Ein hochprozentiges Souvenir aus dem Osten: der Pflaumenbrand. Foto: Gottfried Stoppel

Mit dem Reisen ist es dieser Tage etwas schwierig. Auf Souvenirs aus ganz Europa muss man trotzdem nicht verzichten – das Museum Welzheim zeigt, was Reisende aus Nachbarländern mitgebracht haben.

Welzheim - Kuhglocken und Aschenbecher, das belgische Männeken Pis als Korkenzieher, Lavendelkissen aus der Provence, eine Flasche Slibovitz oder ein Degen aus spanischem Toledo-Stahl: kaum zu glauben, was die Leute so alles aus dem Urlaub mit nach Hause schleppen – als kleine Erinnerung an schöne Tage. Weil in diesem Jahr manch einer wegen der Corona-Pandemie auf Auslandsreisen verzichtet, kommt die aktuelle Sonderausstellung im Museum Welzheim wie gerufen. Sie versammelt unter dem Titel „Souvenirs, Souvenirs“ Erinnerungsstücke, die Reisende in Europa zusammengetragen haben. Bis auf wenige Ausnahmen stammen die Exponate von Roland Birkle aus Althütte, Michael Stock aus Rudersberg und Johanna Huth aus Fulda.

Von der Schweiz nach Portugal sind es nur wenige Schritte

Beim Rundgang über zwei Etagen durchs Museum des Historischen Vereins Welzheimer Wald kommen die Besucher ganz schön rum – von der Schweiz nach Portugal sind es nur wenige Schritte, anderthalb Meter weiter steht man im Vereinigten Königreich. „Es geht nicht nur um Souvenirs, sondern um Dinge, die einem spontan in den Sinn kommen, wenn man den Namen eines Landes oder einer Stadt hört“, erklärt Roland Birkle. Bei „London“ sind das beispielsweise die knallroten Doppeldecker-Busse, die im Museum auf einer großen Fotografie am Piccadilly Circus kreisen.

Im Schaukasten nebenan grüßt die Schweiz mit Kuhglocken und einer „Toblerone“-Packung in typischer Dreiecksform. Daneben steht der Glacier Express als Miniaturmodell, auf einer Ansichtskarte aus dem Jahr 1905 schnauft der Gotthard Express durch eine schwarz-weiße Bergwelt. Postkarten sind auch zuhauf ausgestellt, mal einzeln, mal in Ansichtsmäppchen zusammengepackt oder zu Leporellos verbunden. Sie zeigen ganz eindrücklich den Geschmack der jeweiligen Zeit und deren technische Möglichkeiten. Direkt aus Omas guter Stube scheinen jene Arrangements zu kommen, die neben der Vitrine an der Wand hängen: Holzscheiben, die mit Postkarten beklebt und mit plastischen Elementen aufgepeppt wurden.

Virtual Reality von anno dazumal

Auf den 3-D-Effekt setzte auch die Stereoeffektbrille, durch deren Gucker sich zwei nahezu identische, nur leicht versetzt aufgenommene Fotos betrachten lassen. Durch den minimalen Stellungswechsel des Fotografen entsteht ein dreidimensionaler Effekt und so entsteht ein wenig das Gefühl, als stünde man im französischen Wallfahrtsort Lourdes – ein Hauch von Virtual Reality von anno dazumal.

Straßenkarten aus den 1960er- und 1970er-Jahren erinnern an die Zeiten, als man sich nicht einfach ins Auto setzte und losfuhr, sondern vor der Abfahrt am heimischen Tisch mühevoll die optimale Reiseroute ausbaldowerte. Zu dieser Zeit war vor der Abreise auch der Gang zur Bank obligatorisch: schließlich musste man die jeweilige Landeswährung parat haben, um sich in Rom ein Pillendöschen mit dem Foto des Kolosseums oder in Kopenhagen das Abbild der kleinen Meerjungfrau kaufen zu können. Im Geldbeutel von Roland Birkle geblieben ist hingegen die Lire-Münze aus dem Vatikan. „Die sind sehr selten, da hatte ich Glück, als ich in Rom war“, sagt der Sammler.

Nur wenige Souvenirs aus den Ostblockstaaten

Gleich um die Ecke steht man vor einer Vitrine mit Erinnerungsstücken aus Polen, Ungarn und der ehemaligen Tschechoslowakei. „Bei den Ostblockstaaten wurde es dünner“, sagt Roland Birkle dazu. Logisch, denn zu den klassischen Reiseländern der Deutschen gehörten Polen und Co. früher nicht, und auch heute noch zieht es die Masse der Deutschen eher gen Süden als nach Osten. Doch wo echte Sammler am Start sind, findet sich dann doch noch das ein oder andere Exponat. In Welzheim steht beispielsweise eine für den Osten typische Flasche Pflaumenschnaps, Slibowitz, im Glaskasten. Die war einst, ähnlich wie der Strohrum aus Österreich, gewissermaßen ein Muss für Reisende. „Da hat sich doch eigentlich jeder eine Flasche mitgebracht“, sagt Roland Birkle. Das konsumierbare Souvenir hatte gegenüber so manchem anderen einen entscheidenden Vorteil: es setzte garantiert keinen Staub an.

Wo man die Ausstellung sehen kann