Der Künstlergarten am Amt für Vermögen und Bau ist behutsam wiederhergestellt worden – und entfaltet zu allen Tageszeiten seine Wirkung. Foto: Joachim Benz

Karlsruher Majolika, Skulpturen aus Eiben und Buchsbaum: Mit hohem Aufwand ist ein alter Künstlergarten restauriert worden.

Heilbronn - Die Sanierung eines Behördenzentrums wäre nicht erwähnenswert, wenn nicht, wie in Heilbronn, dadurch ein Gesamtkunstwerk aus Gebäuden, Gartenflächen und Skulpturen vor dem Verfall bewahrt würde. Denn die Stadt hat damit jetzt ein unverwechselbares Kleinod zurückerhalten. Der Bauherr ist das Land Baden-Württemberg, vertreten durch das dessen Amt für Vermögen und Bau Heilbronn. Sein Amtsleiter, Ingo-Michael Greiner, hat sich mit seinem Engagement für die Erhaltung des von zwei Künstlern geschaffenen Ensembles eingesetzt, unterstützt von dem Landschaftsarchitekten Joachim Benz.

Zwischen 1979 und 1983 haben die inzwischen gestorbene Künstlerin Ingeborg Schäffler-Wolff und der Bildhauer Erwin Wortelkamp das Areal zwischen Land- und Amtsgericht künstlerisch gestaltet. Zu Beginn der Sanierungs- und Restaurierung bekamen sie ein Mitspracherecht für die neue Fassadengestaltung der Nachkriegsgebäude. Auch da hatte man schon die Idee eines Gesamtkunstwerkes verfolgt. Doch durch Nutzungsänderungen, Renovierungen, neue Anforderungen an die Außenräume (oberirdische Parkplätze für die beiden Einsatzfahrzeuge der Polizei), die natürliche Alterung verwendeter Materialien und die Klimaänderung war der Bereich zusehends unansehnlich geworden.

Der Buchsbaumzünsler hat offenbar nichts gegen Kunst

Das ist jetzt repariert: Von hoher Symbolkraft sind die beiden wuchtigen „Amtssitze“ auf dem Areal, die nach der Vorgabe von Schäffler-Wolff aus riesigen Eibenhecken herausmodelliert wurden. Sie und weitere skulptural gestaltete Eiben- und Buchshecken hat der Buchsbaumzünsler bisher verschont. „Wir haben auch kräftig gespritzt“, sagt Benz.

Terrassierte Flächen, teilweise belegt mit weißer Keramik, geben dem Auge Ruhe, die in türkis ausgeführten Wasserläufe reichen bis in die Gebäude und strukturieren das Areal. Sie konnten aus Restbeständen eines unwiederbringlichen Materials saniert werden: aus Karlsruher Majolika. Um es zu schonen, werden Plexiglas-Überdachungen darübergelegt. Denn Greiner möchte, dass dieser Ort wiederbelebt wird, von Passanten in der Mittagspause, von Studenten aus dem nahe gelegenen Wohnheim. Die Gestaltung des Areals, davon ist er überzeugt, sei damals ein großer Wurf gewesen.

Stahl, der nicht rosten darf, ist einfach zerbröselt

Den Garten zu retten kostete bisher 3,7 Millionen Euro, das Land hat übernommen. Nachdem inzwischen Kunst am Bau bei öffentlichen Bauten längst nicht mehr verpflichtend ist, ist das Heilbronner Vorgehen schon ein Musterbeispiel. Das gilt auch für den Umgang mit der riesigen zweiteiligen Skulptur, die Erwin Wortelkamp 1983 geschaffen hat. Sie heißt in Anlehnung an den Standort „Fleiner Tor“, ihre Grundidee von „fragmentiertem Körper“ erinnert an die Zerstörung Heilbronns im Krieg und ist kunsthistorisch gesehen eine Antwort auf Georg Baselitz’ „Modell für eine Skulptur“, für Biennale in Venedig 1980 gemacht. Eigentlich darf das Material Cortenstahl nicht rosten, doch als man die Skulptur wegen der Renovierung der Fassaden abbauen musste, drohte sie zu zerbröseln. Mehrfach kam Erwin Wortelkamp nach Heilbronn, begleitete die Restaurierung und die neue Aufstellung, malte die fixierenden Eisenbänder eigenhändig an. 30 000 Euro gab das Land dafür aus.

Was Joachim Benz mit der Neugestaltung des Gartens gelang, ist in einer Stadt, die im kommenden Jahr die Bundesgartenschau ausrichtet, beispielgebend. Wintergrünes Gras liefert die Grundmatrix, Zwiebelpflanzen und früh blühende Anemonen setzen im Frühjahr Akzente, gefolgt von Goldwolfsmilch im Sommer. Jetzt leuchten die Blätter des Hartriegels im neuen Lichtkonzept auch nachts und wirken am Boden wie Rosenblätter. Den Hartriegel hatte Schäffler-Wolff noch selbst gepflanzt.