Für die ersten Schüler der neuen Altenpflegeschule im Nikolaus-Cusanus-Haus beginnt ihre dreijährige Ausbildung. Foto: Sabine Schwieder

Elf Pflegeschüler haben im Birkacher Nikolaus-Cusanus-Haus mit ihrer Ausbildung begonnen. Das Besondere daran: Die Schüler lernen, anthroposophisch zu pflegen. Die Pflegeausbildung à la Rudolf Steiner ist neu.

Birkach - Auch für Auszubildende gibt es manchmal Schultüten: Mit einem Festakt im Nikolaus-Cusanus-Haus an der Törlesäckerstraße wurde die neue Altenpflegeschule eröffnet, an der elf junge Frauen und Männer in diesem Herbst ihre dreijährige Ausbildung beginnen. „Es ist die erste anthroposophisch erweiterte Altenpflegeausbildung in Südwestdeutschland.“ Darauf ist Nikolai Keller stolz. Er ist Geschäftsführer des Cusanus-Hauses.

Die Camphill Ausbildungen bietet die Ausbildung an

Seine Einrichtung fungiert sozusagen als Gastgeber: Die neue Schule wird in Kooperation der anthroposophischen Altenhilfeträger Cusanus-Haus, Haus Morgenstern im Stuttgarter Osten und Johanneshaus in Öschelbronn gestaltet. Für den Unterricht ist die Camphill Ausbildungen GmbH zuständig, die mit der Neueröffnung ihre Berufsfachschule für Altenpflege und Altenpflegehilfe vom Bodensee nach Birkach verlegt.

„Wir wollen zu einem positiven Berufsbild der Altenpfleger beitragen“, sagte Nikolai Keller in seiner Begrüßung. Das ist eines der Zeile, die mit der Neugründung verbunden sind. Reinhard Wein, der gemeinsam mit Ingeburg Schnell die Camphill Ausbildungen GmbH leitet, betonte die Bedeutung der praktischen Ausbildung. Direkt aus dieser Praxis berichtete Jens Kotula, der in Mannheim den Altenpflegedienst Sophia anbietet. Er betonte, dass die anthroposophische Altenpflege keine Alternative sei. „Aber die Erweiterung gibt einen guten und klaren Blick auf das, was alte oder auch kranke Menschen brauchen“, erklärte er. Dabei gehe es auch um die Frage, wie man selbst gepflegt werden wolle. „Die innere Haltung zum Beruf ist entscheidend“, legte er den jungen Leuten ans Herz, die sich nach einem Vorpraktikum nun der Theorie widmen.

Von Einfühlen bis Menschenliebe

„Pflege, die gut tut“, nannte er den Grundsatz und zitierte Johann Wolfgang von Goethe: „Das Was bedenke, aber mehr bedenke das Wie.“ Dabei sei es notwendig, nicht nur die körperlichen, sondern auch die seelisch-geistigen Bedürfnisse zu bedenken. Als Voraussetzungen für eine gute Pflege nannte er Einfühlungsvermögen, allgemeine Menschenliebe, ein gesundes Zeitmanagement, angenehmes Äußeres, Teamgeist und Diskretion, aber auch „Selbstpflegekompetenz“, damit die Pflegenden stabil bleiben könnten.

Die Bezirksvorsteherin Andrea Lindel machte die neuen Schüler mit den Gegebenheiten ihres künftigen Wirkungsortes bekannt: „Wenn Ihnen der Kopf brummt, dann hilft vielleicht ein Spaziergang in der Umgebung oder ein Besuch der Denkbar oder der Garbe“, schlug sie vor. Künstlerisch wurde die Feier von zwei Bewohnern des Altenheims gestaltet, die an Klavier und Cello Stücke von Saint-Saëns und Vivaldi darboten. Felix Bockemühl, der Enkel des Cusanus-Haus-Architekten Gundolf Bockemühl, trug Zeichnungen von Händen bei: „Sie gelten als Speicher für alle Taten, die vollbracht wurden“, erklärte er.