-Nutzen-Faktor von unter eins. Angesichts dieser scheinbaren Diskrepanz sei von mehreren Beteiligten der Wunsch nach einer Überprüfung des Ergebnisses der Studie laut geworden, erklärt Andreas Fritz, Pressesprecher des Landratsamts.

Die Kosten
Fritz betont jedoch, dass es sich nur auf den ersten Blick um einen Widerspruch handelt. Bei der Analyse des Landes sei nicht auf die erforderlichen Kosten und Investitionen eingegangen, sondern lediglich das mögliche Passagieraufkommen bewertet worden. „Auch die Machbarkeitsstudie geht von einem sehr hohen Fahrgastpotenzial aus“, konstatiert Fritz – aber Stand jetzt eben auch von einer ungenügenden Wirtschaftlichkeit.