Das Werk „Blauer Planet“ zeigt drei Eisbären und ist das Lieblingsbild von Jürgen Bischoff. Foto: avanti/Ralf Poller

Der Künstler Jürgen Bischoff pflegt eine besondere Art der Fotografie. Fast so wichtig wie das Motiv ist für ihn die Bearbeitung seiner Bilder.

Auf dieses Foto schaut man: Eine Eisbärenmutter mit ihren zwei Jungen, eingebettet in ein dynamisch eisblaues Umfeld. Oder auf dieses: ein schlanker Frauenkörper in leuchtenden Rottönen, dazu der Kopf eines mächtigen Elefanten, im selben Rot. Beides Motive, die verblüffen – und die nun in der Marbacher Galerie Wendelinskapelle zu sehen sind.

Die Digitalfotografie erschloss neue kreative Möglichkeiten

Galeristin Monika Schreiber eröffnete am Sonntagnachmittag mit einer Vernissage die neue Ausstellung „ars photographica“ in der Wendelinskapelle. Gezeigt werden hier „Bilder der besonderen ART“, so der Titel der Schau von Jürgen Bischoff. Der in Konstanz lebende Künstler pflegt eine ganz spezielle Form der Fotografie, nämlich Bilder, bei denen die „eigentliche Arbeit erst nach der Aufnahme beginnt, zu Hause“. So entstanden die großformatig auf Leinwand gedruckten Fotos, welche die Ausstellung prägen: Brillant in ihrer Klarheit und in den Farben inszenieren sie Menschen und Tiere in verblüffenden Umgebungen und Kontexten. Verfremdet, aber dennoch immer erkennbar.

Mit seinen Werken will Jürgen Bischoff keine Botschaft verkünden. Er arbeitet vor allem aus Freude an der Fotografie und den vielfältigen Möglichkeiten der Bildgestaltung, die die Digitalisierung heutzutage bietet. Und so sind seine Bilder spielerisch und spektakulär zugleich. Bischoff versteht sein Handwerk. Er war Richter und Staatsanwalt, hat aber auch schon früh in seiner Jungend in einem Fotogeschäft gearbeitet. Die Neigung trat später etwas zurück, bis das Aufkommen der Digitalfotografie ganze neue kreative Möglichkeiten erschloss.

Jedes Bild startet mit 50 bis 100 Varianten

Zunächst machte Jürgen Bischoff sich vor allem einen Namen als Fotograf arktischer Landschaften und Natur. Dabei entdeckte er – quasi nebenbei – die vielen Möglichkeiten der neuen Technik. Im Gespräch mit Monika Schreiber erzählt Bischoff: „Fotografieren ist für mich immer mit Gestaltung verbunden.“ Er reise immer mit der Kamera. Und er habe auch oft schon eine Idee, was er aus einem Bild später machen könne.

Bischoff drückt schnell auf den Auslöser. Das habe er in der Zeit gelernt, in der er sich das Geld für sein Studium mit Aufnahmen bei Presseterminen verdiente. Das Publikum erfuhr bei der Vernissage zudem, dass der Künstler von jedem seiner Bilder zunächst zwischen 50 und 100 Varianten hat.

Es gebe bei der Bearbeitung nämlich „auch viele Irrwege“. Er versuche stets das herauszukitzeln, was er für das Optimum halte. Bei der Bearbeitung ist Bischoff ein Autodidakt: „Ich habe viel gelesen.“ Als sein „Lieblingsbild“ bezeichnete Bischoff den „Blauen Planeten“ – das erwähnte Motiv mit den drei Eisbären. Es sei für ihn mit einer ganz besonderen Erinnerung verbunden, einer Reise mit seiner Tochter und mit dem Erleben spielender Eisbärenkinder: „Das vergisst man ein Leben lang nicht.“

Die Motive geben Anlass zum Schmunzeln und Nachdenken

Die meisten ausgestellten Motive lassen dem Betrachter Spielräume für Assoziationen und Interpretationen. Oder sie geben Anlass zum Schmunzeln. Ganz köstlich ist zum Beispiel das Bild „Opera antarctica“, bei dem ein Opernhaus voll enthusiastischer Pinguine den Darbietungen menschlicher Darsteller lauscht. Grundlage hierfür war ein Bild, das Bischoff zufällig in Berlin vom Opernensemble gemacht hat. Oder das Bild „Der letzte Pharao“: Wenn man so will, eine Anspielung auf die Vergänglichkeit aller Macht. Unaufhaltsam bröckelt und schmilzt ein Eisberg mit dem Charakterkopf eines altägyptischen Herrschers dahin . . .

Noch bis zum 25. März sind die Fotografien von Jürgen Bischoff in Marbach in der Galerie Wendelinskapelle zu sehen. Sie ist geöffnet am Dienstag, Donnerstag und Freitag von 10 bis 13 Uhr und von 14.30 bis 18 Uhr, sowie am Mittwoch und am Samstag je von 10 bis 13 Uhr.