Freundliche Farben dominieren die Fassaden des Wohnkomplexes. Foto: Bernd Zeyer

Ende April eröffnet der Verein Lebenshilfe an der Beilsteiner Straße eine Wohnanlage für Menschen mit Behinderung.

Zuffenhausen - Claudia Drews und Marc Lippoldt strahlen über das ganze Gesicht. Die beiden geistig Behinderten habe gerade ihre neuen Wohnungen an der Beilsteiner Straße besichtigt und sind hellauf begeistert. Ende April werden sie von ihren Appartements im Bohnenviertel nach Zuffenhausen ziehen, wo die Lebenshilfe Stuttgart einen neuen Wohnkomplex errichtet hat. Mit 6,5 Millionen Euro Investitionskosten ist es das bislang größte Projekt des Vereins.

„Am meisten gefällt mir alles“, steht auf dem T-Shirt von Claudia Drews. Was ihre künftige Wohnung angeht, trifft der Spruch komplett ins Schwarze. „Hier ist es viel schöner als in meiner alten Wohnung. Ich habe mehr Platz, und durch die großen Fenster kommt viel Licht“, erzählt die 30-Jährige. Seit 2005 wohnt sie in einem Trainingsappartement an der Brennerstraße. Dort werden Menschen mit Behinderung darauf vorbereitet, ein möglichst eigenständiges Leben zu führen. Nicht nur aus der Innenstadt werden neue Bewohner an die Beilsteiner Straße ziehen. „Der Standort in Botnang kann komplett aufgegeben werden. Alle 18 Bewohner kommen nach Zuffenhausen“, sagt Reinhard Bratzel, Geschäftsführer der Lebenshilfe.

Behinderte und nicht Behinderte sollen sich begegnen

Der neue Gebäudekomplex bietet 22 stationäre Plätze (darunter zwei Kurzzeitplätze), elf Appartements für betreutes ambulantes Wohnen und vier Plätze fürs Trainingswohnen. Außerdem gibt es noch ein Café sowie Therapie- und Veranstaltungsräume. In einem separaten Gebäude befinden sich vier Wohnungen, die an Familien mit Menschen ohne Behinderung vermietet werden sollen. Dafür werden noch Interessenten gesucht, alle anderen Plätze sind, bis auf einen im stationären Bereich, bereits vergeben. „Der Kontakt zwischen den Bewohnern der verschiedenen Bereiche ist gewollt, aber nicht zwingend“, erläutert Bratzel das Konzept. Wer Begegnungen suche, dem werde es leicht gemacht. Wer aber lieber seine Ruhe hätte, könne sich problemlos in sein eigenes Reich zurückziehen.

Die zukünftigen Bewohner haben sich schon umgeschaut

„Ich habe überhaupt keine Angst, allein zu wohnen“, sagt Marc Lippoldt. Der 29-Jährige hat sich ein Zimmer unter dem Dach ausgesucht. Die Fassade des Hauses, in dem er künftig leben wird, ist in Gelbtönen gestrichen. „Das ist meine Lieblingsfarbe, denn gelb ist auch die Sonne“, erzählt Lippoldt begeistert. Ebenso wie die anderen Neu-Zuffenhäuser hat er sich schon im Bezirk umgesehen und geschaut, wo die nächste Bus- oder Bahnhaltestelle zu finden ist, welche Einkaufsmöglichkeiten es gibt, wo man spazieren gehen kann und wo man das beste Eis bekommt. Während des Baus waren die Bewohner in spe immer wieder vor Ort, um sich die Fortschritte anzuschauen. „Sie erobern sich ihr neues Zuhause Stück für Stück“, beschreibt Eva Schackmann von der Lebenshilfe die Vorbereitungen der Behinderten. Infrastruktur und Baugrundstück sind ihrer Ansicht nach ideal für das Vorhaben.

„Wir sind fit für die neue Wohnung“, sind sich Claudia Drews und Marc Lippoldt sicher. Als geübte Gärtner (beide arbeiten in der Garten- und Landschaftsgruppe der Lebenshilfe) haben sie allerdings einen Wunsch: Das Gras rund um die Gebäude sollte vor dem Einzug unbedingt noch gemäht werden.