Renate Busse vor ihrem Lieblingsbild in der neuen Ausstellung Foto: Gottfried Stoppel

Die Künstlerin Renate Busse ist vielen vor allem durch ihre Zeichnungen bekannt. Von diesem Mittwoch an zeigt die 77-Jährige im alten Rathaus einige großformatige Ölbilder – und damit eine andere Seite ihres Schaffens.

Schorndorf - Wenn Schorndorfs Oberbürgermeister Matthias Klopfer in den kommenden Wochen von seinem Schreibtisch aufschaut, blickt ihm Rosa entgegen. Die Fäuste in die Hüfte gestützt, sieht die 15-Jährige aus wie ein wehrhafter Ritter. Dem Stadtoberhaupt ein solches Porträt ins Büro zu hängen, das hat sich Renate Busse sicher gut überlegt.

Gleiches gilt für eine Ansicht der Lederfabrik Breuninger, die dort auch an der Wand prangt. „Diese Industriegeschichte gehört zu Schorndorf. Doch bald wird dort alles abgerissen, wird verschwinden wie viele andere Industrieareale in Schorndorf. Deswegen ist es ein wichtiges Bild“, sagt die Künstlerin, deren Ausstellung im alten Rathaus an diesem Mittwoch eröffnet wird.

Große Ölbilder, die im Atelier von Renate Busse vergraben waren

Es ist eine kleine, eine feine und vor allem eine eher ungewöhnliche Auswahl, die im Flur und in den Büros des ersten Obergeschosses zu sehen ist. „Ich habe große Ölbilder ausgewählt, die sonst im Atelier vergraben sind“, sagt Renate Busse, die den meisten vor allem für ihre Zeichnungen bekannt sein dürfte.

Nur eine einzige Zeichnung, eine ganz neue, die hat sie dann doch aufgehängt. Sie zeigt drei Häuser in der Schulstraße, denen über kurz oder lang der Abriss droht. „Seit ich das weiß, war es mir ein Bedürfnis, diese kleinen Häuser noch einmal zu zeichnen, sie gemeinsam zu porträtieren“, sagt die 77-Jährige. Nicht gezeichnet, sondern mit Ölfarben gemalt, sind ihre Ansichten von Herrn Retters Haus und der Löwen-Brauerei. Auch diese Häuser existieren nur noch auf den Bildern von Renate Busse, die die Stadtgeschichte ihrer Wahlheimat auf ihre Art und Weise festhält. „Die Stadt ist ein Organismus, jeder Eingriff trifft. Ich verarbeite das durchs Zeichnen.“

Neben Stadtansichten sind auch Farbkompositionen zu sehen

Ganz anders dagegen ihr eigentliches Lieblingsbild der Ausstellung, das nur aus Farbkompositionen besteht. „Ich mag es, weil ich mich bei diesem Bild beherrscht habe. Weil ich nichts reingemalt habe, nichts erklärt habe, sondern einfach die Farbe habe stehen lassen“, erläutert die Künstlerin.

Das Großflächige würde ihr in letzter Zeit eh wieder gut gefallen – das ist einem weiteren Bild anzusehen, das im vergangenen Jahr nach einer Englandreise entstanden ist. „Zunächst habe ich die Landschaft gemalt, aber das war irgendwie langweilig“, erzählt Busse. Deswegen habe sie die Landschaft in einzelne Elemente unterteilt, habe immer wieder übermalt. Dass es sich bei dem Bild um England handelt, kann sich dem Betrachter trotzdem erschließen: Geblieben ist das dominante Grün.

Renate Busse ist übervoll mit Ideen

Seit einer großen Retrospektive vor zwei Jahren, ist es – neben einer Ausstellung in einem Blumengeschäft – das erste Mal, dass Renate Busses Werke wieder in Schorndorf zu sehen sind. Das hat aber nichts damit zu tun, dass es die 77-Jährige ruhiger angehen lässt. „Im Gegenteil, ich habe das Gefühl, dass es immer mehr Arbeit wird, dass es kaum mehr vertrödelte Tage gibt. Ich bin so übervoll mit Ideen“, sagt die gefragte Künstlerin, die an verschiedenen Projekten und Ausstellungen arbeitet, viele davon haben mit Schorndorf zu tun. „Ich glaube, ich werde hier gebraucht. Und das ist ein gutes Gefühl.

Vernissage: Die Ausstellung unter dem Titel „Von Anfang an . . .“ wird am 26. September um 16 Uhr im Rathaus (1. OG) am Marktplatz eröffnet. Die Bilder können während der Öffnungszeiten des Rathauses besichtigt werden.