Lebkuchen, Lose, Autoscooter machen seit Jahrzehnten ein paar vergnügliche Stunden aus. Foto: factum/Simon Granville

Das Stadtmuseum Gerlingen wird zum Rummelplatz. Im Mittelpunkt einer neuen Ausstellung steht eine landesweit agierende Familie, die ihre Wurzeln in Gerlingen und Leonberg hat.

Gerlingen - Der Geruch von Zuckerwatte und Popcorn, lautes Lachen, Gekreische, blinkende Lichter von Autoscooter und Karussell. Lautes Stimmengewirr, übertönt nur durch die Locksprüche, alle paar Meter ein anderer. „Wollt Ihr noch mal? Noch `ne Runde!“ Der Mund nahe am Mikrofon, klingen die Stimmen der Rekommandeure dabei so eigentümlich wie gleich. Freundlich und frech, fordernd und einladend. „Noch eine Runde? Noch eine Runde! Eine geht noch!“

Eine Schaustellerfamilie mit Wurzeln im Strohgäu

Auf die Sprüche dieser Rekommandeure muss man im Gerlinger Stadtmuseum verzichten. Aber hat sie nicht automatisch jeder im Ohr, der den Ausstellungsraum betritt? Das Fachwerkgebäude hat sich auf etlichen Quadratmetern in einen grellbunten Rummelplatz verwandelt: Zwei Sitze je eines historischen und eines aktuellen Kettenkarussells, Karussellpferde, das Modell eines Schaustellerwohnwagens und jede Menge Lebkuchenherzen gibt es – sowohl echt als auch von der Decke baumelnde Attrappen, um zusätzlich Informationen zu transportieren. Zentral platziert aber steht ein Boxauto mit roten Ledersitzen. Daneben liegen viele orangefarbene, rechteckige Chips, die den Fahrspaß in der Realität erst ermöglichten.

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„Über das kleine Glück. Jahrmärkte und Riesenrummel“ heißt die neue Ausstellung im Gerlinger Stadtmuseum. Nahezu alle Exponate seien über den Schausteller Mark Roschmann ermöglicht worden, sagt die Museumsleiterin Christina Vollmer. Roschmanns Urgroßvater Paul Rebmann lebte in Gerlingen, ehe er zu seiner Frau nach Eltingen zog. Die einzige Tochter heiratete später einen Roschmann, dieser Name blieb.

Die familiären Beziehungen in den Ort der Ausstellung waren auch der Grund dafür, dass die Schaustellerfamilie Roschmann viele Jahre mit ihrem Fahrgeschäft kam, immer dann, wenn sich der Festplatz bei der Schule einmal im Jahr in einen Rummelplatz verwandelte. Kinder waren die Größten, wenn sie nach zig bezahlten Runden irgendwann vom Chef den legendären Fuchsschwanz ausgehändigt bekamen, den Schlüssel mit eben jenem Anhänger, um noch ein Weilchen kostenlos Runden zu drehen. Welch ein Glück!

Eine lebensgroße Kuh begrüßt die Besucher

Von vielen kleinen Glücksmomenten dieser Art wird die Ausstellung wohl jedem erzählen, der sich erinnert an seinen Besuch auf dem Rummel, dem Jahrmarkt, der Kirmes. Museumsleiterin Christina Vollmer erzählt in der Schau auch die Geschichte dieser Feste, die die Menschen lockten, aber schon auch mal zum Ort großer Politik wurden. Doch ganz gleich für wen: das Vergnügen war zunächst nur Beiwerk auf den vielen landwirtschaftlich geprägten Warenmärkten. Deshalb steht auch die lebensgroße Kuh im Ausstellungseingang.