Die neue Attraktion bei Märklin ist eine original Güterzuglok der Baureihe 44. Sie stammt aus Kornwestheim und steht in Göppingen als Dauerleihgabe. Foto: Horst Rudel

Eine 100-Tonnen schwere Lok ist der neue Star bei Märklin. Beim Tag der offenen Tür konnten die Besucher erstmals die Attraktion begutachten.

Göppingen - Das ist eine schöne, historische Fabrik, ich bin so begeistert“, berichtet Jasper von seinem Besuch im Märklin-Stammhaus. Der dänische Familienvater hat mit Freunden Göppingen besucht, um hinter die Kulissen des traditionellen Modellbahnherstellers zu schauen. Und Anregungen für ihre 120 Quadratmeter große Modellbahnanlage in ihrem Vereinsdomizil in Kopenhagen gab es obendrauf. Insgesamt haben rund 15 000 Besucher die Tage der offenen Tür bei Märklin genutzt, um die Originalschauplätze der Märklinproduktion zu erkunden und einen neuen Star zu bewundern.

Die Güterzuglok wird für 40 000 Euro restauriert

„Ein Leben ohne die 44er ist zwar möglich, aber sinnlos“, behauptet Jürgen Nicklich mit Blick auf die neue Attraktion im Märklin-Innenhof: eine original Dampflok der 44er-Baureihe, wie sie in Miniaturgröße auch bei Märklin zu haben ist. Mit so kleinen Formaten gibt sich der Dampfbahnenthusiast Nicklich aus Salach aber nicht ab, sondern restauriert lieber seit Jahren zusammen mit Gleichgesinnten echte Dampfloks.

Auch an dem Göppinger Prachtexemplar, das die Stadt Kornwestheim als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt hat, hat Nicklich bereits gearbeitet und die ehemalige Güterzuglok für ihren ersten Auftritt vor großem Publikum ein wenig aufgehübscht. Die eigentliche, rund 40 000 Euro teure, Restaurierung soll noch folgen für den 100-Tonnen-Koloss, der nach 35 Betriebsjahren 1977 ausgemustert wurde.

Auf den Spuren der 44er Baureihe in der Türkei

Dicht umringt von jungen und älteren Bahnfans erzählt Nicklich an diesem Wochenende viele Geschichten rund um die Lok, die er in und auswendig zu kennen scheint. Immerhin hat er eine eigene 44er zuhause im Garten stehen – als Modell im Maßstab eins zu vier, versteht sich. „Einmal infiziert, immer infiziert“, beschreibt der pensionierte Lehrer seine Begeisterung, die ihn in den 1980er Jahren auf den Spuren der 44er bis in die Türkei brachte, wo die Loks damals noch unter Dampf zu sehen waren. „Das musste ich einfach meinen Söhnen zeigen,“ erklärt er fast entschuldigend, denn seine Frau habe damals das kulturelle Reiseprogramm mehr oder weniger alleine abspulen müssen.

Tatsächlich scheint die Eisenbahnbegeisterung in erster Linie die männliche Spezies zu ergreifen: Auch an diesem Göppinger Märklinwochenende überwiegen die männlichen Besucher bei Weitem. Die Märklinisten seien vor allem am Freitag stark vertreten gewesen, meint Märklinpressesprecherin Isabel Weishar. Am Samstag hätten aber auch zahlreiche Familien das Werk besichtigt, den neuen Märklin-Store im Lokschuppendesign erkundet und die Tafel studiert, die die künftige zweistöckig angelegte Modellbahnanlage in dem geplanten Museum darstellt. Eröffnet werden soll diese neue Attraktion aber erst in der zweiten Jahreshälfte 2019. „Vielleicht komme ich dann wieder“, meint ein Rentner aus Darmstadt, der gerne diesmal schon mehr alte Stücke gesehen hätte.