Stuttgart lockt: Die Stadt zieht die Menschen nicht nur wegen des hübschen Schlossplatzes an, sondern vor allem wegen der guten wirtschaftlichen Situation. Foto: Leif Piechowski

Neubürger der Stadt und der Region Stuttgart sollen von Juli an im Willkommenszentrum Stuttgart und dem Welcome Center für internationale Fachkräfte begrüßt und beraten werden. Beide Anlaufstellen sollen unter einem Dach kooperieren.

Neubürger der Stadt und der Region Stuttgart sollen von Juli an im Willkommenszentrum Stuttgart und dem Welcome Center für internationale Fachkräfte begrüßt und beraten werden. Beide Anlaufstellen sollen unter einem Dach kooperieren.

Stuttgart - Die Auftaktveranstaltung im Stuttgarter Rathaus war der Startschuss für eine Aufbauphase. Von Anfang Januar bis Ende Juni 2014 will Gari Pavkovic, der Integrationsbeauftragte der Landeshauptstadt, das Konzept für ein Willkommenszentrum erarbeiten, das dann von Juli an umgesetzt werden soll. Denn trotz der vielen Behörden und Beratungsstellen, die sich um Stuttgarter Neuankömmlinge bisher kümmern – eine zentrale Anlaufstation zur Erstberatung fehlt. Angedacht ist nun ein breit gefächertes Beratungsangebot, das sich mit einem Internetauftritt präsentiert und E-Mail-Anfragen entgegennimmt. Auch die telefonische und persönliche Beratung soll aber, sogar ohne Termin, möglich sein.

Pavkovic erwartet vielfältige Fragen zu den Themen Einreise, Arbeit, Bildung und Wohnen, zudem zu Freizeitangeboten oder sozialen Kontaktmöglichkeiten. Sicher ist, dass der Service zunächst in deutscher und englischer Sprache vermittelt wird, Pavkovic sieht darüber hinaus aber Bedarf an weiteren Sprachangeboten. Neben Einzelberatungen will das Willkommenszentrum auch einen Welcome Club für Neubürger einrichten, gerade dabei ist man jedoch auf das Engagement von Vereinen oder Bürgerinitiativen angewiesen.

Das Angebot richtet sich an alle Neu-Stuttgarter. Den größten Bedarf sieht Pavkovic aber bei Zuwanderern aus der Europäischen Union (EU) oder anderen Kontinenten. Das Stuttgarter Bürgerbüro deckt zwar eine Vielzahl der Anfragen von Neubürgern aus dem Umland ab. Doch die wachsende Zahl der aus dem Ausland kommenden Zuwanderer und angeworbene Fachkräfte oder international Studierende tun sich mit der Orientierung in der Region oftmals schwer. „Wenn wir eine Menge Ingenieure anwerben, haben wir nicht viel gewonnen, wenn der Übergang zu einer Arbeitsstelle später nicht klappt“, sagt der Stuttgarter Integrationsbeauftragte.

Leitsatz: „Die Menschen sollen mit ihren Familien herkommen und hier eine Heimat finden“

An dieser Stelle setzt künftig das Willkommenszentrum an, das eng mit dem Welcome Center für internationale Fachkräfte zusammenarbeiten soll. Walter Rogg von der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart sieht ebenfalls großen Bedarf an einer ganzheitlichen Strategie zur Integration von Neubürgern. „Die Menschen sollen mit ihren Familien herkommen und hier eine Heimat finden“, zitiert Rogg den Leitsatz der beiden Willkommenszentren. „Wir wollen nicht die Arbeitskräfte anwerben und ausnutzen, wir wollen eine Heimat sein.“

Rogg strebt an, mobilitätsbereite Fachkräfte und Studierende über berufliche Möglichkeiten in der Region Stuttgart zu informieren. Das Welcome Center soll Einzelberatungen, Online-Angebote aber auch To-do-Listen anbieten und so um internationale Fachkräfte werben. Dabei sei eine enge Zusammenarbeit mit anderen Fachdiensten wie der Stadtverwaltung, Bildungseinrichtungen oder der Ausländerbehörde wichtig.

Gemeinsam sollen das Willkommenszentrum und das Welcome Center in der Stuttgarter Innenstadt selbst eine Heimat finden. Neben einem Empfangsbereich sind mehrere Büroräume und ein großer Veranstaltungsraum geplant. Der ideale Standort scheinen bis jetzt die freien Räume des Alten Waisenhauses zu sein. „Dort ergeben sich die meisten Synergieeffekte, bis Ende Januar wollen wir uns festlegen“, sagt Pavkovic.

Eineinhalb Stellen stehen dem Willkommenszentrum zur Verfügung, das Welcome Center wird voraussichtlich aus zwei Mitarbeitern bestehen, die im Präsenzbetrieb und in der Beratung tätig sein werden. Ob die Anzahl der Mitarbeiter ausreicht, ist bisher noch ungewiss. „Wie stark die Zentren in Anspruch genommen werden, ist uns komplett unbekannt“, sagt Pavkovic.

Um die Zivilgesellschaft, Hochschulen und die Fachdienste der Region mit ins Boot zu holen, diente die Auftaktveranstaltung außerdem dem Austausch über die wichtigsten Fragen. Auch sollten mögliche Stolpersteine auf dem Weg zu beiden Willkommenszentren erkannt werden. Denn Rogg und Pavkovic wissen beide, dass nur durch die Zusammenarbeit vieler Parteien Integration gelingen kann. „Ich freue mich auf ein zwar arbeitsreiches, aber bestimmt gutes Jahr“, sagt Rogg.