Die Filstalbrücke bei Mühlhausen im Täle ist ein imposantes Bauwerk. Wurde beim Bau betrogen? (Archivbild) Foto: dpa/Christoph Schmidt

Ist beim Bau der Filstalbrücke im Zuge der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm betrogen worden? Dem geht die Staatsanwaltschaft Stuttgart derzeit nach.

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart beschäftigt sich derzeit mit dem Bau der Filstalbrücke im Zuge der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm. Ein Sprecher der Behörde sagte an Dienstag, es werde wegen Verdachts des gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs gegen sechs Personen ermittelt. „Es steht unter anderem der Verdacht im Raum, dass mehr Arbeitskräfte und mehr Material abgerechnet wurden, als tatsächlich benötigt wurden.“ Es gehe insgesamt um sechs an dem Projekt beteiligte, „nicht-bahneigene“ Unternehmen. Zunächst hatte der Südwestrundfunk darüber berichtet.

Der Sprecher der Anklagebehörde sagte, derzeit werde von einem Mindestschaden im mittleren sechsstelligen Bereich ausgegangen. Ob auch Bautagebücher manipuliert wurden, sei Gegenstand der Ermittlungen. Solche Bücher sind laut SWR gesetzlich vorgeschrieben und dienen dazu, den Fortschritt von Bauprojekten zu dokumentieren. Es werden dabei sämtliche relevante Vorgänge erfasst wie die Beteiligung einzelner Gewerke, der Einsatz von Materialien und das Auftreten möglicher Mängel.

Bahnsprecher äußert sich zu Ermittlungen nicht

Ein Bahnsprecher wollte sich zu den Ermittlungen nicht äußern. Er betonte aber: „Ungeachtet dessen gibt es keine Ermittlungen gegen die Deutsche Bahn.“ Das baden-württembergische Verkehrsministerium nannte es gut, dass die Staatsanwaltschaft prüfe, was an den Vorwürfen dran sei. „Eine umfassende Aufklärung ist auch im Sinne des Landes dringend geboten.“

Der SWR berichtete, interne Unterlagen legten nahe, dass die Filstalbrücke mindestens das Dreifache des ursprünglich kalkulierten Preises gekostet habe. Demnach waren zunächst 50,1 Millionen Euro an Baukosten vorgesehen. Laut einer für den Zeitraum bis zur Fertigstellung im Dezember 2022 durchgeführten Kalkulation seien Kosten von 146 Millionen bis 161 Millionen Euro veranschlagt, so der Südwestrundfunk.

Der Bahnsprecher sagte zu den angeblichen Kostensteigerungen, die Schlussabrechnung liege noch nicht vor. „Die Baukosten für die Filstalbrücke sind im vom Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG genehmigten Gesamtwertumfang der Neubaustrecke Wendlingen–Ulm in Höhe von 3,985 Milliarden Euro enthalten; dieser ist weiterhin stabil.“