In den Kindergarten dürfen am Montag nur noch getestete Kinder. Foto: dpa

Ohne 3G dürften Kinder nicht mehr in den Kindergarten oder von Tageseltern betreut werden. Elternvertreter und Erzieherinnen begrüßen die neue Testpflicht, die das Land ab Montag einführen wird.

Esslingen - Schnell noch das Frühstück wegräumen, Zähne putzen, Matschhose anziehen, dabei immer wieder drängeln und antreiben: In den meisten Familien mit Kita- Kindern ist der morgendliche Ablauf eng getaktet. Und jetzt auch noch die Kleinen mehrmals in der Woche zu einem Coronatest animieren? Ronny Feuer, erster Vorsitzender des Gesamtelternbeirats der Kindertagesstätten in Esslingen (GEB), sieht das aber gelassen. „Das große Stöhnen wird sich schnell legen“, ist er überzeugt. In Esslingen wird schon seit Sommer in den Kitas freiwillig getestet. „Das funktioniert reibungslos, alle Sorgen waren schnell verflogen“, hat Ronny Feuer die Erfahrung gemacht. In Esslingen werden PCR-Pooltests gemacht, bei denen die Kinder an einer Art Lolli lutschen. Später werden alle Proben einer Gruppe gemeinsam getestet. „Das Testen wird spielerisch in den Kita-Alltag integriert, das klappt hervorragend“, sagt Feuer.

Die Erwachsenen müssen Vorbild sein

Davon ist auch Anja Braekow vom Verband Kitafachkräfte Baden-Württemberg überzeugt. „Vieles steht und fällt damit, wie die Erwachsenen damit umgehen“, weiß die erste Vorsitzende. Braekow ist selbst Erzieherin, und in ihrer Kita wurden sogar Babys getestet. „Ich verstehe die Ängste der Eltern sehr gut. Aber man darf den Kindern auch mal etwas zutrauen, die schaffen das. Schließlich haben alle dadurch mehr Freiheiten und einen guten Kitatag“, sagt Anja Braekow. In ihrer Einrichtung wird mit einem Nasenabstrich getestet. Bislang war das freiwillig. Anfangs wurde zum Kennenlernen eine Art Testzentrum in der Kita aufgebaut, das hätten die Kinder sehr toll gefunden. Inzwischen testen alle Familien daheim. „Wir haben den Kindern genau erklärt, warum wir das machen. Die Tests sind Routine und die Größeren machen sie selbst“, erzählt Anja Braekow. Der Verband der Kitafachkräfte hatte schon lange eine Testpflicht gefordert. „Wir machen eine Arbeit der Nähe und wir haben uns einfach nicht mehr sicher gefühlt“, begründet sie das. Es sei aber wichtig, dass nicht erst im Morgenkreis getestet wird, sondern bevor der Kita-Tag beginnt.

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Auch der GEB Esslingen hätte sich schon früher eine Testpflicht gewünscht und ist froh, dass sie nun kommt. „Die Tests reduzieren das Risiko für alle“, ist Ronny Feuer überzeugt. So könnten etwa Familien mit Risikogruppen besser reagieren und ihr Kind bei einem Verdachtsfall früher aus der Kita nehmen. Bei den bislang freiwilligen Tests sei die Beteiligung je nach Kita und je nachdem, welche Erfahrungen gemacht wurden, sehr unterschiedlich gewesen. „Meistens waren es so um die 50 bis 60 Prozent. Gab es aber einen Coronafall, ist die Beteiligung oft auf 90 Prozent hochgeschnellt“, berichtet Feuer. Er hofft, dass fortan immer so viele mitmachen. Der Testpflicht kann man aber auch mit Heimtests nachkommen, bei denen die Eltern selbst testen und das negative Ergebnis auf einem Vordruck bescheinigen. „Das ist natürlich eine gewisse Lücke im System“, findet Ronny Feuer. Aber er setzt darauf, dass Eltern ehrlich sind. „Sie sollten schließlich Vorbild für ihre Kinder sein“, appelliert er, Schuldzuweisungen würden aber niemandem etwas bringen. „Heimtests sind ein Risiko, mit dem man leben muss“, findet Anja Braekow, „aber auf die meisten Eltern kann man sich verlassen. Unsere ganze Arbeit basiert schließlich auf Vertrauen.“

