Bei einer Pollenallergie kribbelt oft die Nase. Foto: imago

Die Pollen fliegen und die Taschentücher werden gezückt – und das von immer mehr Menschen in der Region. Der Kreis Esslingen führt die Rangliste der Heuschnupfenpatienten in Baden-Württemberg an, wie neue Zahlen der AOK zeigen.

Es schnieft, kribbelt und fließt – und das immer öfter. Die Anzahl der Heuschnupfenpatienten im Landkreis Esslingen steigt seit Jahren immer weiter an, wie aus einer aktuellen Pressemeldung der AOK hervorgeht. Während 2017 von den insgesamt 243 016 Versicherten der Krankenkasse noch 12 074 Personen an einer Pollenallergie litten, waren es 2021 bereits 14 467 Personen. Mit diesen Zahlen führt der Kreis die Rangliste in Baden-Württemberg an.

Zum Vergleich: Im Bodenseekreis gab es 2021 nur 2600 Fälle. Auffällig bei den Zahlen der AOK Neckar-Fils ist die Verteilung der Geschlechter. Bis zum 34. Lebensjahr treffen die saisonalen Beschwerden mehr Männer als Frauen. Mit dem Beginn des 35. Lebensjahrs wendet sich das Blatt und es gibt mehr weibliche als männliche Pollenallergiker. Die Altersgruppen der 30- bis 39-Jährigen und der der 50- bis 59-Jährigen entwickeln besonders häufig eine Allergie.

Klimawandel beeinflusst Pollenflug

Nach Angaben der Medizinerin Sabine Hawighorst-Knapstein von der AOK kann der Anstieg der Zahlen mit dem Klimawandel begründet werden. Weil die Temperaturen immer weiter steigen, hat sich bei einigen Pflanzen die Blütezeit ausgedehnt. Das führt dazu, dass der Pollenflug schon im Januar oder sogar im Dezember beginnen kann und empfindliche Menschen keine pollenfreie Phase mehr haben. Das beobachtet auch Matthias Scheider vom Grünflächenamt der Stadt Esslingen.

Allerdings weist Scheider darauf hin, dass dies kein lokales Phänomen sei und damit nicht erklärt werden könne, warum es im Kreis so viele Heuschnupfenpatienten gibt. „Pollen fliegen über weite Strecken und machen an Landkreisgrenzen nicht halt“, erklärt er. Als auffällig bezeichnet er die großen Höhenunterschiede in Esslingen, die vom niedrigsten zum höchsten Punkt einen Temperaturunterschied von etwa 2,5 Grad Celsius ergeben. Dadurch verlängerten sich im Stadtgebiet Esslingen die Blühzeiträume um ein bis zwei Wochen, was zu erhöhten Belastungen führen könne. „Wenn im Tal die Blüte vorbei ist, schweben die Pollen vom Berg herunter“, sagt Scheider.

Chronisches Asthma droht

Außerdem sorgt der Klimawandel dafür, dass sich in Deutschland Pflanzen ausbreiten, die früher nicht hier wuchsen, berichtet die AOK. Dazu gehört zum Beispiel die Beifuß-Ambrosia, deren Blütenstaub deutlich aggressiver als die Blütenpollen heimischer Pflanzen ist. Von ihr reicht eine Konzentration von mehr als zehn Pollenkörner pro Kubikmeter Luft, um schwere allergische Reaktionen auszulösen. Auch Birken, Haselsträucher, Erlen und Gräser zählen zu den Pflanzen, auf die Menschen besonders häufig allergisch reagieren.

Allerdings: „Ein verstärktes Vorkommen hochallergener Pflanzen im Kreis Esslingen schließen wir, im Vergleich zu den benachbarten Kreisen, eher aus“, sagt Matthias Scheider. Forderungen von Heuschnupfengeplagten, diese Pflanzen zu entfernen, seien beim Grünflächenamt sehr selten eingegangen. Pollen können bei Allergikern tränende Augen, eine laufende oder verstopfte Nase, Hals- und Hautreizungen oder Atemnot auslösen. Besteht der Verdacht einer Pollenallergie, sollte ein Arzt aufgesucht werden, da sich die Symptome im Laufe der Zeit verschlimmern und zu chronischem Asthma führen können.