Die schwangere Svea (Paula Kalenberg) lässt sich von ihrem hinterhältigen Schwiegervater (Harald Krassnitzer) nicht unterkriegen. Foto: ARD

Das Erste will eine „moderne Heimatkomödie“ präsentieren. „St. Josef am Berg“ mixt viel Bekanntes zusammen, vergisst dabei aber den Humor.

Stuttgart - So einen Schwiegervater wünscht man niemandem. Dieser Joseph Pirnegger ist ein hinterhältiger Kerl, ein Strippenzieher, Intrigant und Gschäftleshuber. Seine Gemeinde regiert der Bürgermeister wie ein Diktator, die Angestellten seines Hotels bekommen ihre Kommandos durchs Mikrofon erteilt und die Familie wird von dem Patriarchen mit knappen Ansagen auf Trab gehalten. Wenn Joseph Pirnegger bei Tisch sitzt, schnalzt er mit den Fingern und ruft „Kraut“.

Kurz, wer halbwegs unbeschadet durchs Leben kommen will, würde Reißaus nehmen und möglichst viel Abstand zum Herrn Papa halten. Was aber machen Svea und Peter? Sie sagen ihrem eigenen Leben Adieu, hängen den Job an den Nagel, ziehen ins Hotel des Schwiegervaters in einem Nest in Tirol, um sich tagtäglich beim gemeinsamen Essen vom Senior tyrannisieren zu lassen. Würde „St. Josef am Berg“ im vergangenen Jahrhundert spielen, man würde mitleiden mit den armen jungen Leuten. Aber die neue Serie im Ersten, die nun erst einmal mit zwei Folgen an den Start geht, spielt im Hier und Heute und wird vom Sender angekündigt als „moderne Heimatkomödie um Familienkonflikte und schmutzige Geschäfte“.

Die Schwiegertochter bietet dem Patriarchen Paroli

Nachdem das ZDF mit dem „Bergdoktor“ immer wieder mehr als 6,8 Millionen Zuschauer hat, spielt das Erste nun auch die Bergidyll-Karte aus und schickt einen jungen Tierarzt mit seiner Ehefrau ins Rennen. Ausgerechnet die hochschwangere Svea (Paula Kalenberg) aus Stralsund ist es, die dem Familienoberhaupt Paroli bietet und in die Geschäfte pfuscht. Denn Joseph (Harald Krassnitzer) plant in seiner Funktion als Bürgermeister einen Nationalpark, der, wie sollte es anders sein, die Bergbauern in den Ruin treiben wird. Die aufgeweckte Svea aber, die sich von nichts und niemandem unterkriegen lässt, mischt kurzerhand den Ort auf, weil sie wittert, dass hier etwas gewaltig schief läuft. Sie ahnt: „Das ist alles von langer Hand geplant“ – und kämpft für die Bergbauern.

Zukunft versus Tradition, Kommerz statt Naturschutz, das sind die Eckpfeiler dieser Heimatkomödie, bei der die Bierkrüge beim zünftigen Humtata gehoben werden und sich die depperten Hinterwäldler die Nasen blutig prügeln, während das junge Paar küsst und turtelt und turtelt und küsst. Der Regisseur Lars Montag konnte sich nicht so recht entscheiden, ob er diese Bergwelt nun karikieren oder ernst nehmen will. Lustig ist das Ergebnis in jedem Fall nicht. Denn auch wenn dieser Bürgermeister aus Tirol verdächtig an den Bürgermeister Wöller aus „Um Himmels Willen“ erinnert, fehlt Krassnitzer der Witz von Fritz Wepper. Seine Figur wirkt unausgegoren. Denn wenn es um seine Schwiegertochter geht, ist der Buhmann vom Pinzgau plötzlich ungewöhnlich milde und passt nicht so recht zu seinen angeblich so infamen Intrigen.