Ostfildern verlangt zum Auftakt sogar einen offiziellen Test

Die Kommunen sehen sich gut gerüstet für die Testpflicht. „Esslingen hat mit den Pooltests bisher sehr gute Erfahrungen gemacht und kann auf diesen aufbauen. Testkapazitäten sind ausreichend vorhanden“, teilt Pressesprecher Niclas Schlecht mit. „Die Testpflicht wird von allen unseren Kitaträgern ausdrücklich begrüßt“, so Christof Bolay, Oberbürgermeister von Ostfildern, „wir gehen davon aus, dass sich die übergroße Mehrheit der Eltern korrekt verhalten wird“. In Ostfildern, wo bislang bereits freiwillige Tests angeboten wurden, hat man für den Start am Montag noch eine zusätzliche Sicherheitslinie eingezogen. „Wir haben darum gebeten, dass die Kinder nach den Weihnachtsferien beim ersten Besuch einen offiziell bescheinigten negativen Schnelltest in die Kita mitbringen“, berichtet Bolay.

In Nürtingen gibt es schon länger eine Testpflicht

In Nürtingen gibt es ohnehin schon eine Testpflicht. „Aufgrund erhöhter Infektionszahlen bei Kindern und Personal haben wir in Abstimmung mit dem Gesamtelternbeirat Ende November entschieden, in den Kindertageseinrichtungen zwei Tests pro Woche verpflichtend zu machen. Die Tests werden jeweils von den Eltern zu Hause durchgeführt und das Testergebnis in einem Formular dokumentiert“, so Bürgermeisterin Annette Bürkner. Das bedeutet, dass ein Kind ohne diese Bescheinigung bisher schon nicht mehr in die Kita durfte. „Die Eltern haben in großer Mehrheit auf diese Regelung positiv reagiert“, berichtet Bürkner. Lollitests könnten den Eltern in ausreichender Menge angeboten werden. Sie sieht dem Start am Montag gelassen entgegen: „Die Testpflicht mit drei Tests pro Woche ist in unserem Fall eine geringfügige Anpassung an bereits bestehende Auflagen.“

Testpflicht ab dem ersten Lebensjahr

Zutrittsverbot
Die Grundzüge der Testpflicht hat das Kultusministerium den Trägern bereits vor Weihnachten in einem Schreiben mitgeteilt. Die entsprechende Verordnung lag bis Mittwoch aber noch nicht vor. Wesentliche Änderungen seien aber nicht zu erwarten, so ein Sprecher des Ministeriums. Drei Schnelltests oder zwei PCR-Tests pro Woche sind ab 10. Januar für den Besuch einer Kindertageseinrichtung und der Kindertagestagespflege Pflicht. Für ungetestete Kinder gilt grundsätzlich ein Zutritts- und Teilnahmeverbot. Die Einrichtungen entscheiden darüber, ob ein Testangebot in der Einrichtung gemacht wird. Die Eltern wiederum können entscheiden, ob sie das Testangebot der Einrichtung wahrnehmen oder zu Hause testen. Werden die Tests daheim gemacht, bestätigen die Eltern der Einrichtung schriftlich das negative Ergebnis. Diese Möglichkeit gilt aber nicht für die Wiedereintrittstestungen, nachdem ein Infektionsfall in der Einrichtung aufgetreten ist. Geplant ist, dass nach einem positiven Fall an fünf aufeinanderfolgenden Tagen getestet werden muss.

Ausnahmen
Die Testpflicht gilt für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr. Von der Testpflicht ausgenommen sind immunisierte Kinder, also von Covid-19 genesene oder geimpfte Kinder und zudem Kinder, an denen ein Test aufgrund einer Behinderung nicht durchgeführt werden kann. Das muss durch eine ärztliche Bescheinigung glaubhaft gemacht werden.

Kosten
Das Land übernimmt die Kosten für die Testpflicht an den Kitas und in der Kindertagespflege zu 100 Prozent. Zusammen mit den ausgeweiteten Tests an Schulen werden dafür weitere 26 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Sicherheitszaun
„Mit zusätzlichen Tests wappnen wir uns dafür, dass die Omikron-Variante auf uns zukommt“, so Kultusministerin Theresa Schopper. Sozialminister Manne Luch appellierte zudem: „Lassen Sie sich impfen, lassen Sie Ihre Kinder über zwölf Jahren impfen – und testen Sie sich regelmäßig per Schnelltest.“