Göksel Zorlu, Geschäftsführer Grund Immobilien Bau (links) schaut zusammen mit Heinz Ehrle und Christina Mayer in der alten Turnhalle Fotos von früher an. Foto: Karin Ait Atmane

Trotz der schwierigen Situation im Bausektor entstehen in zentraler Lage in Wernau 17 neue Wohnungen. Damit diese für Käufer finanzierbar sind, hat der Investor sie neu zugeschnitten. Das sind die Hintergründe.

Mitten in Wernau, in zweiter Reihe hinterm Gasthaus Rössle, entstehen zwei Neubauten mit insgesamt 17 Wohnungen. Der Bauträger Grund Immobilien Bau hat angesichts der Krise am Wohnungsmarkt die ursprünglichen Pläne komplett überarbeitet, „damit die Wohnungen für die Leute finanzierbar bleiben“, wie Geschäftsführer Göksel Zorlu sagt. Diese Strategie scheint aufzugehen: Bis auf vier Wohnungen sind alle verkauft.

 

Baukrise hin oder her: „Wir müssen bauen, wir leben ja davon“, sagt Zorlu. Zumal der Bedarf groß und Wohnraum nach wie vor knapp sei in Deutschland. Aber aufgrund der gestiegenen Baupreise und vor allem der gestiegenen Zinsen lahmt der Immobilienmarkt, insbesondere, was Neubauten angeht. Auch in Wernau kennt man dieses Problem: Im Dezember hat der Gemeinderat zugestimmt, bei einem der Bauträgergrundstücke im Neubaugebiet Adlerstraße Ost III das vertragliche Wiederkaufsrecht auszuüben. Offenbar kann oder will der entsprechende Bauträger sein Projekt nicht umsetzen.

Gebaut wird nach Standard KfW40

Die Grund Immobilien Bau hält an ihren Vorhaben fest, hat aber in der Johannesstraße neu kalkuliert und die Wohnungsgrundrisse in den bereits geplanten Mehrfamilienhäusern verkleinert. „Dadurch können sich die Leute das leisten“, sagt Eva Böhm, Vertriebsleiterin des Unternehmens. Jetzt werden acht Zwei-Zimmer-Wohnungen gebaut, fünf Drei-Zimmer-Wohnungen und vier 3,5- bis 4-Zimmerwohnungen. Gerade die kleinen Einheiten hätten sich sehr gut verkauft und auch Kapitalanleger angesprochen, sagt Böhm. „So entstehen auch neue Mietwohnungen in Wernau“, meint sie. Für die Käufer seien zudem Förderkredite und Sonderabschreibungen interessant, die aufgrund der hohen Energieeffizienz – gebaut wird nach Standard KfW40 – möglich sind.

Generell seien die Baukosten nach wie vor hoch, erklärt Zorlu, Verhandlungen mit den Baufirmen und Handwerkern aber möglich. Zu den Grundsätzen des Unternehmens gehört, mit eigenen Bauleitern zu arbeiten und die Gewerke einzeln zu vergeben.

Das Grundstück liegt im Bereich des 1981 aufgestellten Bebauungsplans „Schulstraße/Karlstraße 2“. Nach Angaben seiner vorigen Besitzer lag aus dieser Zeit bereits die Genehmigung für ein Mehrfamilienhaus vor, das aber nie umgesetzt wurde. Die Grund Immobilien Bau hat die Fläche im Oktober 2022 erworben. Neben den Grundrissen hat sie nach dem ersten Baugesuch weitere Details angepasst. Insgesamt dauerte es den Angaben des Unternehmens zufolge rund zwei Jahre, bis eine Baugenehmigung vorlag. Die langen Verfahren seien generell ein Problem, stellt Zorlu fest, auch sie trügen erheblich dazu bei, dass manches Projekt unrentabel werde.

Bäume wurden schon gefällt

Aber jetzt soll es zügig vorangehen, der Abrissbagger steht bereits vor der alten Turnhalle. Sie wurde 1927 vom damaligen TSV Steinbach erbaut, ihren 100. Geburtstag wird sie also nicht mehr erleben. Viele jüngere Wernauer wissen gar nicht, dass auf der Obstwiese beim Fußweg hinterm ehemaligen Gasthaus Rössle noch eine alte Sportstätte steht. Diejenigen, die einst hier geturnt haben, erinnern sich aber noch sehr gut. Bei einem Termin mit dem Bauträger konnten kürzlich TSV-Mitglieder noch einmal die alte Turnhalle betreten, an deren Decke noch die Aufhängungen für die Ringe angebracht sind. „Da drüben stand mal der Ofen“, stellte Christina Mayer fest, die früher hier turnte und deren Vater sehr aktiv im Verein war. Schon Stunden vor dem Training musste eingeheizt werden. Heinz Ehrle, selbst lange Jahre aktiver Turner, hat noch alte Fotos, die die damalige Riege und die Halle zeigen. Sie hatte anfänglich einen harten Steinboden, später wurde der Holzdielenboden eingebaut, der zwar schadhafte Stellen hat, aber für sein Alter noch erstaunlich gut erhalten ist. Geturnt wurde auch draußen zwischen den Obstbäumen. Sie sind für das Neubauprojekt bereits gefällt worden. Dort, wo heute der Fußweg hinterm ehemaligen Rössle verläuft, plätscherte damals noch der Bodenbach.

Wohnungsbau trotz Krise

Bahnhofsgebäude
Die Grund Immobilien Bau als örtlicher Bauträger und Projektentwickler ist auch Vertragspartner für das Wohn- und Geschäftshaus direkt am S-Bahnhof, das allerdings noch in der Warteschleife hängt: Hier läuft derzeit das Bebauungsplanverfahren. Bereits in Wernau umgesetzt hat das Unternehmen Reihenhäuser im Sulzburg- und im Rauberweg.

Neue Projekte
Das Neubauprojekt in der Johannesstraße läuft unter dem Namen „Neckaroase“ (www.neckar-oase.de, Telefon 07 11 / 2 48 48 09 14). Ein weiteres Projekt mit 14 Wohnungen ist im Hohenstaufenweg im Gebiet Adlerstraße Ost III geplant.