Porsche-Chef Matthias Müller lenkt das Unternehmen mit Erfolg Foto: dpa

Porsche-Chef Matthias Müller kann sich durchaus vorstellen, mal an der Spitze des VW-Konzerns zu stehen. Nebenbei verkündete er am Freitag für das vergangene Jahr auch noch jede Menge Rekorde. 2,7 Milliarden Euro operativer Gewinn bedeuten ein Plus von fünf Prozent. Außerdem soll es eine neue Baureihe geben.

Stuttgart - Als Porsche-Chef Matthias Müller am Freitag am Ende der Bilanz-Pressekonferenz nochmals auf eine mögliche Nachfolge von Volkswagen-Chef Martin Winterkorn angesprochen wird, passiert etwas Unerwartetes. Statt die oft gestellte Frage entnervt abzubügeln, kommt Müller ins Plaudern. Es stimme nicht, dass er sich zu alt fühle für den Job, wie einmal geschrieben worden sei. „Ich bin für nix zu alt und fühle mich pudelwohl“, stellt Müller klar, und schiebt hinterher: „Warum sollte ich mich so einer Aufgabe verschließen.“

 

Anschließend relativiert er seine Worte, die wie eine Bewerbung für den Chefposten von Deutschlands größtem Konzern klingen, wieder ein wenig. Langfristig gesehen halte er einen Generationswechsel für sinnvoller, betont er. Um die Strategie für einen solch riesigen Konzern auszurichten, brauche es mindestens zwei Amtsperioden.

Mit seinen 61 Jahren käme Müller in dieser Logik tatsächlich nur für eine Übergangszeit in Frage – beispielsweise falls der 67-jährige Winterkorn aus gesundheitlichen Gründen schon früher aufhört. Sein Vertrag läuft noch bis Ende 2016. Eine Verlängerung gilt als unwahrscheinlich. Müller war erst im Februar in den Konzernvorstand berufen worden. Er soll dort die Baukästen der Luxusmarken koordinieren.

2,7 Milliarden Euro Gewinn aus dem laufenden Geschäft

Die Bilanz des Sportwagenhersteller geriet angesichts dieser Diskussion etwas in den Hintergrund. Dabei können sich die Zahlen mal wieder sehen lassen. Mit 2,7 Milliarden Euro Gewinn aus dem laufenden Geschäft verdiente Porsche fünf Prozent mehr als im vergangenen Jahr.

Zum Vergleich: Die Kernmarke VW hat mit 6,1 Millionen verkauften Autos nur 2,5 Milliarden Gewinn erzielt – wobei das Chinageschäft hier nicht mit eingerechnet ist. Auch der Porsche-Umsatz stieg um ein Fünftel und erreichte mit 17,2 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert. Allerdings lag die Rendite, also das Verhältnis von Umsatz und Gewinn, mit 15,8 Prozent etwas niedriger als im Vorjahr, als es noch 18 Prozent waren. Geschuldet ist dies vor allem den hohen Investitionen. Porsche baut seinen Standort in Zuffenhausen massiv aus, hinzu kommen hohe Kosten für die Entwicklung spritsparender Motoren sowie der Anlauf des neuen Modells Macan in Leipzig.

Der kompakte Geländewagen, der seit April 2014 vom Band läuft, ist maßgeblich verantwortlich für den Erfolg. Bereits im ersten Jahr verkaufte sich der Macan knapp 45 000 mal und macht damit einen großen Anteil der abgesetzten knapp 190 000 Sportwagen aus. Spitzenreiter ist der Cayenne mit fast 66 000 verkauften Einheiten. Dagegen stagnieren die Sportwagen wie Cayman und Boxster oder können nur noch leicht zulegen wie der 911er, von dem 30 500 in Kundenhand übergingen.

Wachstum schaffen in erster Linie neue Modelle wie der Macan

Zwar will Porsche weiter ein exklusiver Hersteller bleiben. Nur drei von tausend verkauften Autos kommen aus der Sportwagenschmiede. Doch Wachstum schaffen in erster Linie neue Modelle wie der Macan, von dem in diesem Jahr sogar 72 000 abgesetzt werden sollen. Müller kündigte für die Zukunft daher eine siebte Porsche-Baureihe an. Er bestätigte, dass es sich dabei um ein reines Batterieauto handeln soll. „Es wird das sportlichste Elektrofahrzeug sein, das es je gab.“

Wann genau der neue Porsche auf den Markt kommen soll, ließ Müller offen. Allerdings gibt es entsprechende Pläne auch von Audi. Anfang dieser Woche kündigte Entwicklungschef Ulrich Hackenberg für das Jahr 2018 ein vollelektrisches „Sports Activity Vehicle“ von Audi an, das dank einer neuen Generation von Batterien eine Reichweite von über 500 Kilometer haben soll – mehr als doppelt so viel wie der aktuelle E-Golf.

Der Macan von Porsche und der Q5 von Audi teilen schon jetzt viele Komponenten. Ähnlich könnte die Kooperation auch beim neuen Modell aussehen. Dies passt auch zur gewünschten Stärkung des Geländewagenangebots innerhalb der Porsche-Modellpalette. Für die Internationale Automobilausstellung im Herbst in Frankfurt kündigte Müller zudem die Präsentation des überarbeiteten 911ers an, der dann erstmals auch in einer Version als Plug-In-Hybrid auf den Markt kommen soll.

"Die Zeit ist noch nicht reif"

Obwohl Porsche bei dieser Technologie im Premiumsegment als Vorreiter gilt, beurteilt Müller die Chancen von reinen Elektrofahrzeugen zurückhaltend. „Die Zeit ist noch nicht reif, dass sich dieser Antrieb voll durchsetzt.“

Der rasante Wachstumskurs von Porsche geht auch einher mit vielen Neueinstellungen. So ist die Zahl der Mitarbeiter innerhalb von fünf Jahren um 70 Prozent auf 22 400 angewachsen. 2018 sollen es dann etwa 25 000 Mitarbeiter sein. Wie die Beschäftigten vom Erfolg des Unternehmens im vergangenen Jahr profitieren, steht noch nicht fest. Die Prämie soll auf einer Betriebsversammlung in den nächsten Wochen bekannt gegeben werden. Bei VW und Audi war sie jeweils etwas geringer ausgefallen als im Vorjahr, da der Topf unter mehr Mitarbeitern aufgeteilt werden musste.